Kapitel 17

253 12 3
                                    

POV: Tim

Seit wann war ich eigentlich so ein Lappen geworden? Mit 'nem schwulen Omega abhängen... was ist denn bei mir falsch gelaufen? Stell dir vor, jemand hätte uns gesehen! Ich würde niemals Respekt von meinem Rudel erwarten können.

Langsam ging ich den Weg zurück zu unserem Haus, doch beschloss, noch etwas draußen zu bleiben. Denn auf den Stress mit meinem Alten konnte ich gerne verzichten. Über mir konnte ich dicke Gewitterwolken erkennen, die den Regen förmlich ankündigten.

Ich hasste den Regen dafür, dass er den ganzen Boden aufweichte und mein Fell klebrig machte. Außerdem war ich nicht gerade leicht und versank schnell in matschigen Pfützen. Danach würde ich mein ganzes Fell waschen müssen, um den vertrockneten Dreck rauszubekommen.

Genervt entschied ich mich also gegen die Idee draußen zu bleiben. Ich ging an dem Waldrand entlang, da ich den Weg nicht kannte und hoffte, so nachhause zu finden. Jemanden zu fragen kam mir garnicht in den Sinn.

Still ging ich also solange am Waldrand entlang, bis es mir zu blöd wurde. Schnell rannte ich also in den Wald und verwandelte mich in einen großen schwarzen Wolf mit roten Augen. Ja, als Wolf hatte ich rote Augen, da ich ein Alpha war.

Außerdem war ich auch größer und stärker als normale Wölfe. Beta's waren meist braun oder grau oder weiß, während Alpha's weiß oder schwarz waren. Omega's konnten sich nicht verwandeln, sie trugen nur die Kinder aus. Wobei Beta's auch Kinder gebähren konnten.

Vielleicht könnt ihr jetzt verstehen, warum alle sie als nutzlos ansahen. Nur kurz musste ich in der Luft schnuppern, bevor ich den Geruch meines Vaters wahrnahm und losrannte. Meine Ohren legte ich an, um alle Geräusche zu hören und so wenig Luftwiederstand wie möglich zu erzeugen.

Meine Schnauze hatte ich geöffnet, um immer mal wieder glücklich aufheulen zu können. Die Hinter- und Vorderpfoten ließ ich elegant über den Boden gleiten. Ich hatte schon fast vergessen, wie schön sich sowas doch anfühlt und wo ich wirklich hingehörte.

Wir waren schon immer ein Teil der Natur. Schneller als gehofft, erreichte ich das andere Ende des Waldes und war gezwungen mich zurückzuverwandeln. Meine Haare waren schweißgebadet an meine Stirn geklebt und jetzt spürte ich erst, wie schnell ich gerannt war.

Erschöpft bewegte ich mich auf mein Zuhause zu, was ich eher als "Käfig" bezeichnen würde. ,,Hallo?", fragte ich ins stille Haus. ,,Hier", rief mir jemand aus der Küche entgegen. Ein herzhafter Geruch von Lasagne kam mir entgegen.

Ja, ich wusste wie Lasagne roch, da es mein Lieblingsessen war. Schnell streifte ich meine Jacke und meine Schuhe aus und stürme in die Küche. Eigentlich hatte ich ja eine eigene Küche, aber kochen konnte ich nicht wirklich.

Also ließ ich mich von unserem Koch bekochen, wann immer ich wollte. ,,Dein Vater will, dass du in sein Büro kommst", sagte unser Koch, während er eine Zeitung las und auf die Lasagne wartete, die noch im Ofen war. Ich verdrehte die Auge und ließ mich auf einen anderen Stuhl sinken.

Musste der mich jetzt auch noch nerven?! ,,Tim!", zischte er wieder. Genervt stöhnend erhob ich mich wieder und ging den Flur entlang zu dem "Büro" meines Vaters. Klopfen tat ich wie immer nicht, was ich wohl bereuen musste.

Mein Vater, der mich noch nicht erwartete, stand nackt hinter meiner Mutter, die sich über seinen Tisch gebeugt hatte. Angeekelt schlug ich die Tür laut zu. Konnten sie nicht mal die Tür abschließen?! Da ich den Hunger bei diesem Anblick verloren hatte, ging ich jetzt einfach hoch.

Es war nicht mal 17:00 und mir war totlangweilig. Was sollte man in diesem Kaff auch erleben? Ich trat in meine Küche und sah, dass mein Kühlschrank noch zur Hälfte gefüllt war. Wenigstens ein wenig Glück hatte ich noch.

Rasch nahm ich mir eine Dose Energy und eine Tiefkühlpizza, die ich in den Ofen schob. War zwar nichts besonderes und kam auf jeden Fall nicht an die Lasagne ran, war aber schnell und erfüllte seinen Zweck.

Während ich auf die Salamiepizza wartete, kippte ich schon die Hälfte der Dose runter. Und jetzt dachte ich erst über alles nach was passiert war. Von dem Club, bis zu der Nacht, in der ich ihn an mich gezogen hatte. Ich war wie ein wildes Tier, dass seine Besitzansprüche klar machen wollte.

Der Kleine musste echt viel getrunken haben, was ich an seinem wirren Gelaber erkannt hatte. Er hatte irgendwas von "Umzug", "Amerika" und "traurig" gebrabbelt. Hat er damit gemeint, er würde umziehen? Irgendwas in mir streubte sich dagegen, den Gedanken zu akzeptieren.

Das Kingeln von meinem Wecker, den ich mir für die Pizza gestellt hatte, riss mich aus meinen Gedanken. Schnell drückte ich die "Schlummern" Taste auf meinem Handy-Wecker und stieg vom Stuhl. Dumm wie ich war, riss ich die Backofentür einfach auf und krallte mir die Pizza.

Das sie heiß war, hatte ich vollkommen vergessen. ,,Fuck!", schrie ich und ließ das Pizzastück fallen, dass ich in der Hand hatte. Flink wich ich der Backofenür aus, um zum Waschbecken zu gelangen. Sofort stellte ich das Wasser auf die kälteste Stufe und ließ es über meine Hand laufen.

Das kalte Wasser half zum Glück gegen die leichte Verbrennung und kühlte es angenehm. Als ich den Geruch warnahm, schnellte ich zum Ofen, den ich natürlich angelassen hatte. Mit einer Umdrehung stellte ich ihn aus. Was war bloß los mit mir? Ich stand ja richtig neben der Spur!

Meine, halb verbrannte, Pizza nahm ich jetzt vorsichtig raus und stellte ich auf den Tisch. Bevor ich mich aber and den Tisch setzte, ging ich noch kurz auf's Klo, um mir im Medizinschrank noch eine Aspirin und etwas Creme für meine Hand zu nehmen.

"Verarztet" setzte ich mich dann an den Tisch und machte den Fernseher an, der an einer Wand hing. Schnell war eine Serie auf Netflix ausgewählt und ich konnte mich über die Pizza hermachen. Von meinem Vater hatte ich den ganzen Abend nichts mehr gehört.

Wahrscheinlich, weil es ihm peinlich war, dass ich sie so gesehen hatte. Den ganzen Abend verbrachte ich entweder mit Wutausbrüchen, Rauchen oder Wundern, wieso ich das eigentlich tat. Werde ich jetzt verrückt? Mein innerer Wolf machte es auch nicht besser, mit seinen ständigen Beschuldigungen.

Ob es was mit Stegi zu tun hat? Oder mit meinem Vater? Ich wusste es nicht. Die ganze Nacht lag ich einfach nur wach da und dachte über alles mögliche nach. Doch immer wieder kamen mir die verweinten Augen von Stegi in den Sinn. Je doller ich den Gedanken ganz an ihn verdrengen wollte, desto nervtötender und länger kam er dann wieder.

Am nächsten Morgen hatte ich einen Entschluss gefasst: Stegi musste für das alles Schuld sein und ich würde es ihn bereuen lassen. Ich war ein Alpha, dass stärkste Wesen, dass es auf der Erde gab!

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt