Kapitel siebenundzwanzig - Verloren

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P.O.V. Sherlock

Ich wache mit einem brummenden Schädel auf und sehe mich in dem Krankenhauszimmer um. Die vielen Geräte, die um mich stehen, piepsen. Verwirrt reibe ich mir über die Augen und blicke erneut um mich. Ich halte mir vor Schmerzen die Stirn und stütze mich dann rücklings auf meine Ellenbogen. Desorientiert sehne mich nach einem Glas Wasser und entdecke eines auf meinem Nachttisch. Ich nehme einen tiefen Schluck, stelle das Glas weg und lasse mich erschöpft auf mein Bett zurück sinken. Geräuschvoll atme ich aus und schließe erschöpft meine Augen. Ich versuche mich verzweifelt an das Letzte zu erinnern, was ich noch weiß. Schmerz durchströmt meinen Körper. John! Wo ist er? Er war angefahren worden und ich wollte ihm helfen! Rosie! Einmal hatte ich die Verantwortung für sie bekommen und schon habe ich es vermasselt. John wird mir das nicht verzeihen. Mein Kopf dröhnt noch mehr, als ich mich nun aufsetze und die Bettdecke zur Seite schiebe.

"Na, wo wollen Sie denn so schnell hin?" Ein Arzt betritt lächelnd mein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Vorsichtig drückt er mich wieder ins Bett und stellt sich vor mich.

"Sie bleiben erstmal schön hier liegen." Der Arzt setzt sich auf den Stuhl, der neben meinen Bett steht.

"Wie geht es Ihnen Mr. Holmes?" Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust und starre an die Wand

"Kopfschmerzen.", brumme ich, "Wo sind John und Rosie?"

"Rosie ist wohlauf. Sie sind nach dem Unfall von John zusammengebrochen, sodass wir uns um sie gekümmert haben. Sie ist momentan auf der Kinderstation, aber ihr fehlt nichts. Sie dürfen nachher mit ihr nach Hause gehen. Bei John sieht das allerdings etwas schlechter aus."

Er macht eine Pause.

"John kann noch nicht mitgehen." Bedrückt sieht er auf sein Klemmbrett.

"Aber wieso? Ich kann ihn mitnehmen und mich um ihn kümmern!", unterbreche ich den Arzt empört und stütze mich wieder auf meine Ellenbogen.

"Mr. Holmes, bitte beruhigen Sie sich!" Ich lasse mich zurück auf das Bett fallen.

"John liegt im Koma. Er hat ein Schädel-Hirn-Trauma und ist noch nicht vollkommen stabil. Wir hoffen jedoch darauf, dass er das in den nächsten Tagen schafft.", sagt der Arzt leise, "Es tut mir Leid."

Ich starre an die Decke. Mir treten Tränen in die Augen und ich schlucke schwer. Einige Minuten vergehen ohne, dass einer von uns beiden etwas sagt.

"Ich möchte zu ihm.", sage ich, als ich es endlich schaffe meine Stimme zu kontrollieren.

"Nach dem Mittagessen können Sie hoch in die Intensivstation kommen, dann zeige ich Ihnen den Weg zu ihm. Bis dahin könne Sie noch etwas schlafen."

Müde nicke ich. Leise verlässt der Arzt das Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Ich rolle mich in meine Bettdecke ein und schließe die Augen. Schlafen werde ich nicht. Schlafen wird überbewertet. John hatte soviel für mich getan und jetzt kann ich ihm kein bisschen helfen. Ich habe ihm noch nicht einmal gesagt, wie viel er mir bedeutet.

So liege ich bis zum Mittagessen eingerollt und mit geschlossenen Augen in meinem Bett und mache mir Gedanken über John, Rosie und mich.

***

Nach einer hitzigen Diskussion über das Mittagessen mit der Schwester - ich wollte nichts essen - mache ich mich auf den Weg nach oben auf die Intensivstation. Auf dem Gang treffe ich auf den Arzt, der mich morgens besucht hatte. Er nickt mir zu und bringt mich dann zu Johns Zimmer. Vor seiner Tür bleiben wir stehen.

"Sprechen Sie etwas mit ihm. Vielleicht kann er Sie hören... Es könnte jetzt schwer für Sie werden."

Wortlos starre ich auf die Türklinke. Der Arzt öffnet mir die Tür und ich betrete das Zimmer. John sieht schrecklich aus. Überall in seinem Körper stecken Schläuche und er hat eine Atemmaske auf Mund und Nase sitzen. Die Augen geschlossen sieht es so aus, als würde er schlafen. Sein Kopf ist dick mit weißen Mullbinden umwickelt. Einen Moment lang sehe ich ihn einfach nur geschockt an. Dann ziehe ich den Stuhl, der neben seinem Bett steht, etwas näher. Er quietscht über den kalten Krankenhausboden. Ich setze mich und nehme immer noch nicht meinen Blick von John. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand und streichle mit meinem Daumen über seinen. Mein Mund ist trocken und ich weiß nicht was ich machen soll. Sprich mit ihm hallen mir die Worte des Arztes durch den Kopf. Ich atme tief ein und blicke John in die Augen.

"Hallo John.", meine Stimme ist rau und ich räuspere mich, bevor ich fortfahre.

"Ich bin es Sherlock. Es tut mir Leid, dass ich dich vorhin im Stich gelassen habe. Ich konnte es nur nicht glauben, dass du, der mir immer soviel Kraft gegeben hast, auf einmal weg sein sollst. Das möchte ich nicht." Ich hole tief Luft.

"Du weißt schon lange, dass ich keine Freunde habe. Du weißt, dass ich nur einen habe, dass du es bist... Mehr brauche ich nicht - nagut ab und zu ein Fall wäre schon hilfreich -", ich schmunzle kurz und sehe mit Tränen in den Augen an die Krankenhausdecke. Dann werde ich wieder ernst und schaue zu ihm.

"Ich wollte noch nie jemanden an mich heran lassen. Gefühle machen mich langsam und ich hasse es ein Goldfisch zu sein...", spreche ich leise weiter, "Aber das, was ich dafür bekomme, wenn ich das in Kauf nehme, ist tausendmal besser, als schnell zu sein. Ich möchte dir gegenüber Gefühle zeigen, so wie du sie mir gegenüber zeigst. Ich möchte dir das zurückgeben können, was du mir entgegen bringst. Nur dir gegenüber. Also glaube ja nicht, dass sich meine Beziehungen zu den anderen ändert, nur weil ich dich habe." Schmunzelnd beende ich meinen Monolog.

Ich atme ein paar Mal tief durch. So etwas hatte ich noch nie zu jemandem gesagt und es ist immer noch sehr schwer und unangenehm. Dennoch bin ich froh es getan zu haben.

Mir rollt eine Träne über die Wange und ich wische sie schnell mit meiner linken Hand weg. Ich bin Sherlock Holmes, der einzige Consulting Detective weltweit, und ich weine nicht.

Behutsam, um ihn nicht zu verletzen, hebe ich seine Hand mir entgegen und beuge mich gleichzeitig mit meinem Kopf zu ihm herunter. Warm und weich spüre ich seine Haut unter meinen Lippen und atme mit geschlossenen Augen seinen Duft ein. Nach einer Weile löse ich mich von ihm.

Und so sitze ich da, an Johns Bett mit seiner Hand in meiner, und sehe ihn an und bleibe bis ich abends mit Rosie nach Hause geschickt werde.

In ein Zuhause ohne John.

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Hallöchen allerseits,

ich bin aus dem Kurzurlaub wieder.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.

Habt einen schönen Tag!

Eure Alex :)

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt