Kapitel 22

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POV: Tim
Die restliche Stunde verlief langweilig und zog sich in die Länge wie Kaugummi. Die kleine, weiße Uhr, die oberhalb der Tafel hing, machte mich verrückt. Jede 2 Minuten starrte ich wieder auf Sie, in der Hoffnung, sie würde dadurch schneller laufen.

Raphi schien die ganze Zeit in Gedanken zu sein, da er still aus dem Fenster sah. Als ich dann endlich die erlösende Klingel vernahm, beschloss ich, in die Cafeteria zu gehen. Mein Magen hätte mich sonst wahrscheinlich umgebracht.

Und es wäre doch eine Schande, wenn ein so toller, starker und gutaussehender Alpha nicht mehr da wäre, oder? Ohne Raphi machte ich mich also auf den Weg dorthin, da er noch etwas klären wollte. Aber natürlich bat er mich, ihm was mitzubringen.

Wahrscheinlich war er einfach zu faul, selbst zu gehen. Als ich endlich ankam, stach mir die lange Schlange schon ins Auge. Entnervt schubste ich die meist jüngeren Schüler zur Seite, um schneller nach vorne zu kommen. Ich hatte einfach keinen Bock lange zu warten und sie ließen es eh mit sich machen. Was sollten sie auch schon ausrichten können?

Diese Schwächlinge, die sich "Menschen" schimpften, waren einfach erbärmlich. Die "Köchin" sah mich kurz kopfschüttelnd an, bevor sie mir endlich das gab, was ich wollte. Meine geliebten Salamiebrötchen. Für Raphi nahm ich einfach irgend ein anderes Brötchen.

Sollte schon passen, dachte ich und wollte gerade zurück gehen, als mich etwas zögerlich zurückhielt. ,,Tim?", fragte eine Stimme hinter mir. Ich drehte meinen Kopf um, Liam ins Gesicht sehen zu können. ,,Was gibt's?", fragte ich lässig, während ich versuchte keines der Brötchen fallen zu lassen.

,,Wolltest du uns nicht was besorgen?" Genervt seufzte ich und zischte: ,,Lass mir noch ein wenig Zeit." Eingeschüchtert nickte er und ließ meine Jacke los. Etwas besser gelaunt machte ich mich dann doch auf den Weg zurück in die Klasse. Für uns war es keine Pflicht mehr, in den Pausen auf den Pausenhof zu gehen.

Die Lehrer hatten wohl verstanden, wie nervig es für uns war, die ganze Pause unter den "Kleinen", schreienden, nervigen Kindern zu verbringen. Die Brötchen auf dem Arm balancierend, öffnete ich mit einer Hand die Tür. Stille empfing mich.

Die meisten flüsterten, während einige sogar nur auf ihr Handy sahen. Echte Langweiler. In meiner alten Schule hätten wir hier alles auseinander genommen. War halt irgend ein Kaff. Was sollte man da schon erwarten?
Wieso musste mein Vater sich auch genau für diesen Ort entscheiden? Er hatte uns ja versprochen: "Das war der letzte Umzug."

Das ich nicht lache. Verwirrt kam ich an unserem Platz an, der leer war. Wo war Raphi? Musste er wirklich was klären? Schulterzuckend setzte ich mich, legte ihm sein Brot auf den Tisch und biss genüsslich in meins. Da mir langweilig wurde, nahm ich mein Handy raus und checkte meine Social-Media Profile ab.

Die restliche Pause verbrachte ich damit Leuten auf Twitter und WhatsApp zu antworten, bis Raphi wiederkam. Er war blass wie ein Vampir. Bah, allein der Gedanke an diese Mistviecher ließ mich schaudern. Doch als ich ihn fragte, was denn los sei, wunk er nur ab.

Weiter nachhaken konnte ich nicht, da die Lehrerin schon reinkam. Die letzten 2 Stunden gingen zum Glück relativ zügig vorbei und ich konnte endlich nach Hause. Unser, mir sehr unfreundlicher Fahrer, stand mit diesem genervten Blick wie immer da und wartete auf mich. Mein innerer Wolf hätte es aber auch nicht länger in diesem Raum ausgehalten.

Morgen hätten wir dann endlich Sport. Mein Lieblingsfach. Ich hoffte nur, dass der Lehrer oder die Lehrerin ok wären. Angekommen stürmte ich schon fast aus dem Auto und rannte die Auffahrt hoch. Zügig gab ich das Passwort für das Tor ein, ging rein und stieß die Tür auf.

Wie immer kam mir schon ein Geruch von frisch gekochtem Essen entgegen. Meine Tasche landete neben den Kleiderhaken, wo ich meine Schuhe drunter stellte. Meine Lederjacke behielt ich an. Eigentlich müsste ich garkeine tragen, da mein Körper immer warm war. Noch ein Vorteil, ein Werwolf zu sein.

Trotzdem würde es komisch aussehen, wenn ich im Frühling im T-Shirt rumlaufen würde. Es lag zwar schon lange kein Schnee mehr, war aber dafür immer noch sehr kalt. Schnell folgte ich dem Geruch in die Küche, die erstaunlicher Weise leer war. Ich zuckte mit den Schultern und suchte mir einen Teller und Besteck, wo ich mein Essen drauf lagern konnte.

Nach etwas Suchen, stand ich am Herd und tat mir Kartoffelbrei und ein Steak drauf. Mit dem Teller schlich ich dann den Flur entlang, doch vor dem Wohnzimmer blieb ich geschockt stehen. Die Tür war offen und ich roch etwa 20-25 Werwölfe, die mich angriffslustig musterten.

"Shit", dachte ich mir, bevor ich den Teller fallen ließ und mich verwandelte. Ich hatte leichte Probleme damit, da der Flut nicht gerade breit war und ich nicht gerade klein. Mein schwarzes Fell hob sich sehr stark auf der weißen Wand hervor und meine Augen mussten auch schon rot leuchten.

Wie dumm musste ich auch sein, um das Rudeltreffen meines Vaters zu vergessen, bei dem ich auf keinem Fall im Haus sein durfte? Lang dauerte es nicht, bis sich die meisten auch verwandelt hatten. Auf meinen Vater konnte ich nicht hoffen. Jetzt, wo ich so seinem Rudel bevorstand, war ich nicht mehr sein Sohn.

Ich war eine Gefahr, die ausgeschaltet werden musste. Ein fremder Alpha. Ein lautes Heulen ertönte und der erste, ein Beta, sprang mit weit geöffnetem Maul auf mich zu. Der Beta meines Vaters. Ohne zu zögern packte ich sein Nackenfell mit meinem Maul und schleuderte ihn gegen die Wand.

Mit einem lauten Knall schlug er gegen sie. Kurz war es still, bis er sich wieder aufrappelte und mich anknurrte. Die anderen gingen jetzt auch zum Kampf über. Ich hatte keine Chance, das wusste ich sofort. Also drehte ich mich um und rannte zur Terassentür.

Dicht hinter mir konnte ich die Wölfe hören, die allesamt knurrten. Ihre Krallen zerkratzten den Laminat und man konnte hören, wie ihr Fell die Wand entlang striff. Zum Glück hatten wor ein großes Haus und somit auch einen langen Flur.

Mit Verzweiflung musste ich aber feststellen, dass die Terassentür geschlossen war. Da musste ich wohl durch. Mit den Pfoten zuerst, sprang ich durch die Glasscheibe, die laut knirschend zu Bruch ging. Die entstandenen Glassplitter bohren sich schmerzhaft in meine Pfoten und mein Fell.

Mein Blut konnte ich auch riechen und ich war mir sicher, ich hinterließ eine Blutspur. Schnell rannte ich den Hinterhof entlang, um zum Wald zu gelangen. Meine einzige Chance. Doch die wurde zerschlagen, als einer seine Zähne in meine Hinterläufe bohrte, sodass ich fiel.

Gerade noch so konnte ich mich abrollen, um nicht gegen einen Baum zu schlittern. Der Boden war doch rutschiger, als gedacht. Mit Schock musste ich feststellen, dass sich mein Vater, der Alpha, in meinem Bein verbissen hatte. Ich schnappte nach ihm und konnte ihn mit viel Glück an dem Ohr erwischen.

Er knurrte laut auf und ließ endlich los, doch gerade als ich weg wollte, warf sich ein Beta auf mich. Mit letzter Kraft stieß ich ihn von mir und fiel, durch den Schwung einen kleinen Abhang runter.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt