Kapitel 18

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POV: Stegi

Langsam flossen mir die ersten Tränen runter und ein Schluchzen konnte ich auch nicht lassen. Sollte unsere Freundschaft wirklich so enden? Ich wusste das wir keine Fernfreundschaft führen könnten. Sie war einfach nicht der Typ dazu. Wahrscheinlich würde sie sofort neue Freunde finden und mich ersetzen.

Und ich würde weiter der schwule und gemobbte Stegi bleiben, der nie Freunde hatte. Ein wenig wütend und verletzt legte ich einfach auf und starrte weiter auf die Wand. Zu was anderem hatte ich einfach keine Lust. Ich wollte nie wieder aufstehen. Nie wieder in die Schule.

Nie wieder gemobbt werden und... nie wieder Tim sehen. Wieso dachte ich immer noch an diesen Faggot?! Er ist ein Arschloch und tut dir nicht gut, redete ich mir selber ein. Er hatte diese Lüge von wegen "Wolfszeug" noch nicht mal zugegeben!

Der konnte mir auf jeden Fall gestohlen bleiben. ,,Piep,piep,piep." Erschrocken sprang ich auf. Was war das, dachte ich. Mein Kopf schwang zu meiner Uhr. Das ist nicht wahr, oder? Ich war nicht wirklich eingeschlafen oder? Ich sah an mir runter.

Ich hatte immer noch meine Kleidung von vorgestern an. Wie hatte ich es geschafft, angezogen und im Sitzen einzuschlafen? Verschlafen strich ich mir über die Augen, die immer noch leicht vom Weinen geschwollen waren. Sollte ich heute einfach zuhause bleiben?

Nein, ich durfte nicht. Meine Mutter würde es mir niemals erlauben und ich wollte sie jetzt nicht auch noch mit meinen Problemen belasten. Sie hatte genug Stress in den letzten Tagen. Also machte ich mich auf ins Bad um meine Zähne zu putzen.

Damit fertig ging ich in mein Zimmer, um mir im Kleiderschrank neue Klamotten zu suchen. Heute wurde es, wie fast immer, ein breiter Hoodie und eine enge Jeans. So sah man wenigstens nicht sofort, wie abgemagert ich eigentlich war.

Apropro abgemagert, wann hatte ich eigentlich das letzte Mal gegessen. Jetzt merkte ich erst, wie hungrig ich eigentlich war. Schnell zog ich mich also um und ging in die Küche. Meine leicht fettigen Haare versteckte ich einfach unter der Kapuze. Um zu duschen hatte ich nicht genug Zeit und Kraft.

Ein Lächeln bildete sich au meinem Gesicht als ich die Küche erreichte. Meine Mutter war einfach die beste. Auf dem Tisch stand ein Teller voller Pancakes und neben ihm lag ein kleiner Zettel, auf dem stand: "Du machst mich stolz. Lass es dir schmecken, mein Schatz."

Immer noch grinsend schnappte ich mir das Nutellaglas aus dem Schrank und stellte es daneben. Einen Löffel krallte ich mir auch noch schnell und ließ mich damit dann auf den Stuhl fallen. Gierig machte ich mich über mein "Frühstück" her.

Nach 3 Pancakes hatte ich leider schon das Gefühl zu platzen. Schade, ich hätte mehr essen können. Schnell räumte ich noch alles weg, bevor ich meine Tasche packte und danach meine Schuhe anzog. Mein Handy und meine Schlüssel steckte ich mir noch in meine Jackentaschen und machte ich dann auf den Weg zur Bushaltestelle.

Wie immer war sie leer, da nur ich hier einstieg. Die meisten wohnten näher an der Schule dran, als ich. Früher fand ich es komisch, alleine zu warten, jetzt bevorzugte ich es sogar. Wie schnell sich sowas doch ändert. Meine Gedanken wurden von dem haltenden Bus unterbrochen.

Flink stieg ich ein und suchte mir einen Platz. Außer mir waren erst 3 oder 4 Schüler im Bus. Kennen tat ich keinen von denen, da sie in den Stufen unter mir waren. Schweigend setzte ich mich, während der Bus los fuhr. Um die Zeit zu vertreiben hörte ich ein wenig Musik.

Jetzt fiel mir wieder die Nachricht von der unbekannten Nummer ein. Sollte ich sie wirklich lesen? Nach langem Überlegen entschied ich mich dafür. Gerade wollte ich auf Whatsapp gehen, als sich jemand neben mich fallen ließ. Erschrocken sah ich zur Seite.

Bitte lass es nicht Tim oder Chris sein, betete ich. Doch zu meiner Überraschung hatte sich Lina neben mich gesetzt. Sie stupste mich kurz an, was ich mit einem verwirrten Blick konterte. Peinlich berührt merkte ich dann, dass ich immer noch meine Kopfhörer drinne hatte.

Schnell stoppte ich meine Playlist und nahm sie mir raus. Sofort begann sie zu reden. ,,Stegi, richtig?", hakte sie vorsichtshalber nach. Leicht lächelnd nickte ich. ,,Es tut mir so leid für dich, wegen dem was passiert war", sagte sie und lächelte aufmunternd.

Ich sah sie verwirrt an und zog eine Augenbraue hoch. ,,Was ist denn passiert", fragte ich, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, was sie meinen könnte. ,,Ja, dass mit diesen Plakaten", half sie mir auf die Sprünge. Jetzt fiel es mir wieder ein. Das Foto, dass Nick und Daniel von mir gemacht hatten!

Meine Wangen färbten sich leicht rot. ,,E-s, also", versuchte ich es irgendwie zu erklären. Sie umarmte mich und nuschelte in meine Schulter: ,,Ich weiß es". Perplex saß ich da und konnte ich nicht bewegen. Was macht sie da bitte? ,,Oh, sorry", lachte sie und ließ mich los.

,,Ich find' es einfach nur süß und dachte, du könntest das gerade gebrauchen." Sie fand es... süß? Etwas überrumpelt lächelte ich. Zum Glück blieb der Bus jetzt stehen und alle quetschten sich nach draußen. Dieses Mädchen war mir irgendwie komisch. Wieso sollte sie es süß finden?

Hat Chris sie vielleicht geschickt? Als ich auch mal endlich draußen ankam, machte ich mich so schnell wie möglich auf den Weg in die Klasse. Nicht, dass mich noch mehr von denen ansprechen. An der Klasse angekommen merkte ich, dass sie noch verschlossen war.

Leise setzte ich mich neben die Tür, um zu warten. Doch als ich nach 5 Minuten immer noch alleine da saß, kam es mir etwas komisch vor. Erschrocken musste ich dann feststellen, dass unser Jahrgang sich ja heute in einem anderen Raum zusammenfindet, um alles für die anstehende Klassenfahrt zu besprechen.

Zoe und ich hatten uns das ganze Jahr schon auf diese Fahrt gefreut. Die 4 Klassen des Jahrgangs würden nämlich zusammen fahren. Schnell stand ich auf, schnappte mir meine Tasche vom Boden und lief zum Raum, in dem die Besprechung sein würde.

Gerade noch rechtzeitig kam ich am Raum an, welcher schon reichlich gefüllt war. Als ich meinen Blick durch den Raum geiten ließ merkte ich, dass Lina mich zu sich wunk. Da es sowieso keinen anderen freien Platz gab, setzte ich mich zu ihr und ihren Freundinnen, die die ganze Zeit heimlich nuschelten.

Sie dachten wohl, ich würde es nicht mitbekommen. Wir saßen relativ in der Mitte, wie die anderen "Normalen", während die "Streber" vorne und die "Badboys" hinten saßen. Zu meinem Erstaunen wurden mir aber keine Papierkügelchen an den Kopf geworfen.

Wahrscheinlich aber nur, weil so viele Lehrer im Raum waren. ,,Du solltest ihn nicht so auffällig anstarren", flüsterte Lina mir ins Ohr und stupste mich an. Ich schreckte hoch und sah nach vorne. Hatte ich Tim wirklich gerade angestarrt? Seid wann war er eigentlich hier im Raum?

Ich hatte es gar nicht mitbekommen, wie er reingekommen war. ,,Danke", flüsterte ich Lina zurück. Sie lächelte wie immer und verfolgte die Gespräche der Lehrer und Schüler, die sich um die bevorstehende Klassenfahrt drehten. Naja, eher Jahrgangsfahrt.

Bei dem Wort "Zimmerverteilung", wurde ich hellhörig. Sofort sah ich von meinen Händen auf und sah nach vorne zu meiner Klassenlehrerin. ,,Jungs und Mädchen werden selbstverständlich in getrennten Zimmern untergebracht", sagte sie. Von der hinteren Reihe konnte man genervtes Stöhnen hören.

Sie waren damit wohl nicht so einverstanden. Mir war es eigentlich recht egal, mit wem ich in ein Zimmer kam. Mich konnte eh niemand leiden.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt