Kapitel 44

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POV: Raphi
Sofort entfernte sich Stegi wieder von mir und musterte mich. Er schien mich wohl unter der Kapuze nicht zu erkennen. Zum Glück. So konnte ich Ihnen den Rücken zukehren und in die andere Richtung verschwinden. Stegi warf mir noch ein verwirrtes "Entschuldigung" hinterher.

Er war wahrscheinlich verwundert, warum ich ihn nicht schlug oder niedermachte. Schließlich taten das ja alle hier. Einen Grund dazu fanden wir ja immer und wenn nicht, konnten wir das auf seine Sexualität schieben. Am Ende des Gangs sah ich schon alle anderen.

Erschrocken zog ich mir die Kapuze noch tiefer, was schon fast unmöglich war und stieß die Tür der Toilette auf. Flink glitt ich durch den Spalt und schloss sie so leise wie möglich. Niemand sollte wissen, dass ich hier war. Tief einatmend klammerte ich mich an das Waschbecken. Plötzlich gaben meine Beine nach und ich knickte weg.

Zum Glück konnte ich mit meinen Händen irgendwie abfangen, sodass ich nicht mit meinem Kopf aufkam. Keuchend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Irgendwas stimmte nicht mit mir. Mein Hals fühlte sich an, als hätte ich Jahre lang nichts getrunken und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

Meine Haare klebten mir wegen dem Schweiß an der Stirn und meine Hände waren eiskalt. Sonst war mein ganzer Körper heiß und ich hatte hohes Fieber. Irgendwie schaffte ich es mich auf meine Knie aufzurappeln und mich wieder am Waschbecken festzuhalten. So verweilte ich eine ganze Weile, mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf.

Noch nie zuvor hatte ich mich so schlecht gefühlt. Es schien so, als würden die Schmerzen alle von meinem Nacken aus gehen. Geschockt riss ich meine Augen wieder auf, als eine Welle des Schmerzens durch meinen Körper ging. Unfähig zu schreien krallte ich meine Hand auf die Narbe, die meinen Nacken zierte.

Sie brannte unaufhörlich. Wie ein Blitz traf mich der nächste Welle des Schmerzens. Mein Kopf schnellte hoch und mein Mund öffnete sich für einen Schrei, doch ich gab keinen Laut von mir. Meine Kapuze, die nun nicht mehr auf meinem Kopf hing, war mittlerweile nass von dem ganzen Schweiß.

Die nächsten Wellen waren zum Glück etwas erträglicher. Trotzdem fühlte ich mich so, als wäre ich schon Stunden hier. Als es endlich vorbei war, stand ich auf wackligen Beinen auf. Sie fühlten sich an wie Gummi. Dann traf es mich wie ein Schlag. Mein Blick scannte mit großem Schock mein Spiegelbild ab.

Zum Schluss blieb er bei meinen Augen hängen. Rot. Das war das Einzige, was mich gerade interessierte. Meine Augen waren rot! Immer wieder ratterte mein Gehirn diesen einen Satz in meinem Kopf runter. Wurde ich jetzt verrückt? Um noch mal sicher zu gehen, beugte ich mich näher zum Spiegel und blinzelte ein paar Mal.

Doch es änderte sich nichts. Schwitzend rieb ich immer wieder meine Hände aneinander. Panik machte sich in mir breit. Was war bloß los mit mir? ,,Alles ok?", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ein ekliger Geruch füllte den ganzen Raum. Schnell zog ich meine Kapuze wieder über den Kopf und versuchte mich an ihm vorbei zu quetschen.

Gerade als ich die Türklinke greifen wollte, ertönte ein tiefes Knurren und schon wurde ich nach hinten geschubst. Erstaunlicherweise fiel ich mit so einer Wucht nach hinten, dass ich schmerzvoll keuchte. ,,Raphael?" Erschrocken hob ich meinen Kopf und musterte Basti. ,,Wer hat dir das angetan?", fragte er entrüstet.

Was meinte er? Verwirrt sah ich ihn an. ,,Ich versteh nicht...", stotterte ich. ,,Wir haben keine Zeit, ich erkläre dir alles später. Wenn Tim dich sieht, haben wir ein Problem." Wieso hatten er es plötzlich so eilig? Ohne Mühe zog er mich an der Hand hoch, zog mir die Kapuze wieder über den Kopf und sagte mir, ich solle meinen Kopf nicht heben.

Dann zog er mich hinter sich her. Kaum hatten wir die Tür durchquert, kamen mir auch schon die ganzen Gerüche entgegen. Einer stärker als der Andere. Sie schienen mich förmlich zu erschlagen. ,,Ignorier sie", hörte ich Basti flüstern. Zum Glück war er bei mir. Alleine wäre ich wahrscheinlich wirklich durchgedreht.

Trotzdem machte mich seine Nähe rasend vor Wut. Liebend gerne hätte ich ihm jetzt den Hals umgedreht. Doch den Grund dafür, kannte ich nicht. ,,Basti? Ich dachte wir gehen zusammen heim?", hörte ich eine Stimme, die stark nach Luca's klang hinter uns rufen. Sofort stoppte Bastian, was mich dazu brachte, in ihn hinein zu laufen.

Innerlich riss ich ihm den Kopf ab. ,,Ja- ähm... Ich dachte du hättest noch zwei Stunden?", stammelte er. ,,Die sind doch wegen dem Wolf ausgefallen", stutzte der Andere. ,,Ach ja.. Also.." ,,Sag doch einfach wenn du nicht mit mir gehen willst", seufzte der andere wieder genervt. ,,Nehm's bitte nicht persönlich." Und schon wurde ich wieder von Bastian mitgezogen.

Wohin er wollte, konnte ich nicht sagen. Aber hoffentlich weit, weit weg. ,,Nicht erschrecken", hörte ich ihn plötzlich zischen. Wir waren bestimmt 20 Minuten einfach nur gelaufen. Weit genug weg waren wir also auf jeden Fall schon mal. ,,Basti?!", schrie eine weibliche Stimme plötzlich. Viele andere Schreie folgten.

Da ich diese dämliche Kapuze nicht mehr aushielt, riss ich sie ab und wollte gerade anfangen rum zu fluchen, dass sie leiser seien sollen, als ein tiefes, animalisches Knurren die anderen zur Ruhe brachte. Mit pochendem Herz stand ich dem großen grauen Wolf entgegen. Basti stand mit etwas Abstand hinter mir.

Etwa 10 Augenpaare musterten mich abschätzig. Was ging hier bitte ab? ,,Wo bin ich?", fragte ich mit ungewöhnlich tiefer Stimme. Auch meine Angst konnte man mir nicht anmerken. Ein großer, muskulöser Mann trat neben den großen Wolf und die Beiden sahen sich an, als würden sie sich unterhalten.

Nur ihre Münder bewegten sich nicht. ,,Bastian? Wieso ist er hier?", zischte der Mann plötzlich, wobei er das "er" fast schon ausspuckte. Was hatte ich ihm bitte getahn? Hinter dem Mann konnte ich ein Mädchen erkennen, dass mich interessiert musterte. Sie war bestimmt nicht älter als 7.

Gerade wollte Bastian antworten, als der Wolf sich regte. Irgendwie sah er viel zu groß aus, um ein richtiger Wolf zu sein. Alle hier schienen nicht ganz dicht zu sein, sich hier so ein Tier zu halten. Doch was konnte ich schon sagen? Ich war schließlich der, mit den roten Augen.

Mein Mund klappte auf, als sich die Gestalt des Wolfes in sekundenschnelle änderte und ein Mann vor mir stand. Panik und Schock ergriffen mich und ich wusste, ich sollte hier lieber schleunigst verschwinden. Zitternd drehte ich mich um und wollte gerade los laufen, als zwei Wölfe vor die Tür sprangen, und sie so versperrten.

Hilfesuchend sah ich zu Bastian, der nun seinen Kopf hängen ließ. Knurrend drängten mich die zwei Wölfe immer weiter zum Mann hin. Nach einem Ausweg suchend sah ich mich um, doch fand nichts, was mir helfen könnte.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt