Kapitel 12

281 16 1
                                    

POV: Stegi

Angekommen zögerte ich nicht lange. Während die anderen abgelenkt schienen, suchte ich mir einen aus. Naja, von aussuchen konnte man hier nicht reden. Die Umgebung war dunkel und nur die bunten Lichter der Scheinwerfer, die hier in der Wand verbaut waren, erleuchteten die Halle.

Schnell setzte ich mich auf den Schoss von einem Jungen, der am Rand saß und legte meine Lippen auf seine, bevor er reagieren konnte. Ich versuchte es so schnell wie möglich hinter mich  zu bringen, um mit Zoe verschwinden zu können.

Erschrocken zuckte er zusammen und riss die Augen auf. Meine Augen hatte ich geschlossen, machte sie aber wieder auf, als ich neben mir ein tiefes Knurren hörte.

Der Junge, der am Anfang noch erwidert hatte, stoppte abrupt. Mit einem Mal wurde ich von seinem Schoss gerissen und herumgewirbelt. Schützend legte ich meine Arme vor mein Gesicht und schloss ängstlich meine Augen, auf das Folgende wartend.

,,Tim? Was machst du da?", fragte der Junge auf dem ich gerade noch saß ruhig. Bei seiner Stimme stockte mein Atem. Lieber Gott, lass es bitte nicht Raphael sein. Kreidebleich öffnete ich meine Augen wieder und ließ meine Arme sinken.

Zu meinem Pech war es natürlich wirklich Raphael, einer von Chris' Freunden. Zwar hatte er mich noch nie geschlagen, aber mich dafür immer genau so runtergemacht wie die Anderen.

Mir wurde schlecht und leicht schwarz vor Augen. Ich hätte echt nicht so viel trinken dürfen. Da mir jetzt auch noch schwindelig war schloss ich meine Augen und hielt mir eine Hand an den Kopf.

Gerade als ich mein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und zu fallen drohte, wurde ich an jemanden gezogen. Im Hintergrund konnte ich zwei Typen diskutieren hören. Der Geruch dieser Person ließ in mir ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit aufkommen.

Ich krallte mich an der Person fest und vergrub meinen Kopf in ihrer Brust. Ohne das ich es wollte fielen mir die Augen zu und ich schlief, fest an die Person gekrallt, ein.

Im Halbschlaf konnte ich noch einzelne Wortfetzen wie: ,,Das kannst du nicht machen.... Wieso nicht?.... Ich bin nicht schwul... Ach, leckt mich doch!... Ich bin weg... Nein!" verstehen. Dann wurde ich schon hochgehoben und irgendwo hin getragen.

Grimmig murrte ich auf und vergrub meinen Kopf noch tiefer. Die Person, von der ich vermutete, dass sie männlich war, lachte auf. Das Lachen klang sehr tief und die Brust vibrierte dabei. Da ich mich bei der Person auf irgend eine Weise sicher fühlte, erlaubte ich es mir einfach zu schlafen.

Es verhindern könnte ich eh nicht. Stöhnend öffnete ich am nächsten Morgen die Augen. Mein Kopf schien zu platzen und es fühlte sich an, als würde ich gleich verdursten. Ich nahm mir vor, gleich eine Tablette holen zu gehen und heute die Schule ausfallen zu lassen. 

Jetzt sollte ich wohl dafür bezahlen, gestern so viel getrunken zu haben. Außerdem blendete mich das Licht, dass aus dem Fenster kam. Verschlafen strich ich mir durch die Haare und schloss meine Augen wieder.

Ich brauchte ein wenig, um zu realisieren, dass ich mein Fenster immer geschlossen hatte. Geschockt wollte ich mich aufsetzen, wurde aber von irgendwas zurückgehalten. Mein Puls raste und ich begann zu zittern.

Ich wollte gerade wieder versuchen mich aufsetzen, hielt aber in der Bewegung inne, als sich etwas neben mir bewegte. Ich sah mich hektisch im Raum um und suchte einen Fluchtweg, um so schnell wie möglich hier weg zu kommen.

Ein paar Meter vor dem Bett, in dem ich und die Person lagen, war eine weiße Tür. Meine Rettung, dachte ich. ,,Denk da gar nicht dran", knurrte die Person neben mir. Jetzt war ich mir sicher, dass sie männlich war. Er hatte mein Vorhaben wohl mitbekommen.

Seine Arme, die er um meinen Bauch geschlungen hatte, verkrampften sich. Ich wagte es nicht, ihn anzuschauen, geschweige denn mit ihm zu reden. Meinen Atem hielt ich auch an. Was wenn er so ein Vergewaltiger oder Psycho war?

Ich wurde aus meinen Vorstellungen, was er vielleicht noch mit mir anstellen würde gerissen, als sich sein Griff löste. Er setzte sich auf und starrte mich von der Seite an. Sein Blick durchbohrte mich förmlich.

Immer noch traute ich mich nicht, ihn anzusehen. Was wenn er wirklich nicht ganz dicht war? Ich wollte ihn auf jeden Fall nicht aggressiv machen. ,,Wie lange willst du noch auf die Tür starren?", fragte er und holte mich so aus den Gedanken.

,,I-ch äh w-eiß n-icht", stammelte ich. ,,Hast du Hunger oder Durst?" Ich schüttelte nur den Kopf, da es mir unangenehm war. ,,Lüg' mich nicht an!", zischte er. Sofort fing ich wieder an zu zittern und machte mich auf die Schläge bereit, die gleich kommen würden.

Er seufzte und stieg aus dem Bett. Als er auf die Tür zu ging, musterte ich ihn von hinten. Meine Wangen färbten sich rot, als ich sah, dass er oberkörper frei war und nur eine Jogginghose trug. Das hieß das er sich so neben mich gelegt hatte.

Soweit ich erkennen konnte, hatte er braune, kurze bis mittellange Haare. Sein Körper war durchtrainiert und groß war er auch noch. Auf jeden Fall war er nicht hässlich. ,,Gefällt dir, was du siehst?", fragte er selbstbewusst und drehte sich im Türrahmen um.

Ertappt und mit roten Wangen sah ich ihm ins Gesicht und kratzte mich verlegen am Nacken. Er verdrehte die Augen, lächelte aber. ,,Wenn du nicht zu spät zur Schule kommen willst, würde ich mich beeilen", sagte er und lehnte sich lässig an die Tür.

,,Ich gehe heute nicht", sagte ich und ließ mich wieder nach hinten ins Bett fallen. Ich weiß nicht, woher das Selbstbewusstsein kam, aber ihm machte es anscheinend nichts aus. Er zuckte nur mit den Schultern und verließ den Raum.

Ich schloss die Augen wieder und hörte nach ein paar Minuten das Prasseln einer Dusche. Ist er wirklich einfach duschen gegangen? Hat er nicht Angst, dass ich abhaue oder so? Verwirrt setzte ich mich wieder auf. Da ich mich jetzt unbeobachtet fühlte, stand ich auf und wollte mich im Raum umsehen.

Ich robbte mich also aus dem, mit schwarzem Bettzeug bezogenen Bett und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Das Zimmer war um einiges größer als meins, wirkte aber sehr kahl und leer. Wahrscheinlich, weil die Kisten, die in der Ecke standen, noch nicht ausgepackt waren.

Trotzdem war es modern eingerichtet und wirkte hochwertig. Ich schnappte mir eine Kiste und ging mit ihr zurück zum Bett. Ohne darüber nachzudenken, öffnete ich sie und sah mir den Inhalt an. Anders als ich erwartet hatte, war sie nur mit Klamotten gefüllt.

Da die mich aber nicht interessierten, stellte ich die Kiste wider zurück an ihren Platz und schnappte mir eine Neue. Interessiert öffnete ich die Kiste und schaute mir den Inhalt an. 

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt