Kapitel 6

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POV: Stegi

In der Klasse angekommen setzte ich mich sofort auf meinen Platz, da die Lehrerin gleich kommen sollte. Als sie aber nach 5 Minuten nicht kam, stutzte ich. Frau Schwarz würde nie zu spät kommen.

Nervös holte ich einen Block raus und begann zu zeichnen, um mich etwas zu beruhigen. Die Klasse begann ebenso unruhig zu werden und alle begannen durch einander zu reden.

Die beiden hinter mir, Nick und Daniel, lachten die ganze Zeit und nach einiger Zeit bagannen sie mir auch Papierkügelchen an den Kopf zu werfen.

Ich wurde wütend und traurig, traute mich aber nicht was zu sagen oder was dagegen zu machen. Sie gehörten zu Chris' Gruppe. ,, Ob er jetzt wieder heulen wird?", hörte ich Nick fragen.

Und tatsächlich, nur von dieser lächerlichen Geste brannten die Tränen unter meinen Augen. Ich war halt einfach sentimental, das hatte aber nichts mit der Sache, dass ich schwul war, zu tun.

,,Die Schwuchtel kann ja auch nichts anderes ausser heulen", lachte Daniel. Sofort stimmte Nick mit ein und ich hatte die Hoffnung, dass sie mir wenigstens nichts in der Klasse antun würden.

Diese Hoffnung zerplatzte aber, als das Lachen stoppte und Nick sich neben mich auf den sonst leeren Platz fallen ließ. Mein Körper verspannte sich stark und ich konnte das Zittern gerade noch so unterdrücken.

Nick und Daniel waren sich einig, mir das Leben zur Hölle machen zu wollen. und das nur weil ich schwul war. Ich wette, dass mindestens einer von denen selbst schwul war, aber sich nicht traute das zu zu geben.

Nick, welcher immer noch neben mir saß, legte seinen Arm um meine Schultern. Ich musste fast kotzen, als ich die Menge seines Deo's roch. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu wenden, doch er verstärkte ihn durch meine Versuche nur noch.

Wo sind Lehrer eigentlich, wenn man sie wirklich braucht? Meine Klassenkameraden interessierte es nicht, was sie mit mir machten, oder sie trauten sich nicht etwas dagegen zu tun.

,,Na, wie geht's meiner Lieblingsschwuchtel so?", säuselte er. ,,Gut", zischte ich. ,,Na, na, nicht so böse! Wir wollen ja nicht das Chris dir Manieren beibringen muss, oder?", sagte er jetzt immer noch in der aufgesetzt netten Stimme.

,,Nein", flüsterte ich, wärend mir mein Herz in die Hose rutschte. ,,Gut", grinste er. Er kam mir immer näher und saß schon halb auf meinem Stuhl. Neben ihm sah ich aus wie ein Kind.

Mit meinen 1.68 war das aber auch nicht schwer. Er war etwa 1.80 groß, hatte schwarze hochgegeelte Haare und sah eigentlich recht gut aus. Wäre er nicht so ein großes Arschloch, wäre er voll mein Typ.

,,Weißt du worauf ich jetzt Lust hätte?", flüsterte er. Mein Hals wurde trocken und er dachte garnicht daran, wieder von mir weg zu rücken. ,,N-ein". Meine Stimme zitterte. Von hinten konnte ich hören, dass Daniel sich mit anderen unterhielt.

Nick küsste meinen Hals, was mich unkontrolliert zittern ließ. Meine Atmung war auch schon lange über dem Normalfall. Wieso tat Nick das? Ich dachte er ist gegen Schwule? Wahrscheinlich will er mich einfach nur bloßstellen.

Ich musste leider leise keuchen, als er sich an meinem Hals festsog. Um ihm mehr Platz zu geben, legte ich meinen Kopf schief und schloss meine Augen genießerisch. Doch plötzlich stoppte er und ich hörte ein "Klick".

Erschrocken öffnete ich meine Augen wieder und sah genau auf das Handy von Finn, das auf mich gerichtet war. Nick, der sich wieder von mir entfernt hatte, wischte sich angewiedert mit dem Ärmel über den Mund.

Daniel drückte ihm einen Fünfer in die Hand und alle begannen mich auszulachen.

Jetzt konnte ich es nicht mehr halten. Stumm flossen mir die Tränen über die Wangen und ich schwor mir, mich irgendwie zu rächen. Ich wusste auch ganz genau, wie ich das anstellen sollte und ich wusste auch, dass Zoe mir helfen würde.

Sofort vesrtummten alle, als Frau Schwarz gestresst rein kam. ,,Es gab einen Vorfall in der Paralelklasse", entschuldigte sie ihre Verspätung.

Während sie die Anwesend-Liste durchging, wurden mir wieder Papierkügelchen in den Nacken geworfen. Die restliche Stunde verging ziehend langsam.

Hin und wieder wurden mir Beleidigungen zugeworfen, als Frau Schwarz sich wegdrehte, aber eigentlich war es wie sonst auch. Trotzdem bereitete mir das Foto von eben Bauchschmerzen.

Was haben sie damit vor? Wie in der Pause davor, verkroch ich mich in der Toilette. Sie war eh nie besetzt. Meine Tasche hatte ich diesmal aber dabei, da wir gleich Sport haben würden.

Mein Handy vibrierte und ich konnte auf dem nun hellen Bildschrim das Wort "Zoe" lesen. Ich nahm ab, um Zoe am anderen Ende schluchzen zu hören. Sämtliche Alarmglocken in mir drin meldeten sich.

,,Zoe? Zoe? Was ist los?", fargte ich. ,,S-tegi, i-ch brauch d-eine H-ilfe", schluchzte sie. ,,Wo bist du?". Ich schwang meine Tasche wieder über meine Schulter. ,,Im Flur vor deinem Klassenzimmer, ich dachte du bist noch dort".

Ich stürmte durch die Tür auf den Flur, rannte auf Zoe zu und schloss meine Arme sofort um sie. Sie vergrub ihren Kopf in meiner Schulter, wimmerte und heulte Rotz und Wasser.

,,Shhh, was ist denn überhaupt passiert?", fragte ich sie ein wenig hilflos. Ich fühlte mich nutzlos, da ich nicht wusste wie ich sie beruhigen soll. ,,Vater...neue Freundin...umziehen...Amerika", das waren die einzigen Worte, die ich verstand.

Langsam verstand ich, was sie mir sagen wollte. ,,Nein", brachte ich noch herraus, bevor ich auch begann zu weinen. Ich weiß nicht wie lange wir dort standen, aber irgendwann wurden wir von einer verwirrten Frau Schwarz gefunden.

,,Stegi? Zoe? Was macht ihr noch hier, habt ihr keinen Unterricht", fragte sie. Da Zoe ihren Kopf immer noch in meiner Schulter vergraben hatte, antwortete ich.

,,Doch, aber Zoe geht es nicht so gut und ich wollte sie zum Arzt bringen", meine Stimme klang unerwartet fest. Ihr strenger Blick verflog sofort und wechselte zu einem besorgten. ,,Oh, kann ich vielleicht helfen?". ,,Nein, ich schaff das schon", winkte ich ab.

Halbherzig nickte sie und verschwand in einem anderen Klassenraum.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt