Kapitel 39 (1) - Wieder da

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P.O.V. Sherlock

Stürmisch und freudestrahlend betrete ich mein Zimmer.

"So Rosie, heute gehen wir endlich deinen Papa abholen."

Rosie liegt im Dunkeln auf meinem Bett und rührt sich nicht.

„Rosie, du alte Schlafmütze!"

Mit schnellen Schritten durchquere ich das Zimmer und ziehe das Rollo hoch. Licht durchflutet mit einem Mal den kleinen Raum und Rosie versteckt ihre Augen hinter ihren winzigen Händen.

Ich schmunzle. Weißt du eigentlich, wie gern ich es habe, wenn du sowas machst?

Zufrieden grinsend knie ich mich auf das Bett und stütze meine Arme vor ihr ab. Sie strahlt mich an und kullert glücklich glucksend auf die andere Seite des Bettes. Spielerisch jage ich ihr mit den Worten: "Ich kriege dich." hinterher. Das kleine Mädchen jedoch rollt sich flink auf den Bauch und fängt an über das Bett zu krabbeln. Ich jage sie eine Weile und ziehe sie dann an ihren Füßen zu mir. Sie lacht laut auf und strahlt mich mit ihren wunderbaren Augen an. Ich beginne damit sie zu kitzeln und höre erst abrupt auf, als ich ein mir bekanntes Seufzen höre. Ohne mich umzudrehen weiß ich, wer hinter mir an der Tür steht.

"Mrs. Hudson, ist ihre Vormittags-Soap bereits zu Ende?", genervt blicke ich auf die schrullige alte Dame, die im Türrahmen lehnt.

"Sie wissen doch, dass dies hier meine Lieblings-Soap ist, Sherlock. Heute kommt er zurück, nicht wahr?"

"Jip", sagte ich und betone dabei den letzten Buchstaben stark. Ich nehme Rosie auf den Arm und laufe mit ihr in die Küche, in der ich sie in ihren Hochstuhl setze. Mrs. Hudson folgt mir und spricht weiter.

"Das freut Sie sicherlich. Schließlich werden sie alle doch noch zu einer richtigen, kleinen Familie."

Ich kann das Leuchten ihrer Augen fast schon spüren und grinse heimlich in mich hinein.

Eine richtige Familie mit John. Das klingt nach einem ausgesprochenen... guten Plan - wenn auch etwas beängstigend. Ich wusste ja noch nicht mal, wie man eine Gemüsesuppe kocht. Wie soll ich dann eine Familie mit jemanden gründen?

Gedankenversunken wie ich bin, habe ich gar nicht bemerkt, dass ich Rosies Fläschchen bereits vorbereitet habe. Es ist tatsächlich schon zur Gewohnheit geworden und die Handgriffe sitzen hervorragend.

„Nun... ob wir zu einer richtigen Familie werden, hängt davon ab... ob er ja sagt." Schelmisch und übers ganze Gesicht grinsend, drehe ich mich rasch zu Mrs. Hudson um, die entsetzt ihre Hände vor den Mund schlägt.

„Nein, Sie wollen ihn wirklich fragen? Sherlock, das ist... das ist ja wunderbar.", sie kommt zu mir und umarmt mich. Mit Tränen in den Augen, hält sie mich dann etwas auf Abstand und sieht mich an. Ich merke, dass ihr die nächsten Worte schwer fallen.

Sie atmet tief durch und schluckt, dann fragt sie ernst: „Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie das machen wollen? Gefühle sind nicht so Ihre Stärke und Ihre Familien wissen ja noch gar nichts von Ihnen. Wir sollten da vielleicht nochmal drüber reden, Sherlock. Oder Sie sprechen mit Mycroft, hm?"

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mir direkt in die Augen.

„Sherlock, er liebt sie so wie Sie sind. Machen Sie das nicht, nur weil Sie glauben, er läuft Ihnen sonst weg. John kennt Sie lange genug um zu wissen, dass Ihnen solche Dinge schwer fallen. Er würde nicht wollen, dass Sie sich dazu zwingen.", redet sie beruhigend auf mich ein.

So hatte ich das noch nicht gesehen. Doch gesellschaftliche Konventionen hatten mich noch nie interessiert. Will ich es wirklich oder bilde ich mir das nur ein?

„Ich... ich denke drüber nach."

"Ach Sherlock, aber wenn Sie das wirklich wollen, dann lassen Sie sich unter gar keinen Umständen von mir aus dem Konzept bringen. Sie wissen, ich habe das mit Ihnen beiden ja schon immer gewusst."

Langsam nicke ich. Nachdenklich lasse ich mich auf den Stuhl neben Rosie sinken und fange an sie zu füttern.

"Also", mit einem tiefen Atemzug wischt sie sich die Tränen aus den Augen und lässt sich dann neben mir auf einen Stuhl sinken. "Was werden Sie als Erstes unternehmen? Soll ich solange auf Rosie aufpassen?"

"Nein nein, ich denke, er wird sie sehen wollen. Ich weiß nicht genau.", stirnrunzelnd sehe ich auf Rosies Löffel. "Vermutlich werden wir einfach nur nach Hause kommen und etwas entspannen. Das Krankenhaus war bestimmt aufregend genug und er ist ja immer noch nicht ganz fit. Seine Sprachstörungen sind noch nicht wieder ganz weg. Es wird wohl noch etwas dauern."

"In Ordnung. Ich sehe, Sie machen das schon sehr gut. Kommen Sie doch gerne mit John einmal vorbei und sagen Sie 'Hallo', ja? Bis später dann."

Mrs. Hudson legt Ihre Hand kurz auf meine Schulter, steht auf und geht.

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt