Kapitel 45

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POV: Tim
Konnte dieser Volldepp denn nichts alleine machen? Nicht mal auf einen Welpen aufpassen kriegte der alleine auf die Reihe! So gelassen wie möglich grinste ich in die Reihe und beantwortete die Fragen der Anderen. Kein Wunder, dass sie so einen großen Aufstand machten. Schließlich rannte ein Wolf nicht jeden Tag einfach so über den Schulhof.

Das Gefasel der Anderen wurde durch die schrille Klingeln unterbrochen, das den Schulschluss signalisierte. Schnell bahnte ich mir einen Weg durch die anderen Schüler, um meine Tasche zu holen. Die hatte ich ja natürlich im Klassenraum liegen lassen.

Flink zog ich sie auf meine Schulter und machte mich mit ihr auf den Weg zum Parkplatz. Gerade wollte ich die wenigen Stufen zu ihm hinauf gehen, als ich am Arm gepackt wurde. Erschrocken blickte ich in das Gesicht von Ryan, der sich einen Finger vor den Mund hielt und mit dem zweiten auf meinen Fahrer zeigte, der ungeduldig auf seine Uhr sah.

Ich verstand sofort und folgte ihm unauffällig. Später hätte ich noch genug Zeit, um ihn zur Rede zu stellen. An dem Tor angekommen, blieb er stehen und vergewisserte sich, dass keiner zuhören konnte. Abwartend sah ich ihn an. ,,Ich hab Scheiße gebaut", fing er an. ,,Ich weiß", sagte ich gleichgültig. Schließlich wusste ich ja, dass er Luke "verloren" hatte.

,,Du weißt es?", fragte er perplex. ,,Ja?", fragte ich und machte ihn dabei nach. Ich war immer noch sauer, weil er den Kleinen hat laufen lassen. Ihm hätte sonst was passieren können. ,,Puh, also hilfst du mir?" Sofort wirkte er entspannter. ,,Du wirst es doch wohl alleine schaffen Luke zu finden", grummelte ich.

Darauf hatte ich echt keinen Bock. Kaum hatte ich das gesagt, wirkte er wieder angespannt. ,,Ne, ne, der sitzt schon bei mir Zuhause", nuschelte er. ,,Bei was soll ich dir denn dann helfen?", hakte ich verwirrt nach. ,,Kann ich dir das auf dem Weg erklären?", fragte er zögernd. ,,So schlimm kann es doch nicht sein", seufzte ich.

,,IchhabJemandenverwandelt", ratterte er so schnell herunter, dass ich Probleme hatte, ihm zu folgen. ,,Du hast was?!", schrie ich schon fast. ,,Er hatte meinen Bruder bedroht!", versuchte er sich herraus zu reden. ,,Und wobei soll ich dir jetzt helfen?", fragte ich entsetzt. Natürlich kannte ich mich mit dem ganzen Vampir-Zeug nicht aus.

Ich war ja schließlich auch ein Werwolf und keiner von ihnen. Wobei sollte ich ihm jetzt also helfen? ,,Es kann sein, also nur möglicher Weise, dass er irgendwie, also natürlich nicht extra... von Werwölfen entführt wurde...", stammelte er. Noch entsetzter als vorher sah ich ihn an.

,,Und was ist jetzt dein Plan?", hakte ich nach. ,,Naja, wir könnten ihn ja irgendwie da raus holen..", sagte er zögerlich. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! ,,Bitte", hing er dran. Genervt stöhnte ich auf und nickte dann widerwillig. ,,Dann sind wir aber quit! Ich helfe dir nur, weil du den einen Werwolf von mir weg gehalten hast! Bilde dir jetzt nichts drauf ein!", knurrte ich.

Schon hatte er wieder sein arrogantes Grinsen im Gesicht. ,,Ich bin nicht schwul und wenn dann würde ich lieber sterben, als dich in den Arsch zu ficken! Pah, das wäre ja voll wiederlich!", spuckte er aus und verzog dabei sein Gesicht angewiedert. ,,Wer sagt denn, dass du mich ficken würdest!?", knurrte ich und bekam schon bei der Vorstellung einen Kotzreiz.

Der hatte sie doch nicht alle! Ich und schwul? Niemals! (😏) ,,Wollen wir noch lange reden, oder können wir los?", fragte er ungeduldig. ,,Zu Fuß?", stöhnte ich genervt. ,,Man, jetzt komm schon!", drängelte er und lief schon voraus. Er hatte einen schnellen Gang drauf, genau so wie ich. Trotzdem könnte er mich locker überholen, da ich in meiner menschlichen Form langsamer war als er.

Selbst als Wolf war es schwer, einen Vampir zu fangen. Aber hatte man sie gefangen, so stellte es auch kein Problem dar, sie zu töten. Sie waren schwächer als wir. Naja, zumindest als wir Alpha's und Beta's. Einen Omega könnten sie mit Leichtigkeit töten. So in Gedanken merkte ich nicht, dass Ryan stoppte und das Haus vor uns anknurrte.

Geschockt musste ich feststellen, dass es MEIN Zuhause war. ,,Da drinne!", knurrte Ryan und zeigte auf das Haus. Als ich nicht antwortete und mich nicht bewegte, stutzte er. ,,Alles ok?", fragte er verwirrt. ,,Nein", gab ich zu. ,,Was ist los?", Ryan legte seinen Kopf schief, als er mich das fragte. ,,Das ist-", weiter kam ich nicht, da er seinen Kopf plötzlich zur Seite riss und leise knurrte.

Seine Muskeln spannten sich an und er wirkte plötzlich viel gefährlicher, als noch vor ein paar Minuten. Schnell erkannte auch ich, wieso er das tat. Mein Vater war Zuhause. Mit dem Vampir. Sofort gingen bei mir alle Alarmglocken an und wir beide beeilten uns, ins Haus zu kommen. Unbeschwert kletterten wir über den Zaun und rannten auf die Tür zu.

Die Anspannung, die im Haus herrschte, spürte ich bis hier hin. Genau so, wie die Präsenz meines Vaters und seines Rudels. Wie auf Kommando wurde die Tür aufgerissen und jemand fiel mit dem Rücken voraus auf den Rasen vor der Tür. Auf ihm drauf mein Vater, der seine Zähne gefletscht hatte und ihn anknurrte. Ohne nachzudenken verwandelte ich mich und warf ich mich gegen meinen Vater, sodass dieser von ihm runter fiel.

Mein Körper war in Angriffsposition und ich war bereit, jeden zu zerfleischen, der mir zu nahe kam. Jetzt tat ich es sogar nicht mehr für Ryan, sondern für mich alleine. Ich wollte mich dafür rächen, dass sie mich angegriffen hatten. Wollte dass sie dafür leideten. ,,Tim, Komm!", riss mich Ryan's Stimme aus den Gedanken.

Er hatte den Jungen gestützt, während er sich umdrehte. Doch ich dachte garnicht daran, jetzt einfach wegzulaufen. Viel zu sehr achtete ich auf meine Ehre und meinen Stolz. Schneller als ich reagieren konnte, hatte sich mein Vater wieder aufgerappelt und ging bedrohlich auf mich zu. Hinter ihm kam jetzt auch sein Beta zum Vorschein.

Ein paar Andere aus seinem Rudel standen noch in der Tür, oder versuchten mir den Weg abzusperren. Jetzt erst begriff ich den Ernst dieser Situation. Bedrohlich fletschte ich meine Zähne und ließ meine Augen rot aufleuchten, als Zeichen der Herausforderung. Die Herausforderung an meinen Vater, dass dieser um sein Rudel kämpfte. Ich gegen ihn. Der Gewinner würde das Rudel übernehmen.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt