Kapitel 49

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POV: Ryan
Blitzschnell wich ich einem der Wölfe aus, der nach mir schnappte. Tim, Stegi und die zwei Wölfe waren nicht mehr zu sehen. Kurz sah ich zu meinem Vater, der von drei Wölfen zu Boden gedrückt wurde. Wir hatten keine Chance. ,,Rette ihn!", schrie er mir zu.

Sein Blick war flehend und verzweifelt. Unschlüssig sah ich ihn an. Dann aber drehte ich mich um und rannte davon. Hinter Tim und Stegi her. Weit konnten sie noch nicht sein. Ich verstand immer noch nicht, wieso Tim mir das antat. Seine Persönlichkeit schien sich in zwei Sekunden komplett geändert zu haben. Und was wollte er von Stegi? Kannten sie sich?

Aus der aufgebrochenen Tür raus, kletterte ich sofort einen Baum hoch, um die Umgebung sehen zu können.

In etwa einem Kilometer sah ich die schwache Sillouetthe von 3 Menschen. Das mussten sie sein! Etwa auf der Hälfte der Strecke sah ich auch einen Punkt, der auf sie zu raste. Tim. Sein schwarzes Fell war kaum zwischen den Bäumen zu erkennen. Schnell sprang ich den Baum runter und rannte los.

Ich war zwar schneller als ihre so genannten "Beta", doch gegen Tim würde ich niemals ankommen. Seit dem er die neuen Kräfte bekommen hatte, wirkte er noch mächtiger. Doch ich durfte meinen Bruder nicht im Stich lassen. Er war ein Omega. Sie würden ihn nur benutzen.

Sie würden ihn brechen und zu einem willenlosen Zombie machen. Das lasse ich nicht zu! Gepackt von dem Versprechen, dass ich meinen Vater gab, schöpfte ich neue Kraft. Alles um mich rum schien wie in Zeitlupe, als ich den großen Nadelbäumen auswich, die sich mir immer wieder in den Weg stellten.

Weit vor mir konnte ich Tim schnaufen hören. Sein Schritt war konstant und sehr schnell. Zum Glück konnte ich aber lange laufen. Als ich dachte, ich hätte sie verloren, hörte ich Stegis leises Schreien. ,,Lass mich runter! Drecksvieh! Ich schwör dir, das werdet ihr bereuen!", hörte ich ihn rufen.

Erleichtert seufzte ich auf. Wenigstens war ihm nichts passiert. Jedenfalls noch nicht. Woher kannte Tim ihn eigentlich? Er schien zu mindest zu wissen, wer er war. Und kein Wunder, dass Stegi ihm so vertraute. Er war ja ihr so genannter "König". Lächerlich. Erstaunt sah ich nach rechts, wo ich Tim erkennen konnte, der sich durch die Bäume schlängelte.

Durch seine Größe fiel es ihm schwer, schnell durch zu kommen. So schaffte ich es auch, ihn abzuhängen. Sein Knurren aber sagte klar, dass er nicht aufgeben würde. Dann sah ich ihn. Zappelnd hing er über der Schulter eines Typen. Ich konnte an ihrem Geruch erkennen, dass es die beiden Werwölfe waren, die ihn weggebracht hatten.

Hass schnürte mir die Kehle zu und ich spürte, wie ich einem Blutrausch näher kam. Den letzten hatte ich vor 2 Jahren gehabt. Die Erinnerungen daran waren nur noch verschwommen. ,,Dean!", schrie der Typ der meinen Bruder trug. Sofort reagierte der Andere und verwandelte sich.

Er stellte sich mir in den Weg und bleckte seine Zähne. ,,Renn!", warnte ich ihn, doch er hörte nicht. Danach spürte ich, wie ich meine Kontrolle verlor und in den Blutrausch abdriftete. Geschickt wich mein Körper den Angriffen des Wolfes aus und rannte an ihm vorbei zu meinem Bruder.

Der sah mich aus großen Augen an. ,,R-yan?", hörte ich ihn flüstern. Von seinen Worten abgelenkt merkte ich nicht, wie Tim jetzt bei uns ankam und mich umsprang. Er biss mir in den Arm, was mich zischen ließ. Ich wand mich unter ihm, doch hatte ich keine Chance. ,,Stopp", hörte ich Stegi plötzlich rufen.

Tim hielt in seiner Bewegung inne. Dann hörte ich zögerliche Schritte auf mich zu kommen. Von einem warnenden Knurren begleitet. Doch das ließ Stegi nicht stoppen. Bei mir angekommen beugte er sich runter und strich behutsam über die Bisswunde. Seine Augen waren trüb und mit Tränen gefüllt.

,,Es tut mir leid", flüsterte er. Dann drehte er sich um und verschwand zusammen mit Tim und den beiden Wölfen. Geschwächt von dem Biss ließ ich meinen Kopf auf den Boden fallen. ,,Tut mir leid, Vater", sagte ich, obwohl ich wusste, dass er mich nicht hören konnte.

Der Frust und die vielen Fragen ließen mich liegen bleiben. Außerdem brannte mein ganzer Arm höllisch. Da wir Vampire kein Blut besaßen, sah man nur die Bisspuren und meinen kaputten Pullover. Schon lange war es her, seit dem ich Schmerzen gespürt hatte. Irgendwie befreite mich das Gefühl. Doch die Sorgen um Stegi wuchsen und ich wusste, ich musste ihm helfen.

Also rappelte ich mich vom Waldboden auf und ging ihrem Geruch nach. Während Stegis kaum zu spüren war, war Tims Geruch penetrant. Mit kaltem Blick blieb ich vor dem Haus stehen, aus dem wir den Jungen vorher geholt hatten. Ich versprach mir selber, mich an ihnen zu rächen.

Egal, was davor geschah oder was noch geschehen würde, ich würde Stegi nicht bei ihnen lassen. Da es langsam dunkel wurde, beschloss ich, in meine Wohnung zu gehen und morgen weiter zu sehen. Hoffentlich taten sie meinem Vater nichts an. Doch auch wenn, könnte ich gerade nichts dagegen machen.

An meiner Tür konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ein zitterndes Knäul lag eingerollt davor und schien zu schlafen. Ich schlug mir gegen die Stirn. Wie konnte ich Luke nur vergessen? Schnell schloss ich die Tür auf und nahm ihn auf den Arm. Er sah kurz auf, vergrub dann aber seine Schnauze in meinem Pullover.

Als er jedoch meine Wunde bemerkte, wimmerte er auf. ,,Alles ist gut", beruhigte ich den Kleinen. Ich betrat mit ihm auf dem Arm meine warme Wohnung und brachte ihn auf das Sofa. Da rollte er sich wieder ein und döste vor sich hin. Ich beschloss ihm etwas zu essen zu bestellen und einen Tee zu machen.

Den hatte ich zum Glück noch wegen ein paar One-Night Stands da. Mit meinem Handy am Ohr und der Tasse in der Hand ging ich also zurück und sah in das schluchzende Gesicht von Luke. ,,Ja, das wars", beendete ich mein Gespräch und stellte die Tasse und mein Handy ab. ,,Ich wollte das nicht", stammelte er mit weinerlicher Stimme.

,,Was wolltest du nicht?", fragte ich nach und setzte mich neben ihn. Zwar schrie alles in mir drin ihn zu umarmen, doch wusste ich nicht, ob es ok für ihn wäre. ,,Das Tim wegen mir wegläuft und du Aua bekommst", sagte er und sprang mir in die Arme. Verdutzt strich ich ihm über den Rücken.

,,Du bist nicht Schuld kleiner. Es ist bloß so, dass Tim nicht der ist, für den wir ihn hielten. Er ist nicht so nett, wie erhofft", versuchte ich ihm zu erklären, was für ein Arsch Tim war. Sollte ich erfahren, dass er Stegi schon was angetan hatte, würde er dafür büßen.

Langsam wurden die Schluchzer immer leiser und irgendwann klingelte es auch an der Tür.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt