Kapitel vier (1) - Theaterabend

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P.O.V. Sherlock

„Warum müssen wir dahin?", nörgele ich, als John mich in der Bakerstreet abholt und wir mit einem Taxi zum Theaterabend mit Molly fahren.

„Weil man das so unter Freunden macht.", erwidert er leicht genervt. „Wir sind eingeladen worden und haben ja gesagt."

„Auf welche Frage haben Sie denn ja gesagt?", witzele ich. Er sieht mich verwundert an, antwortet aber nicht.

„Was machen wir denn da?", frage ich wieder ernst und schaue dabei aus dem Fenster.

„Molly meinte, sie hätte ein paar Freunde eingeladen und wir würden Spiele spielen. Irgendwas mit Improvisation und Theater. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll", antwortet er schulterzuckend.

„Meinen Sie Improvisationstheater?"

„Kann sein."

Ich runzle die Stirn, sage aber nichts weiter. Schweigend betrachtet jeder die Welt aus seinem Fenster heraus.

Als das Taxi hält, springe ich auf, gehe zur anderen Seite des Taxis und öffne die Tür für John, während dieser bezahlt. Er schaut etwas verwirrt drein, als er aus dem Taxi aussteigt und ich ihm die Tür aufhalte.

„Danke", murmelt er zu, während er an mir vorbeigeht.

Bei Mollys Wohnung angelangt, klingeln wir und sie öffnet die Eingangstür. Oben vor ihrer Haustür wartet sie bereits auf uns. Fröhlich und wie immer etwas nervös begrüßt sie uns, indem sie John umarmt und mir zunickt.

„Was macht deine Katze, Molly?", frage ich, „Hat sie sich gut eingelebt?"

John und Molly schauen kurz verwundert drein. „Ja, ganz gut. Sie nimmt das Futter an und schläft gut durch."

„Du solltest ein anderes Shampoo verwenden, dann kratzt sie dich nicht mehr so viel. Sie ist etwas traumatisiert und dein Shampoo triggert das Erlebnis."

John stößt mich mit seinem Ellenbogen an und ich ernte einen bösen Blick von ihm. Stumm folgen wir Molly, die uns ins Wohnzimmer und somit auch zu den anderen Gästen führt.

Donovan und Lestrade sitzen bereits da und sehen nicht sehr begeistert aus. Neben Lestrade sitzt ein weiteres Pärchen, das anscheinend doch keines ist. Eine falsche Deduktion ist schon in Ordnung. Daneben ist Platz. John begrüßt Donovan und Lestrade mit einem Handschütteln und das Pärchen, das sich als Lily und James herausstellt, wird ebenfalls so begrüßt. Sie bieten uns das „Du" an. Ich wiederum nicke den beiden Inspectors zu, reiche dem unbekannten Pärchen die Hand und frage die Frau mit den roten Haaren: „Lily, wie geht es ihrer Großmutter?". Ich habe noch gar keine Chance gehabt, mich zu setzen, da sagt John schon: „Sherlock, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?". Ich folge ihm aus dem Wohnzimmer heraus.

„Das ist aber nicht nett, den Raum jetzt schon wieder zu verlassen.", merke ich an und schaue John erwartungsvoll an. Wir stehen im Badezimmer von Molly und die Katze schleicht um unsere Beine. Das Licht ist ein bisschen schummerig, weil es bereits später Abend ist und wir kein Licht angemacht haben.

John bemerkt erst jetzt, dass die Stimmung in diesem Zimmer wohl etwas zu romantisch ist, als dass er mich hier anmeckern könnte. Er schluckt, dann beginnt er: „Sherlock, benehmen Sie sich! Hören Sie auf Deduktionen unüberlegt in Worte zu fassen und lassen Sie uns hier einfach mal etwas Spaß haben, ohne dass wir gleich als seltsam da stehen! Ich bitte Sie darum." Er sieht mich mit großen ernsten Augen und hochgezogenen Augenbrauen an.

Jetzt musste ich schlucken. Dann krächze ich: „Nagut, aber das war doch offensichtlich!"

„Sherlock!!" John wendet sich schon zum Gehen und sagt nun über seine Schulter hinweg: „Benimm dich!".

Ich greife nach seinem Arm um ihm vom Gehen abzuhalten, denn ich möchte nicht zu den anderen zurück. Ich möchte mit ihm, John Watson, in diesem dunklen Badezimmer bleiben. Glaube ich... Zumindest ein Teil von mir will das. Mit etwas zu viel Schwung reiße ich seinen Arm zu mir. Er verliert bei dieser ruckartigen Bewegung sein Gleichgewicht und fällt gegen mich. Zusammen stolpern wir nach hinten und ich krache mit meiner Hüfte gegen das Waschbecken, John presst sich an mich. Ich erschaudere. John bemerkt es garantiert. Er fasst mich am Kragen meines Hemdes und mein Herz stolpert nur so umher. Seit wann stolpert mein Herz? Was soll das Sherlock? Pack deine Gefühle bei Seite, aber schnell. Er ist dein Kollege! Unsere Nasen sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wir blicken uns in die Augen. Ich spüre seinen Atem an meinen Mund. Er drückt seine Hände nun gegen meine Brust und lässt sie ein paar Sekunden zulange dort liegen. Ich sehe wie sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet und ganz schnell wieder verschwindet.

„Alles in Ordnung?", höre ich Molly aus dem Wohnzimmer fragend rufen. Sie muss das Poltern gehört haben.

„Ja!", rufen wir beide im Chor zurück.

John räuspert sich und drückt sich von mir weg.

„Wir sollten nun zu den anderen zurückkehren, sonst fangen die noch an zu reden.", meinte er halblaut.

„Mir doch egal, was die sagen.", murmele ich und richte mich wieder auf. Er schaut mich fragend an und ich sage: „Nichts, nichts. Ich habe nur mal wieder laut gedacht.". Mit hochgezogener Augenbraue - das kann John echt gut! - dreht er sich um und ich gehe hinter ihm her ins Wohnzimmer.

Etwas später am Abend

P.O.V. John

„Na kommt schon, das ist lustig", meint Molly aufgeregt. Sie hat gerade die Spielregeln des Improvisationstheaters erklärt. Man muss eine Karte ziehen, ist darauf eine Theatermaske zu sehen, muss man schauspielern, wenn die Karte leer ist, hat man Glück und muss nicht auf die Bühne. Zusätzlich gibt es für diejenigen, die spielen müssen Beziehungskärtchen. Dort sind zwei Personen aufgeschrieben, die man verkörpern soll. Man entscheidet sich, wer wen spielt und steht höchstens zwei Minuten auf der Bühne, in denen die anderen erraten müssen, wer man ist, ohne dass die Spielenden die konkrete Bezeichnung verwendet. Wenn man das schafft, bekommen beide Spieler und die, die es erraten haben, einen Punkt. Wenn nicht, dann nicht. Wer nach 10 Spielen die meisten Punkte hat, hat gewonnen.

So weit so gut.

Ich habe Angst, dass ich mit Sherlock sonst etwas spielen muss. Das will ich einfach nicht. Ich glaube nicht, dass ich mich da noch zurückhalten kann. Womöglich falle ich ihm noch um den Hals und fange an ihn zu küssen. Das wäre absolut peinlich. Okay, John! Ruhe jetzt. Es geht los!! Und du hast immer noch Mary, schon vergessen?

„Nagut", seufze ich und richte mich auf der Couch auf. Ich habe absolut keine Lust auf das Spiel, aber ich mache Molly zuliebe mit. Die anderen sind begeistert. Nur Sherlock sieht aus, als wäre er ein Lamm, das man gleich zur Schlachtbank führen würde.

Molly verteilt die Karten und ich atme erleichtert auf, als ich sehe, dass ich nicht spielen muss. Donovan und Molly fangen an und ziehen eine Personenkarte; sie müssen Mutter und Tochter spielen.

Ich schweife mit meinen Gedanken ab und höre dem Gespräch nicht mehr zu.

Nachdem ich eine weitere Runde Glück hatte und nicht spielen musste (James und Lestrade mussten dran glauben), zog ich eine Karte und war erneut erleichtert, dass ich nicht spielen musste. Lily und Sherlock hatten die Karte mit der Theatermaske gezogen und sollten somit...

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Wie versprochen hier das etwas längere Kapitel.

Es ist so lang, dass ich es in zwei Teile teilen musste und ich weiß, dass das hier eine echt fiese Stelle ist zum teilen. Sorry! :)

Den Rest des Kapitels gibt es morgen.

Ich freue mich über alles, was ihr da lasst.

Bis morgen dann. :)

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt