POV: Stegi
Ob ich überreagierte? Nein. Mein Puls verschnellerte sich und ich blickte hektisch hin und her, auf der Suche, nach dem Erzeuger dieses Geruchs. Er war leicht bitter und nicht gerade appetitlich. Ein wenig so, wie man sich den Tod vorstellt.Nur noch 3 Haltestellen, versuchte ich mich zu beruhigen. Natürlich klappte das nicht. Die Oma neben mir warf mir die ganze Zeit komische Blicke zu. Verständlich. Auf meiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und mein Bein zuckte immer mal wieder unkontrolliert.
Ich war kurz vor einer Panikattacke, als der Geruch stärker wurde. Genau in diesem Moment setzte sich ein Junge vor mich, der mich eindringlich musterte. Sein Blick brannte sich förmlich in meinen Körper. Er sah ein wenig älter aus als ich. Ich senkte meinen Blick und blickte den Boden an.
Er sah in diesem Moment einfach so interessant aus. Die Frau neben mir quetschte sich an mir vorbei, was ich aber nicht beachtete. Eigentlich musste ich schon aussteigen, traute mich aber nicht. Der junge Mann sah mich immer noch an. So unauffällig wie möglich musterte ich ihn.
Er war groß und breit, aber keineswegs dick. Eher muskelbepackt. Seine tiefblauen Augen blickten mich feindselig an. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich mich bewegte. Seine Muskeln waren angespannt und sein Kiefer sah verkrampft aus. Seine blauen Haare fielen einem direkt in die Augen.
Verständlich. Wer hatte auch schon blaue Haare? Jetzt war ich schon viel länger als ich eigentlich sollte im Bus. Panik breitete sich in mir aus. Wieso starrte er mich so an? Der Geruch war mittlerweile fast unerträglich. Als ich wieder nach oben zu ihm sah, blieb mein Atem stehen.
Auf seine blauen Augen hatte sich ein roter Schimmer gelegt. Sofort senkte ich meinen Blick wieder und ich konnte schwören, ihn grinsen gesehen zu haben. ,,Komm", zischte er, bevor er aufstand. Hatte er mich damit gemeint? Seine Stimme klang ungewöhnlich tief und bassig.
Mit zitternden Beinen und gesenktem Kopf stand ich auf und folgte ihm. An seinen Geruch hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt. Gerade als ich auch aus der Tür steigen wollte, hielt mich ein starker Griff an meinem Arm fest. Geschockt blickte ich in das Gesicht des Mädchens, die meinen Arm gegriffen hatte und den Jungen vor mir leise anknurrte.
Dann schlossen sich die Türen auch schon und das Mädchen zog mich mit auf einen Zweier-Platz. Niemals würde ich den Blick vergessen, die die beiden sich zuwarfen. Zwar war er nicht so schlimm wie der von Tim und seinem Vater, kam aber schon nah dran.
Ohne ein Wort zu mir zu sagen setzte sie sich neben mich und starrte auf eine andere Person im Bus. Ein Junge. Als der Bus das nächste mal hielt, sah sie mich auf fordernd an. Schnell schnappte ich meine Tasche und stieg aus dem Bus. Orientierungslos sah ich mich um. Wo zur Hölle war ich gelandet? Hier war ich noch nie.
An der Haltestelle hing zum Glück ein Fahrplan, an dem ich mich orientieren konnte. Zu meinem Glück würde hier in kurzer Zeit ein passender Bus halten. Seufzend setzte ich mich und starrte auf die Straße. Meine Gedanken drehten sich nur um den Jungen und seinen Blick, der mich immer noch schaudern ließ.
Irgendwas war falsch mit ihm, das wusste ich. Doch was, wusste ich nicht. Nach kaum 10 Minuten kam der Bus schon, der mich nachhause bringen könnte. Erleichtert stieg ich ein und fuhr, dieses Mal wirklich, nach Hause. Erschöpft ließ ich mich auf meinem Bett fallen, als ich endlich in meinem Zimmer war.
Meine Mutter war heute für ein paar Tage wegfahren und käme nur ein paar Stunden bevor ich auf Klassenfahrt fahren würde wieder. Frustriert fuhr ich mir durch meine blonden Haare. Zu etwas Lust hatte ich nicht und Tobi war sich heute ein neues Handy kaufen.
Er sagte, seine Mutter hätte sich ziemlich darüber aufgeregt. Kann ich mir gut vorstellen. Hunger hatte ich natürlich auch nicht. Dafür aber Haufenweise Hausaufgaben. Die Lehrer hatten uns extra viel aufgegeben, da wir ja auf Klassenfahrt wären und so viel von ihrem "kostbaren" Unterricht verpassen würden. Lächerlich.
Als ob eine Woche so schlimm zu verkraften wäre. Frustriert setzte ich mich schließlich, nach langem Zögern, an meinen Schreibtisch. Unmotiviert kramte ich alle Sachen zusammen, die ich brauchen würde und fing mit den Aufgaben an. Mathe. Eines meiner Hassfächer.
Schon nach der ersten Aufgabe war ich überfordert. Toll, dachte ich mir und schmiss meinen Bleistift mit einem Seufzer auf den Tisch. Kurz fuhr ich mir dann noch durch die Haare, bevor ich in die Küche ging. Prüfend durchsuchte ich den Kühlschrank, der zum Glück reichlich gefüllt war.
Meine Wahl war ein Naturjoghurt, den ich mir einfach mit etwas Zucker und Früchten machen wollte. Mit viel Mühe holte ich dann noch eine Schüssel, natürlich aus dem höchsten Regal, wobei ich die anderen Teller fast mit herunterriss. Den Apfel wusch ich noch kurz, bevor ich ihn zusammen mit der Banane in meinen Joghurt schnitt.
Zum Schluss schnappte ich mir noch die Packung Zucker und schüttete etwas davon drüber. Zufrieden mit der Auswahl schlenderte ich zurück in mein Zimmer und ging an mein Handy und schmiss mich mit ihm und der Schüssel auf das Bett. Meine Mutter war eh nicht da, also konnte sie dagegen auch nichts sagen, dass ich im Bett aß.
Die Hausaufgaben konnten warten. Erschrocken musste ich feststellen, dass ich die Nachricht von der unbekannten Nummer immer noch nicht gelesen hatte. Sollte ich wirklich? Meine Neugier siegte schlussendlich doch. Kein Profilbild, schade.
Ich atmete kurz tief durch, bevor ich auf den Chat ging. "+49 35702729...: Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich möchte dies nun ändern. Du warst noch zu klein, um alles zu verstehen. Bitte verzeih mir. Könnten wir uns vielleicht treffen? Ich möchte dir alles gerne erklären. Natürlich kann ich auch verstehen, wenn du dies nicht möchtest. Aber ich bitte dich darum Stegi, mein Sohn."
Kurz musste ich überhaupt verstehen, von wem die Nachricht kam, bevor ich mein Handy wütend vom Bett schmiss. Meine Gedanken ratterten schmerzvoll durch meinen Kopf. Mein Vater. Der, der uns allein gelassen hat. Uns unserem Schicksal überlassen hat. Meine Mutter verlassen hat.
Will sich jetzt mir nichts dir nichts mit mir treffen? Das ich nicht lache! Der hatte früher schon Kein Herz! Wieso sollte er jetzt plötzlich eins haben? Immer noch wütend hob ich mein Handy hoch und sah, dass ich noch eine Nachricht von ihm bekommen hatte.
Mit etwas Zögern klickte ich wieder auf den Chat. "+49 35702729...: Du hast meine Nachricht also doch gelesen. Freut mich. Hast du dich denn schon entschieden?" Dahinter hatte er noch so einen lächerlich aussehenden Smiley geschrieben. Und wie ich mich entschieden habe, dachte ich und tippte die Buchstaben ein.
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Stexpert~ Du bist ein WOLF?!
WerewolfSchon zum wiederholten Male muss Tim mit seinen Eltern umziehen. Und dann auch noch in irgend ein Kaff, dabei ist er schon 17! Der Grund dafür ist das neue Rudel seines Vaters, was ihm ganz schöne Probleme macht, da er selbst ein Alpha ist. Ein eige...