Kapitel 26

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POV: Tim
Angewidert sah ich mich in seiner Wohnung um. Sie war klein und stank unerträglich. Naja, für mich. Vampire stanken eigentlich nicht, nur für Werwölfe. Und da ich auch noch ein Alpha war, war das doppelt so schlimm, denn meine Sinne waren noch besser.

Wiederum versuchte Ryan es sich nicht anmerken zu lassen und meinen Geruch zu ignorieren. Für ihn musste ich mindestens genauso schlimm riechen. ,,Hast du Hunger?", rief er mir aus seiner Küche zu. Ich schüttelte meinen Kopf, bis ich merkte, dass er mich nicht sah und schrie ein kurzes "Nein" zurück.

Relativ zügig kam er wieder aus seiner Küche und ließ sich, mit zwei Bierflaschen neben mich auf das Sofa fallen. Die eine trunk er selber und die andere gab er mir. Ich nippte nur kurz dran, da ich mich nicht in seiner Nähe betrinken wollte. Er war immer noch eines dieser Mistviecher, die dich aussaugen um dich dann irgendwo zu entsorgen.

Sie sind herzlos! Verwirrt musterte ich ihn. Hatte er keine Angst, ich würde auf ihn losgehen? Er saß cool da, hatte schon die halbe Flasche getrunken und sah einfach gerade aus auf eine Wand. Er schien in Gedanken, während er seine Flasche langsam leerte.

Sie musste für ihn echt beschissen schmecken. Oder eher nach Garnichts. Nicht ohne Grund trinken Vampire eigentlich nur Blut. Alles andere schmeckte für sie nach nichts, wurde mir jedenfalls immer so beigebracht. ,,Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich nach einiger Zeit. ,,21", sagte er locker.

Bitter musste ich auf lachen. Er sah nicht älter aus als 18 oder höchstens 19! Vampire hatten das Glück, nicht zu altern. Trotzdem waren sie nicht unsterblich. Man konnte sie töten. Ab ihrem 18. Geburtstag würde ihre Zeit für immer stoppen. Ab da an würden sie auch anfangen, Blut zu trinken.

Neben mir saß also ein noch ziemlich unerfahrener Vampir. Bei Werwölfen war das ein wenig anders, wir alterten ab dem 18. Lebensjahr nur langsamer. Die Durchschnittswerwölfe werden etwa 300 Jahre alt. Also etwa 3 Mal so alt wie Menschen.

Ein heftiger Schmerz ließ mich aufschrecken. Das war nicht sein Ernst oder? Hämisch grinsend stand Ryan vor mir, ein Kissen in der Hand haltend. Er hatte mir doch ernsthaft das Kissen, das angemerkt steinhart war, gegen den Kopf gehauen. Kurz grinste ich fieß und trat mit einem Bein gegen seine Knöchel.

Sofort knickten seine Beine unter ihm weg und er fiel mit einem kurzem Schrei nach hinten. Lachend sah ich zu, wie er sich aufsetzten und den Hinterkopf rieb. ,,Das war nicht fair!", sagte er, musste dabei aber auch grinsen. Nett wie ich war, hielt ich ihm eine Hand hin, um ihm aufzuhelfen.

Doch gerade, als er fast wieder stand, ließ ich seine Hand los, sodass er wieder nach hinten auf den Boden fiel. Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten und brach in schallendes Gelächter aus. ,,Ha, Ha, sehr lustig", schnaubte das Vieh beleidigt. ,,Eigentlich wollte ich dir ja mein Bett überlassen, dass hat sich jetzt aber wohl geändert", sagte er, während er seinen Kopf theatralisch von mir weg drehte.

,,Ich bitte um Verzeihung, Madam", sagte ich jetzt, mit einer ziemlich lustigen Stimme. ,,Ach, fick dich doch!", lachte er und rappelte sich nun selber auf. ,,Sagen sie doch sowas nicht!", nuschelte ich mit der behinderten Stimme und schlug mir gespielt geschockt eine Hand vor den Mund.

,,Ich geh schlafen. Bettzeug ist im Sofa", sagte er, bevor er in einem anderen Zimmer verschwand. Seufzend zog ich das Sofa auseinander und legte mich schlafen. Ich war zu müde, um noch irgendwas anderes zu machen. Bevor ich einschlief ging ich noch mal den ganzen Tag durch und kam zu dem Entschluss, dass "Mistvieh" garnicht so ein Mistvieh war.

Dieser Satz machte wohl nur in meinen Gedanken Sinn. Geweckt wurde ich durch einen lauten Knall. Geschockt sprang ich aus dem Bett und riss so Ryan mit mir zu Boden. Da ich ihn aber zuerst nicht erkannt, drückte ich ihn aggressiv in den Boden und war im Inbegriff mich zu verwandeln.

,,Ruhig, Alpha", knurrte der Vampir unter mir. Peinlich berührt stieg ich von ihm zu half ihm hoch. ,,Sorry", nuschelte ich, doch mein Blick wechselte zu einem Verwirrten, als ich die Pfanne und den Löffel in seinen Händen sah. Schnell versuchte er diese hinter seinem Rücken verschwinden zu lassen, aber es war zu spät.

,,Was sollte das werden?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. ,,Du wolltest nicht wach werden!", verteidigte er sich. ,,Wohl eher, Wolltest du mich erschrecken." Ertappt lächelte er und legte die Sachen auf den Tisch. ,,Hast du Hunger?", fragte er und verschwand in der Küche.

Natürlich hatte ich den, ich war eigentlich immer hungrig. Früher hatte ich mich immer gefragt, wieso ich nicht dick wurde und eigentlich nur Muskeln besaß. Heutzutage war das für mich normal. Ich nickte und ließ mich auf einen der schwarz bezogenen Stühle sinken.

Seine Wohnung war echt modern eingerichtet, für meine Verhältnisse aber viel zu klein. Müde wischte ich mir über die schmerzenden Augen und gähnte herzhaft. Kaum hatte ich meine Augen wieder geöffnet, stand schon eine dampfende Tasse Kaffee vor mir auf dem Tisch.

Daneben hatte er Brot und Aufstrich gelegt. Wir Werwölfe konnten zum Glück "normal" essen. Zwar hatten wir eine Vorliebe zu Fleisch, schmeckten aber alles genauso wie die Menschen. Die Vampire hatten es da deutlich schwieriger. Sie konnten ihren Hunger nur durch Blut stillen und wenn sie zu lange keins zu sich nahmen, verreckten sie jämmerlich.

So kam es auch, dass Ryan Löcher in die Luft starrte, als ich aß. ,,Hast du nicht eigentlich Schule?", zerbrach er auf einmal die angenehme Stille. Ich nicht kurz, bevor ich mich wieder meinem Brot zuwand. Wieder schien er nachzudenken, während er irgend einen Punkt in der Ferne durch das Fenster beobachtete.

Wahrscheinlich ein Eichhörnchen oder so. Als ich fertig war, räumte ich den Tisch ab und folgte ihm ins Wohnzimmer. ,,Und was machen wir jetzt?", fragte diesmal ich, als wir gelangweilt auf dem Sofa saßen. ,,Hast du Lust feiern zu gehen und ein paar Mädchen aufzureißen?", fragte er grinsend, als er seinen Kopf zu mir dreht.

Aufreißen, welche Ironie. Wahrscheinlich würde er sie wirklich "aufreißen" und nebenbei ihre kompletten Körper leer saugen. Hatte ich denn Lust dazu? Eigentlich ja nicht, aber würde ich komisch dastehen, wenn ich verneinen würde? ,,Gehen wir nicht lieber in den Wald?", seufzte ich.

Er schenkte mir einen kurzen, vielsagenden Blick. ,,Ist der große, starke Köter etwa verliebt?", fragte er, während er provozieren grinste und seine Augenbrauen hoch und runter zog.,,Fresse!“, knurrte ich und schlug ihm leicht gegen den Arm. ,,Komm schon, ich will nicht den ganzen Tag hier verbringen!“, murrte er und stand auf.

Genervt zog ich mir meinen Pullover wider über den Kopf. Ich hatte ihn gestern einfach ausgezogen und oberkörperfrei geschlafen. Mit sowas hatte ich noch nie Probleme gehabt. Meine Hose ließ ich aber an. Das sie an den Knien kaputt war, juckte mich auch recht wenig.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt