Kapitel drei - Die Erklärung

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P.O.V. John

Ich sitze in der 221B Bakerstreet (Mrs. Hudson hatte mich herein gelassen) und bin sauer auf Sherlock. Warum könnt ihr euch bestimmt denken. Er hat mich hierher bestellt um mit mir zu „reden" und mir zu erklären, warum er solange weg war. Tz... Als ob mich DAS jetzt noch ermuntern würde. Zwei Jahre lang!!! ZWEI!!! Das sind 24 Monate, 720 Tage, 17.280 Minuten, 414.720 Sekunden, die ich nicht in seiner Nähe sein konnte! Ihm ist das natürlich gleich. Er, der gefühlskalt weiter vor sich her deduktiert hat. Wahrscheinlich hat er sich sogar in meiner Nähe aufgehalten und sich über mich lustig gemacht. Wie sehr ich kleiner Idiot ihm doch hinterher getrauert habe. Blödmann!

Dennoch sitze ich hier auf meinem Sessel in der Bakerstreet und es fühlt sich richtig an, wie damals. Sogar mit dem Taxi bin ich hierher gekommen. Mit einem normalen Auto zu fahren, fühlt sich falsch an. Warum bin ich denn hier? Beweise ich ihm nicht dadurch, dass er mich immer noch wie eine Marionette behandeln kann?

Ich will gerade aufstehen und gehen, da betritt er die Wohnung. Wie immer in seinen Mantel gekleidet und mit seinem Schal um den Hals. Er sieht besorgt und nachdenklich aus. Aber nur für einen kleinen Moment. Er sieht mich an und versteckt seine Gefühle. Moment mal... Sherlock Holmes - der einzige Consulting Detective der Welt, nur echt mit absoluter Gefühlskälte und ein Meister der Deduktion - hat keine Gefühle. Er ist gefühlskalt (außer was Verbrechensklärung angeht). Wie kann er denn dann Gefühle verstecken?

Ich stehe also da, während Sherlock seinen Mantel auszieht.

„Sie können sich ruhig setzen.", sagt er zaghaft „Alles in Ordnung?"

Erst jetzt bemerke ich, dass ich zähneknirschend und mit geballten Fäusten vor ihm stand. Okay, Watson, entspannen! Ich öffne meine Hände und setzte mich entspannt auf meinen Sessel hin. Zumindest denke ich das anscheinend, denn zwei Sekunden später schlage ich Sherlock mit der flachen Hand ins Gesicht. Upps...

„Tschuldige", murmele ich und gehe zum Kühlschrank um etwas Kaltes für Sherlocks Wangen zu holen.

Warum kann ich diese wunderbar geformten Wangenknochen nicht einfach in Ruhe lassen?! Ich öffne den Kühlschrank und sehe nur ein paar Finger darin liegen. Seufzend nehme ich sie in die Hand, wickele sie in das sauberste Küchentuch, welches ich finden kann, und gehe zu Sherlock in das Wohnzimmer. Er sitzt bereits in seinem Sessel und hält sich immer noch die Wange vor Schmerzen.

„Danke", sagt er als ich ihm das improvisierte Kühlpäckchen gebe.

„Gerne. Soll ich nochmal auf die andere Wange schlagen?", frage ich ironisch.

Schmunzelnd mustert er mich. Wie ich diese Augen liebe!

„Also...", beginnt er, "Ich möchte mich erstmal bei Ihnen... entschuldigen.", sagte er zähneknirschend, "Ich wollte nicht in Ihre Verlobung platzen", er macht ein säuerliches Gesicht, als er das sagt. Sherlock hat sich gerade tatsächlich bei mir entschuldigt! Er entschuldigt sich nie. Nicht, wenn ich das nicht von ihm verlange. Und gerade habe ich es nicht verlangt. Gibt er sich etwa für mich Mühe?

Dann beginnt er mir alles zu erklären. Und ich verstehe nach und nach wie aufopfernd er sich verhalten hatte. Ich fühle mich sehr geliebt. Mit Tränen in den Augen höre ich ihm zu. Er sieht mich nicht an, sondern blickt zu Boden. Ich weiß nicht, was ich sagen sollte. Als er seine Geschichte beendet, wische ich mir schnell die Augen trocken. Gerade rechtzeitig schaffe ich es, denn er blickt hoch und sah mich auffordernd und zugleich etwas traurig an. Seine Augen scheinen gleichzeitig durchdringend und liebevoll zu sein. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und kämpfe erneut mit den Tränen. Er sieht weg, steht auf und fragt „Tee, Watson?". Ich lächele müde. Er hat die Tränen gesehen und sie ignoriert. Er empfindet nichts für mich. Warum auch? Für Irene Adler hatte er etwas empfunden. Da war ich mir sicher, aber sie war eine Frau. Sherlock wird nichts mit Männern haben wollen. Ich stimme dem Tee zu und lehne mich im Sessel zurück.

P.O.V. Sherlock

Als John an diesem Tag die Bakerstreet verließ, war mir zum ersten Mal seltsam zumute. Er kehrt in sein Zuhause zurück. Zurück zu Mary. Wie schön wäre es, wenn es zurück zu Sherlock heißen würde! Tut es aber nicht. Da hast du wohl Pech gehabt, Sherlock. Ich spaziere durch meinen Gedankenpalast und gehe zu Rotbart. Ich verbringe einige Zeit damit, ihn zu streicheln und dabei nachzudenken. Ich mag John, soviel war klar. Nur wie gerne wissen wir beide nicht. John ahnt bestimmt schon etwas. Besonders die zwei Jahre, die ich „tot" war, hatten ihm gezeigt, wie sehr ich ihn mochte. Warum hat er dann nichts gesagt?

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt