Kapitel 31

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POV: Tim
Gähnend öffnete ich die Augen. Beißendes Licht strömte durch die Fenster direkt in meine Augen. Genervt strampelte ich mir die Decke von den Füßen und zog die Vorhänge zu. Wer hatte mich eigentlich zugedeckt? Kurz krazte ich mich am Kopf, bevor ich zu Ryan's Zimmer ging, was am Ende des Flurs lag.

Lustiger Weise war ich seit meiner Ankunft nicht ein Mal drinne gewesen. Im Badezimmer war ich auch erst zwei Mal, zum Duschen und um mein Geschäft zu verrichten. So viel Mensch hatte ich in mir noch, um nicht in den Wald machen zu müssen. Irgendwie verstörte mich dieser Gedanke richtig. Es wäre einfach nur eklig gewesen. Und stressig zu gleich.

Vorsichtig klopfte ich an seine Tür, bevor ich sie öffnete. Ein kalter Schauer kam mir entgegen. Er schien wohl kein Freund von Heizungen gewesen zu sein. ,,Ryan?", fragte ich in die Dunkelheit. Seine Fenster wurden von zwei schweren Vorhängen verdeckt. Vampire bevorzugten die Dunkelheit. Genau so wie die Werwölfe.

Uns machte es zwar nichts aus, aber trotzdem bevorzugten wir die Dunkelheit. ,,Hast du mal auf die Uhr geguckt?!", brummte er und drehte sich auf die andere Seite. ,,Ne, wieso", lachte ich. Von ihm kam nur ein sarkastisches Lachen. Dann sah ich endlich auf die Digitaluhr, die auf seiner Komode stand. Es war 5 Uhr?!

Was war denn in mich gefahren? Seit wann wachte ich so früh auf? Peinlich berührt kratzte ich mich wieder am Kopf. ,,Was war das gestern eigentlich?", lenkte ich vom Thema ab. Jetzt drehte er sich wieder zu mir und sah mich stumm an. Zum Glück hatten wir so einen guten Sehsinn, um bei dieser Dunkelheit überhaupt unsere eigene Hand vor Augen zu sehen.

,,Nichts", zischte er noch, bevor er sich aufrappelte und aus dem Bett stieg. Es wäre falsch zu sagen, ich wäre nur wütend gewesen. Ich konnte mich gerade noch davon abbringen, ihm den Kopf abzureißen. Mit wenigen Schritten war er bei mir angekommen und stieß mich zurück aus der Tür, um sie vor meiner Nase zu zuschlagen.

Mit viel Mühe konnte ich noch schnell die Türklinke greifen, um nicht auf dem Boden zu landen. Kurz musste ich wieder einen klaren Gedanken fassen. Naja, nicht wirklich "kurz". Entschlossen, es ihm heim zu zahlen, riss ich die Tür wieder auf, was ich wohl bereuen musste. Ryan stand nur mit einem T-Shirt bekleidet, mit dem Rücken zu mir vor seinem Schrank.

,,Verpiss dich!", schrie er, wobei es ihn wohl nichts ausmachte, dass ich ihn so sah. Schließlich waren wir beide Typen und außerdem noch ein Werwolf und ein Vampir. Schwul waren wir natürlich auch nicht. Wäre auch voll eklig gewesen. Zumindest ich nicht, aber bei Ryan konnte ich mir das auch nicht vorstellen.

,,Wenn du Wichser jetzt nicht raus gehst, vergess ich mich!", kreischte er und holte mich so aus meinen Gedanken. Ich brummte kurz, bevor ich die Tür laut zu schlug und mich wieder auf den Weg zum Wohnzimmer begab. Kaum hatte ich mich auf die ungemütliche Couch, auf der ich die letzten beiden Nächte geschlafen hatte, gesetzt, klingelte jemand.

Da Ryan sich noch um zog, ging ich genervt am die Tür. ,,Was?", zischte ich dem Jenigen zu, der vor der Tür stand. ,,Ä-hm... Ich sollte ihr Sachen herbringen. Ihr Vater macht sich Sorgen um sie, deswegen sollte ich sie suchen. Einer ihrer Klassenkameraden hatte sie gestern hier her gehen sehen.", stammelte unser Fahrer.

Wahrscheinlich klang meine Stimme aggressiver als gewollt. Schnell nickte ich und riss ihm die Tasche aus der Hand, um die Tür wieder zu schließen. Mit der echt schweren Tasche ging ich wieder zurück zur Coach. Zu meiner Enttäuschung waren nur Kleidung, Geld und meine Schulsachen für heute drinn.

Bestimmt hatte mein Vater jemanden dafür beauftragt, die Tasche zu packen. Würde mich jedenfalls nicht wundern. Schlecht gelaunt wie ich war, zog ich mich nur schnell um, um mich dann auf den Weg in die Schule zu machen. Mein Handy hatten sie natürlich vergessen, mit in die Tasche zu legen.

Das steckte nämlich noch in der anderen Jacke. Den Weg zur Schule verbrachte ich still. Ich dachte nur nach. Über Stegi. Über Ryan. Und sogar über Raphi. Wie sollte ich mich Ryan gegenüber verhalten? Er hatte mir ja wohl klar und deutlich gezeigt, dass ich nicht mehr erwünscht war.

Deswegen beschloss ich, nach der Schule einfach meine Sachen, die ich dabei hatte, zu packen und zu verschwinden. Genug Geld hatte ich jetzt schließlich mit, um ein paar Tage irgendwo unter zu kommen. Ich könnte mich selbst für meine Dummheit schlagen. Wieso zum Teufel, musste ich dieses verdammte Treffen vergessen?!

Ein wenig zu früh kam ich vor unserer Klasse an. Ich war der Erste, was schon an ein wunder grenzte. Selbst in dieser kurzen Zeit, seit ich hier war, war ich immer etwas zu spät oder gerade so rechtzeitig. ,,Tim?", hörte ich jemanden rufen. Schnell drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der es kam.

Raphi kam mit einem verwirrten Gesichtsausdruck auf mich zu. Sein Rucksack hing wie immer lässig auf seiner Schulter und heute hatte er seine Haare offen. Er war beim Friseur, das merkte man sofort. Seine sonst so langen Haare, waren jetzt kaum kürzer als meine. ,,Hey", begrüßte ich meinen besten Freund und schlug ihm ein.

,,Wo warst du gestern?", fragte er interessiert. ,,Ach, mir ging's einfach nicht so gut", log ich. Er legte seine Stirn in Falten und grinste leicht. ,,Du hast also geschwänzt." Ertappt sah ich ihn. Irgendwie stimmte das ja. Aber es hatte auch einen Grund! Den ich ihm aber leider nicht erzählen durfte...

Vielleicht ja irgendwann. Das Klingeln und das Gemurmel der Schüler holte uns aus unserem Gespräch. Still betraten wir den Raum und legten unsere Taschen ab. ,,Gehen wir eine rauchen?", fragte ich grinsend. Etwas verunsichert sah er mich an, nickte schließlich aber doch und folgte mir nach draussen.

Die Lehrer sollten sich halt einfach abregen und froh sein, das ich überhaupt gekommen war. Schließlich war meine Zeit wertvoll. An "unserer" Ecke angekommen, kramte ich die Kippen aus meiner Jackentasche. Wenigstens hatten sie die nicht vergessen. Sonst wäre ich echt wütend geworden.

Flink fischte ich eine Stange für Raphi und dann noch eine für mich aus der Packung und reichte ihm seine. Er zündete sie mit seinem Feuerzeug an. ,,Wieso hast du mir nicht auf Whatsapp geantwortet?", hakte Raphi nach. ,,Hab mein Handy bei 'nem Freund vergessen", winkte ich ab. ,,Du bist doch dieser Lappen Tim, oder?", hörte ich plötzlich eine dunkle Stimme hinter mir.

Mit einem genervten Gesichtsausdruck drehte ich mich zu dem um, der unser Gespräch unterbrochen hatte. ,,Und du bist?", fragte ich und nahm noch einen Zug von meiner Kippe. ,,Chris", sagte er und grinste verschwörisch. ,,Was willst du?", seufzte ich. ,,Das du weißt, dass ich hier der Boss bin."

Laut lachte ich los und musste mich bei Raphi festhalten, um nicht um zu fallen. ,,Das werden wir sehen", kicherte ich und wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Bevor ich reagieren konnte, hatte dieser "Chris" auch schon seinem "Freund" ein Zeichen gegeben, der mich zur Seite schubste.

Kurz torkelte ich, bevor ich finster knurrte. ,,Bist du n' Köter oder was?", zischte er. Dann wurde meine Sicht auch schon rot und ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt