Kapitel 28

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POV: Tim
,,Nö! Da geh ich lieber in die Stadt, als irgendwo in dem langweiligen Wald rum zu laufen! Außerdem stinkt es da überall nach Kötern!", mekerte er, wobei er sich anhörte wie ein Mädchen, dass ihre Tage hat. Das ich einer von diesen "Kötern" war, hatte er wohl schon vergessen.

Widerwillig gab ich nach und wir machten uns schließlich auf den Weg in die Stadt. Mehrmals bekamen wir wütende oder schockierte Blicke, wenn entweder ein Werwolf oder Vampir an uns vorbei ging. Es war auch nicht gerade das Normalste, für einen Alpha, sich mit einem Vampir abzugeben.

Normalerweise waren wir alle verfeindet. Aber Ryan schien ganz ok zu sein. Noch. Sobald er im Blutrausch war, oder Hunger hatte, würde er sich nicht scheuen auch mich anzugreifen. Aber gestern hatte er wohl genug Blut für 3 Tage getrunken. Schließlich hatte er einen ganzen Beta leer gesaugt!

Jetzt erst merkte ich die Anspannung, die von Ryan ausging. Plötzlich blieb er stocksteif stehen und blickte auf einen Punkt. Verwirrt blieb ich stehen und folgte seinem Blick. Ein Junge? Misstrauisch musterte ich den Blauhaarigen, der ein paar Meter von uns entfernt auf einer Bank saß und ruhig an einer Zigarette zog.

Noch verwirrter als zuvor sah ich zurück zu Ryan, der immer noch an der gleichen Stelle stand. Das der Junge ein Vampir war, sah ich sofort. Aber wieso reagierte er so stark auf ihn? Ryan's Kiefer war verspannt und über seine sonst grünen Augen schimmerte ein helles rot.

Oh, ne, dachte ich. Er hatte gestern doch erst so viel Blut getrunken! Und außerdem war das auch einer von ihnen! Gerade wollte ich Ryan was sagen, als ich plötzlich nach hinten geschubst wurde. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten auf meinen Allerwertesten.

Zum Glück tat es nicht wirklich weh. Das Mädchen vor mir hatte wohl weniger Glück. Erschrocken blickte sie mich an, während sie sich den Kopf rieb. Schnell nuschelte sie eine Entschuldigung, bevor sie sich einfach aufrappelte und weiter rannte.

Perplex sah ich ihr nach, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand. Jetzt erst fiel mir auf, dass der Geruch vom Mistvieh verschwunden war. Ja, ich hatte den Namen für ihn noch immer nicht abgelegt. Sofort stand ich auf und sah mich um. Außer der riesigen Menschenmasse konnte ich nichts erkennen. Kein Mistvieh, kein Mädchen und auch kein blauhaariger Vampir.

Kurz seufzte ich, bevor ich Ryan suchte. Eine andere Wahl blieb mir nicht. Ich hatte kein Geld dabei und könnte jetzt auch nicht mir nichts dir nichts in mein Haus reinmaschieren. Zuerst schlenderte ich zu der Bank, auf der der Typ saß. Außer der halbgerauchten Zigarette war dort aber nichts.

Der Geruch, der von ihm blieb, war aber komisch. Konnte es sein... dass er nach Stegi roch? Wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Kurz schüttelte ich den Kopf, bevor ich mich weiter auf die Suche begab. Wie konnte er bitte so schnell verschwinden? Wäre das Mädchen nicht, wäre das alles garnicht passiert!

Schon immer wusste ich, dass Menschen nur Probleme machen. Sie sind einfach nutzlos! Sie sind nicht besonders stark, nicht besonders schlau und besonders gut riechen konnten sie auch nicht. Leicht zu ersetzten. Selbst die Vampire brauchten sie nicht dringend, da sie auch Tierblut tranken.

So in Extase merkte ich garnicht, wie schnell die Zeit verging. Mittlerweile saß ich auf der Bank und betrachtete die Menschenmassen angewidert, die an mir vorbei liefen. Langsam fielen mir schon die Augen zu. Wie lange war er bitte weg? Der Himmel war schon leicht orange und die Sonne stand auch schon mal höher.

Genervt stand ich von der Bank auf und ging den Weg zurück, von dem wir kamen. Der Tag war für mich auf jeden Fall gelaufen. Das Mistvieh war mir auf jeden Fall eine Erklärung schuldig. Die Wut kochte förmlich in mir, als ich vor der verschlossenen Tür ankam. Hätte er mir nicht mal einen Schlüssel geben können?

Ich weiß, das ich eigentlich froh sein sollte, dass er mir überhaupt geholfen hatte, aber sowas?! Ich setzte mich vor die Tür und verschränkte meine Arme vor der Brust. Etwa 15 Minuten saß ich dort, bis mich etwas an der Fußmatte störte. Irgendwas drückte durch den Stoff gegen meinen Arsch.

Flink griff ich unter sie und holte, mit einem fetten Grinsen, den metallenen Schlüssel hervor. Hätte ich mir das nicht gleich denken können? Ryan war auf jeden Fall nicht der Schlauste und soweit ich ihn jetzt schon beurteilen konnte, passte dieses "Versteck" recht gut zu ihm.

Er hatte sich wohl schon öfter ausgesperrt. Erleichtert betrat ich seine Wohnung, die genauso aussah, als wir sie verlassen hatten. Ich beschloss auf ihn zu warten. Ein Blick in die Küche brachte mich aber dazu, lieber im Wohnzimmer zu warten. Eine Frau, recht wenig bekleidet, lag in einer kleinen Blutpfütze auf dem Fliesboden.

Ihre porzelanweiße Haut sah trostlos aus. Leer. So wie ihr ganzer Körper jetzt wohl war. Das sie tot war, sah man sofort. Wie er die Leiche wohl rausbringen würde? Nicht mein Problem, dachte ich mir und fletzte mich auf sein Sofa. Hunger verspürte ich nach dem Anblick keinen mehr.

Wir Werwölfe waren solche Anblick zwar gewöhnt, was aber nicht hieß, dass es uns kalt ließ. Wir waren eigentlich friedvolle Wesen. Ganz im Gegenteil zu Vampiren, die ohne mit der Wimper zu zucken töteten. Bei uns stand das Leben des Rudels, höher als unser Eigenes.

Wir würden alles für unseren Mate machen. Vampire waren Einzelgänger. Außer ihrem Mate brauchten sie keinen zum Leben. Sie waren herzlos. Seufzend strich ich mir meine braunen Haare nach hinten, da mir einige Strähnen im Gesicht hangen. Die Wohnung war still. Totenstill.

Und der Geruch von Blut und Tod war in der Luft. Einfach nur trostlos. Irgendwann fielen mir dann auch schon die Augen zu. Mein Körper brauchte die Entspannung wohl noch, nach der "Flucht". Ich sollte mir echt schnell ein Rudel aufbauen, dachte ich. Wie immer träumte ich nichts. Einfach nur leere.

Ob es was ändern würde, wenn meine Mate bei mir geschlafen hätte? Wahrscheinlich hätten wir nicht mal geschlafen. Unmerklich grinste ich bei diesem Gedanken. Ja, ich dachte nach, während ich schlief. War bei Alpha's halt einfach so. Wir träumten nicht, sondern dachten nach.

Früher, als wir noch im Wald lebten, brauchten wir das um Gefahren wittern zu können. Im Laufe der Zeit hatte es sich ein wenig zurück entwickelt. Jetzt nervte es nur noch, anstatt uns was zu bringen. Leider gab es auch Sachen, die wir früher hatten und uns heute weiterhelfen würde.

Wie zum Beispiel das Klettern. Während unsere Vorfahren mühelos Berge bestiegen haben, konnten wir als Wolf nicht mal einen jämmerlichen Baum hinaufklettern. Man könnte jetzt denken, dass Vampire stärker wären als wir. Fehlanzeige.

Sie konnten vielleicht schnell abhauen, aber gegen einen Alpha? Stellt euch vor, ein riesiger Wolf würde euch jagen! Keine guten Aussichten zu überleben, oder?

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt