Kapitel neunzehn (1) - Ein Abend zu zweit

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P.O.V. John

"Sherlock, ich bringe eben Rosie zu Mrs. Hudson. Wenn ich wiederkomme, können wir los!", rufe ich mit meiner Tochter auf dem Arm und einer große Tasche über die Schulter in Richtung Wohnzimmer, in dem Sherlock gerade steht und wieder auf seiner Geige spielt. Er stimmt mir zu. Ich gebe also Rosie bei Mrs. Hudson ab und statte sie mit Windeln, Fläschchen und anderen Babysachen aus. Dann verabschiede ich mich von den beiden und eile die siebzehn Stufen zu unserer Wohnung hinauf.

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend wäre ich beinahe in Sherlock hineingelaufen, der am Treppenabsatz vor unserer Wohnung steht und auf mich wartet. Er hat ein schwarzes Hemd an und, wie üblich, sein Sakko darüber gezogen. Seinen Mantel hat er natürlich schon an. Ich schlucke. War das ein Date?

"Haben wir ein Date?", frage ich und sehe ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.

"Ja.", meint er kurz angebunden.

"Okay, dann ziehe ich mir noch schnell etwas anderes an.", sage ich mit einem Blick auf ihn und eile die Stufen zu meinem Zimmer hoch.

"Beeile dich", ruft er mir hinterher.

Hektisch reiße ich die Türen meines Kleiderschrankes auf und suche nach einer neuen Hose und einem vernünftigen Oberteil. Ich bin davon ausgegangen, dass wir wie jeden Abend einfach nur essen gehen würden, da aber Sherlock sich so Mühe gibt, muss ja etwas mehr dahinter stecken. Ich habe also ein Date mit meinem besten Freund. Und wie es scheint nichts zum Anziehen.

Genervt starre ich meinen Kleiderschrank an. Habe ich denn nichts vernünftiges? Außer meinen geliebten Pullovern, die ich sonst immer anhabe, besitze ich gerade mal drei Hemden. Eines, das ich zur Hochzeit von mir und Mary anhatte, ein weiteres weißes, das schon kleine Löcher hat, und ein drittes graues, das einigermaßen in Ordnung aussieht. Schnell ziehe ich mir das neue Hemd und eine dazu passende Hose an. Das Hemd knöpfe ich mir bis ganz nach oben zu und mit einem Blick in den Spiegel neben meinem Kleiderschrank entscheide ich, dass ich so gehen kann.

Ich eile wieder die Treppen zu Sherlock nach unten. Gemeinsam gehen wir die Stufen nach unten, rufen Mrs. Hudson zu, dass wir jetzt gehen und treten auf den Bürgersteig. Die Sonne, die man hier so selten zu sehen bekommt, steht hoch am Himmel und der Asphalt ist noch nass vom letzten Regen. Sherlock ruft ein Taxi und so beginnen wir unseren gemeinsamen Abend.

Im Restaurant, das sich Sherlock ausgesucht hat, setzen wir uns an einen kleinen Tisch neben einem Fenster. Der Raum, in dem wir zu Abend essen werden, ist relativ groß und hat um die zwanzig Tische. Das Licht ist gedämpft und auf jedem Tisch steht eine kleine Kerze. Leise Klaviermusik dringt über Lautsprecher in unsere Ohren und die Luft duftet angenehm nach Essen.

Sherlock und ich setzen uns also und befreien uns aus unseren Jacken. Auch sein Sakko zieht er aus und hängt es über seinen Stuhl. Wir bestellen etwas zu essen - ja, auch Sherlock isst eine Kleinigkeit, ich habe meinen Augen kaum getraut - und lästern etwas über Lestrade. Nach einer Weile kommen unsere Getränke und unser Essen an und wir beginnen diese zu verspeisen. Sherlock erzählt gerade darüber, wie er seinen Bruder früher geärgert hat, als ich aus dem Fenster sehe und zwei, mir nicht unbekannte, Gestalten erkenne.

"Sieh' mal!", sage ich und nicke mit dem Kopf in Richtung der beiden Personen, die unserem Restaurant immer näher kommen.

"Aber das sind doch..."

"Lestrade und Mycroft", lache ich. Sherlock fällt alles aus dem Gesicht. Dann fängt er sich und beginnt ebenfalls an zu lachen. Die beiden betreten das Restaurant und setzen sich, in einiger Entfernung von uns, an einen Tisch. Wir beobachten, wie Mycroft Greg den Stuhl anschiebt und ich sehe grinsend zu Sherlock.

"Das scheint aber kein Treffen mit der britischen Regierung zu sein, sondern eines der privaten Art."

Er nickt wortlos. Schweigend essen wir weiter. Ich möchte gerade aus meinem Glas trinken, da stoße ich, ungeschickt wie ich bin, diesen um und vergieße den Inhalt über den Tisch und Sherlocks Ärmel.

"Oh, Entschuldigung!", sage ich und versuche eilig mit der Servierte das Wasser aufzunehmen. Nach einer Weile habe ich die Überschwemmung so gut wie beseitig, Sherlock hatte mir nicht dabei geholfen, und ich setze mich wieder.

Ich bemerke erst nach einer Weile, dass mein Gegenüber ganz still geworden ist.

"Sherlock, was ist das?", frage ich entsetzt und schaue auf seinen rechten weißen Hemdsärmel, der langsam aber sicher durchsichtig wird. Es kommen kleine rote Punkte auf seinem Unterarm zum Vorschein und ich weiß was das bedeutet.

"Nichts.", lügt er und sieht zum Nachbartisch. Geistesgegenwärtig dreht er seinen Arm so, dass ich die kleinen Punkte nicht sehen kann.

"Sherlock, das sieht aber nicht nach nichts aus. Lüg' mich nicht an, ich bin dein Freund!", antworte ich wütend und sehe ihm in die Augen. Mit einer Hand drehe ich seinen rechten Unterarm wieder nach oben.

Er schluckt. "Ich habe eben keinen Fall."

"Mein Gott, Sherlock, wir hätten darüber reden können, das weißt du! Ich will nicht, dass du dieses Zeug nimmst, es macht dich anders." Ich unterdrücke meine aufkommende Wut und versuche meine Stimme gesenkt zu halten. Ich möchte nicht, dass alle im Restaurant unseren Streit mitbekommen, schon gar nicht Mycroft und Greg. Resigniert stöhne ich auf. "Das ist der Grund, weshalb ich dich nicht mit Rosie alleine lasse! Du begibst dich ständig selbst in Gefahr, wie sollst du dann auch noch auf ein kleines Kind aufpassen?"

Sherlock stöhnt auf. "Meine Güte, John, jetzt hör aber mal auf. Ich habe nicht so viel genommen, sonst hättest du es bemerkt, außerdem ist mir sowieso unfassbar langweilig! Das hat daran auch nichts geändert."

"Du begibst dich damit aber in Gefahr, Sherlock! Du brauchst einen Fall. Das ist nicht so lebensgefährlich, wie deine Drogenabenteuer."

"Und Rosie?"

"Wir finden schon jemanden, der auf sie aufpassen kann, während wir unterwegs sind."

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So, allerseits, hier das nächste Kapitel.

Ich habe es wieder geteilt, da es sonst zu lang geworden wäre, aber irgendwie bin ich mit dem Stück nicht so ganz zufrieden. :/

Habt einen schönen Tag und bis übermorgen!

Eure Alex :)

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt