Kapitel 10: Verletzt

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Lucia (p.o.v)

"Ich hab einfach das Gefühl es ist real gewesen" sagte Lucia zu Sarah.
Sie war den ganzen Tag planlos durch das Dorf gelaufen, bis Sarah sie gefragt hatte was los war.
Jetzt saßen sie auf einer Bank am großen Platz.
"Gruselig. Ich könnte mir nicht vorstellen aufzuwachen und einen Werwolf in meinem Zimmer zu sehen" entgegnete sie.
"Ja, aber das schlimmste kommt erst noch" Fügte Lucia hinzu.
"Was denn? Oh mein Gott er hat dich zerfleischt!! Oder schlimmer!! Gibt's da eigentlich was schlimmeres?" Fragte Sarah sich selbst.
"Nein und ja. Er hat..." Sie unterbrach sich selbst.
"Sag schon" meckerte Sarah als sie nicht weiter sprach.
"Er hat sich in einen Menschen verwandelt und mich... geküsst" beendete Lucia ihren Satz.
"O... K... Das ist merkwürdig. Aber nicht schlimm, so einen Traum hat doch jeder mal" beruhigte Sarah sie.
"Na jaaaa"
"Da kommt noch mehr?"
"Ja. Es schien mir... zu... gefallen" stotterte Lucia.
Als sie aufsah saß Sarah mit offenem Mund und aufgerissenen Augen da und starrte sie an. Vorsichtig hob Lucia eine Hand und klappte ihren Mund wieder zu. Das schien Sarah aus ihrer Starre zu befreien.
"Ich glaub's nicht. Meine beste Freundin ist eine Perverse" sagte sie.
"HEY!!!" Rief Lucia empört.
Spielerisch schlug sie Sarah auf die Schulter.
"Aua" sagte diese und fing mit ihrem gekünstelten heulen an.
"Memme" sagte Lucia nur und stand auf.
"Sei nicht immer so gemein zu mir" lachte Sarah.
"Das ist äußerst schwer, wenn du immer anfängst" entgegnete Lucia.
"Wollen wir zu Jack? Fragte Sarah.
"Ja klar" antwortete sie kurz.
Sie wollten gerade los Richtung Bäcker, als sie eine große Menschenmenge auf der anderen Seite des großen Platzes bemerkten. Verwirrt sahen sie sich an und gingen ebenfalls zu den versammelten Dorfbewohnern. Sie quetschten sich durch die Menge, bis sie etwas sehen konnten.
Es stand ein Karren auf der Straße und zwei Männer waren dabei einen jungen Mann von der Ladefläche zu hieven. Er stellte sich vorsichtig auf die Beine, wurde von den Männern aber sofort wieder zu Boden geworfen. Einer der Männer packte ihn und warf ihn in den Schnee.
"Darf ich vorstellen meine lieben Damen und Herren... euer Werwolf" Rief er quer über den Platz.
Alle rangen erschrocken nach Luft und wichen zurück. Nur Lucia blieb wo sie war. Sie betrachtete den jungen Mann genauer.
Er trug schwarze Kleidung mit einer Kapuze weit übers Gesicht gezogen. Doch sie konnte seine Augen glühen sehen. Diese Augen kamen ihr nur allzu bekannt vor.
Da fiel ihr auf, dass er sich seine rechte Schulter hielt. Als sie genauer hin sah erkannte sie die riesigen, dunklen Flecken, die man fast nicht sah. Er war verletzt.
Sofort stürmte sie nach vorn und stellte sich zwischen die Dorfbewohner und den jungen Mann. Die anderen sahen sie verwirrt an.
"Seht ihr denn nicht, dass er blutet? Er brauch sofort eine Kräuterhexe" sagte sie mit ruhiger Stimme.
"Wenn er wirklich der Werwolf ist sollten wir ihn lieber gleich töten" Rief eine Stimme aus der Menge.
Die anderen stimmten dem unbekannten Mann zu.
"Denkt doch mal nach, benutzt wenigstens ein mal euren Verstand. Auch wenn er der Werwolf wäre, hätten wir keine Beweise dafür" sagte sie mit einem boshaften Seitenblick auf die Männer vom Karren.
"Außerdem, wenn wir ihn jetzt töten und der Wolf heute Nacht wieder auftaucht, haben wir grundlos einen Menschen getötet. Wollt ihr etwa das Blut eines Unschuldigen an euren Händen kleben haben?" Fügte sie hinzu und sah in die Runde.
Alle hatten ihre Blicke gesenkt.
"Hab ich's mir doch gedacht. Also bringt ihn zu einer Kräuterhexe und zwar schnell" sagte Lucia.
"Auch wenn es stimmt was du sagst. Finde mal eine Kräuterhexe die einen potentiellen Werwolf behandelt" sagte eine Frau aus der ersten Reihe.
Sie hatte Recht. Niemand würde ihn aufnehmen. Niemand außer...
"Dann mach ich es eben selbst" sagte sie.

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