POV: Stegi
Meine Augen flackerten, während ich gegen die Aufkommende Ohnmacht ankämpfte. Ich durfte jetzt nicht einfach ohnmächtig werden! Ich musste Tobi noch danken!Dank ihm hatte ich nicht wirklich was abbekommen. Als ich etwas an der Schulter spürte, kniff ich die Augen zu.
Ich dachte, Chris würde sich mich jetzt noch mal richtig vornehmen. Doch als ich Tobi's Stimme hörte, öffnete ich meine Augen. Er kniete vor mir und lächelte leicht.
Er sah echt schlimm aus. Seine Lippe war aufgeplatzt, sein eines Auge hatte jetzt schon einen roten Schimmer und aus seiner Nase kam auch ein wenig Blut. Schuldgefühle schlichen sich in meinen Verstand. Nur wegen mir wurde er geschlagen.
,,Wir sollten los", krächzte er, da er wohl selbst Schmerzen beim Reden hatte. Ich nickte und schenkte ihm auch ein kleines Lächeln. Langsam rappelte ich mich, mit der Hilfe von Tobi auf und stolperte ihm hinterher.
Tobi trug beide Taschen, obwohl ich drauf bestanden hatte, sie zu tragen. Diskutieren hatte mir dann aber zu viel Kraft gekostet. Nach kurzer Zeit kamen wir an einem gemütlich aussehenden, kleinen, weißen Haus an.
Tobi drehte den Schlüssel im Schloss und machte die Tür auf. Da ich aber nicht wusste, ob ich rein durfte, blieb ich auf der Einfahrt stehen. ,,Stegi, kommst du?", fragte er, während er sich an der Tür festhielt.
Ihm ging es auf jeden Fall nicht gut. So schnell ich konnte trat ich in das Haus ein uns zog mir, nachdem Tobi es mir sozusagen "befohlen" hatte, die Schuhe aus. Am anderen Ende des Flurs konnte man leise eine Stimme vernehmen. Tobi ging vorrau, genau zu diesem Raum und klopfte an, bevor er eintrat. Ich folgte ihm mit ein wenig Abstand und schwitzigen Händen.
Ich war schon lange nicht mehr bei anderen gewesen, außer bei Zoe und (unfreiwillig) bei Tim (den ich auch nicht als "Freund" bezeichnen würde). ,,Tobias?", hörte ich eine Frau geschockt fragen. Sie war wahrscheinlich seine Muter.
,,Mum, bevor du ausrastest: Mir geht's gut, aber du solltest dir Stegi angucken", sagte Tobi mit beruhigender Stimme. Von wegen, es ginge ihm gut. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten!
Die Frau, die vorher telefoniert hatte, beendete ihr Telefonat sofort und kam auf uns beide zu. ,,Setzt euch! Ich hole den Verbandskasten", sagte sie, bevor sie an uns vorbei in den Flur stürmte. Lächelnd schüttelte Tobi den Kopf und setzte sich auf das Sofa.
Etwas verloren stand ich rum, bis Tobi seufzte und neben sich klopfte. Schnell und mit gewissen Abstand setzte ich mich neben ihn. Ich vertraute ihm jetzt zwar, aber die Angst, verarscht zu werden, war immer noch da. Sowas verschwindet halt nicht auf den ein oder anderen Tag.
Gehetzt und mit einem großen roten Koffer unter dem Arm kam seine Mutter wieder. Zuerst "verarztete" sie meine Wunden, bis sie sich schließlich um Tobi kümmerte. Zum Glück fragte sie nicht nach, wie unsere Verletzungen zustande kamen. Dafür war ich ihr unheimlich dankbar.
Außerdem rief sie bei der Schule und bei mir zuhause an. Meine Mutter bestand aber drauf, da sie gerade nicht zuhause war, dass sie mich später bei Tobi abholen würde. Tobi hatte echt Glück mit seinen Eltern. Seinen Vater kannte ich zwar noch nicht, glaubte aber fest daran, dass er genauso fröhlich und nett wie der Rest der Familie war.
Lachend folgte ich Tobi nach oben zu seinem Zimmer, während er immer wieder schlechte Witze riss. Er war eigentlich echt nett und ein guter Mensch. Wieso hatte er früher nichts gesagt? Und wie kann so ein gutherziger Mensch gerne Zeit mit Raphael verbringen?
Sein Zimmer glich meinem sehr. Ein großes Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch und sonst nur wenige andere Sachen. Der große Unterschied war aber, dass er überall Bilder von sich und seinen Freunden aufgehangen hatte. Während ich 3-4 Bilder von mir und Zoe an der Wand hängen hatte, waren seine fast komplett mit Fotos zugeklebt.
Er schmiss sich auf's Bett und ich setzte mich auf den Schreibtischstuhl. Die Schmerzen hatten, wegen einer Schmerztablette zum Glück etwas nachgelassen. ,,Danke", flüsterte ich. Verwirrt drehte Tobi seinen Kopf, damit er mich angucken konnte. ,,Wofür?", fragte er.
,,Für alles, was heute passiert ist", grinste ich. Er lächelte jetzt auch und setzte sich auf. Eine peinliche Stille entstand, bis Tobi sie durchbrach. ,,Darf ich dich küssen?", fragte er, während er sich verlegen am Nacken kratzte.
,,Was?!", fragte ich geschockt. Das meint er doch nicht ernst oder?! Verdutzt sah ich ihn an. ,,Ich wollte halt einfach gucken, ob ich wirklich schwul bin. Sorry, jetzt merk ich auch, wie dumm die Idee war", sagte er und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen. Sollte ich wirklich?
Seufzend stand ich vom Stuhl auf und setzte mich an seine Bettkante. Das war ich ihm jetzt schuldig. Und ich konnte nihct behaupten, dass er schlecht aussah. Jetzt hob er seinen Kopf an, wobei ich merkte, dass er komplett rot war. Ihm war die Frage wohl peinlich. Verständlich.
Kurz sah ich ihm in die Augen, bevor ich mich zu ihm herunter beugte. Meine Lippen legte ich vorsichtig auf seine. Er erwiderte sofort und drehte sich, damit er sich nicht so verrenken musste. Geschmeidig bewegten sich seine Lippen gegen meine und als ich meine Hand leicht auf seinen Schritt drückte, stöhnte er laut in den Kuss.
Grinsend entfernte ich mich schnell wieder und ging zurück zum Stuhl, wobei Tobi unzufrieden brummte. Hinter mir konnte ich Tobi's schnellen Atem hören. Allein von diesem unbedeutenen Kuss war er schon erregt, während er mich recht kalt lies.
Er war, wie gedacht, 100% schwul. ,,Du solltest duschen gehen", schlug ich ihm grinsend vor und ließ mich vorsichtig auf den Stuhl fallen. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht laut los zu lachen. Die Situation war einfach zu gut. Er warf mir noch einen grimmigen Blick zu, bevor er wirklich aus der Tür verschwand.
Ich musste wohl eingenickt sein, denn Tobi stand, mit nassen Haaren vor mir und schüttelte mich an der Schulter. ,,Deine Mum ist da", sagte er. Traurig schaute ich ihn an. Ich wollte jetzt nicht nachhause. Die Zeit mit Tobi hatte mir auf irgend eine Art gefallen. Hatte ich mich etwa in ihn verliebt? Nein, dass war es nicht.
Vielleicht war ich einfach nur froh, einen neuen Freund gefunden zu haben, der auch noch auf Typen stand! ,,Krieg ich wenigstens deine Nummer?", schmollte ich und hievte mich vom Stuhl. Mein Körper fühlte sich echt besser an. ,,Hättest du gekriegt, wenn einer von diesen Hunden mein Handy nicht weggeschmissen hätte", sagte er, mit Wut in der Stimme.
,,Oh", war das einzige, was ich dazu sagen konnte. Er seufzte kurz, schenkte mir ein halbherziges Lächeln und begleitete mich nach unten, da meine Mutter schon da war. Am Ende der Treppe verabschiedete er sich mit einer kurzen Umarmung, die ich perplex erwiderte.
Schnell ging ich zu meiner Mutter, die im Türrahmen stand und sich mit Tobi's Mutter unterhielt. Während meine Mutter sich bedankte, winkte seine ab und lud sie stattdessen morgen zum Kaffee ein. Lächelnd bejahte meine Mutter und schloss mich dann kurz in die Arme.
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Stexpert~ Du bist ein WOLF?!
Loup-garouSchon zum wiederholten Male muss Tim mit seinen Eltern umziehen. Und dann auch noch in irgend ein Kaff, dabei ist er schon 17! Der Grund dafür ist das neue Rudel seines Vaters, was ihm ganz schöne Probleme macht, da er selbst ein Alpha ist. Ein eige...