Kapitel 11: Behandelt

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Lucia (p.o.v)

Lucia hatte darauf bestanden, dass der junge Mann ein Einzelzimmer bekam, was ihre Mutter natürlich erlaubte, da sie keinen Ärger mit einem Werwolf wollte.
Darüber hatte Lucia nur die Augen verdreht. Jetzt saßen sie und der junge Herr vor einem prasselnden Kamin auf einem Bett.
Er sah sie nicht an, was sie nicht verstand. Sie hatte ihm geholfen dem Tod zu entkommen. Ein Dankeschön wäre wenigstens angebracht.
Nach weiteren Minuten des Schweigens stand sie auf und stellte sich direkt vor ihn. Nun wanderte sein Blick endlich zu ihr.
"Ausziehen" sagte sie und zeigte auf seine Kleidung.
Er sah kurz von ihr zu seiner Kleidung und zurück, bevor er etwas erwiderte.
"Seid ihr verrückt? Nein" sagte er.
Das war das erste Mal, dass sie seine Stimme gehört hatte. Und schon bei diesen wenigen Worten schmolz sie dahin. Was war nur los mit ihr?
"Hört zu, entweder ihr legt eure Kleider freiwillig ab oder ich muss sie euch abnehmen" sagte Lucia und bereute es sofort.
"Ihr wollt mir also die Kleider vom Leib reißen? Normalerweise tue ich sowas nicht, aber bei euch mache ich eine Ausnahme" scherzte er.
Er scherzte doch oder?
So langsam wurde sie wütend.
"Jetzt hört ihr mir mal zu! Ich weiß ganz genau was ihr seid, also entweder lasst ihr mich jetzt eure Wunden untersuchen, oder ich schicke euch zurück nach draußen" fauchte sie.
"Und ich habe euer Leben verschont, also zeigt etwas mehr Respekt" knurrte er sie an.
Sofort schlug er sich die Hand vor den Mund und sah sie entsetzt an.
Lucia starrte nur mit aufgerissenen Augen zurück.
"Ich wusste es" hauchte sie.
Sie ließ sich vor ihm auf die Knie sinken und senkte ihren Blick auf den Boden, der plötzlich sehr interessant zu sein schien.
"Es tut mir aufrichtig leid. Es war nicht meine Absicht euch zu verärgern" sagte sie leise.
Als sie aufsah blickte sie in überraschte Augen. Sie hatten eine graue Färbung die schon fast an Silber grenzte und sie sahen direkt in ihre.
"Ach Kuhmist" murmelte er und zog sich sein Oberteil über den Kopf.
Sein gut trainierter Oberkörper kam zum Vorschein und Lucia stockte kurz der Atem. Das hatte sie noch nie gesehen. Viele Holzfäller, sowie auch ihr Vater, der später Opfer eines Werwolfs wurde, hatten oben ohne gearbeitet. Aber DAS!!!
Das war eine völlig andere Klasse.
Schlussendlich glitt ihr Blick zu seinem Gesicht. Es war kantig und leicht vernarbt. Eine Narbe zog sich quer über sein Auge. Von ihr aus rechts. Hohe Wangenknochen und volle Lippen wie sie nur Gott erschaffen konnte.
Langsam stand sie auf und ging zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes.

Fenris (p.o.v)

Als sie sich wieder links neben ihn setzte wandte er sich ihr zu, damit sie besser an die Wunden ran kam.
Ihr Blick hatte eine Sekunde zu lange an seiner Brust geklebt und er hatte das verlangen in ihren Augen gesehen. Sie wollte ihn genauso sehr wie er sie.
Lucia hatte eine kleine Schale in der Hand mit einer Art Paste. Davon nahm sie etwas und sah ihm kurz in die Augen.
"Das könnte brennen" sagte sie bevor sie die Paste auf den langen Kratzer auf seiner Brust schmierte.
Er zuckte kurz zusammen, aber keinesfalls weil es weh tat.
Sie sah so wunderschön aus wenn sie sich konzentrierte. Ihre Augen funkelten dann immer auf diese Weise Art. Als wüsste sie alles.
Sie verband die Wunden mit einem Stück Stoff und wiederholte den Prozess an seinem Oberarm.
Als sie fertig war, sah sie ihn nicht an.
"Kann ich euch etwas fragen?" Fragte sie.
Er konnte ihre Nervosität spüren.
"Natürlich" antwortete er kurz.
"Wie lautet euer Name?" Fragte sie.
Er zögerte.
"Fenris" sagte er.
"Was bedeutet das?" Fragte sie weiter.
Sie zeigte auf das Mahl auf seinem linken Brustkorb.

"Es zeigt meinen Rang" erklärte er.
"Heißt?"
"Ich bin der Alpha. Ich bestimme in diesem Wald" sagte er.
"Und wenn ich etwas will, dann nehm ich's mir" hauchte er ihr ins Ohr.

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