Kapitel 38 - Neue Dinge

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P.O.V. Sherlock

"So, Rosie, dann wollen wir mal."

Ich stehe vor der Tochter meines Freundes und blicke sie ernst an.

"Mrs. Hudson sagt, dass es jetzt Zeit für dich ist, etwas zu essen. Sie versteht nicht vieles, aber sowas weiß sie."

Vorsichtig und immer noch etwas unsicher, hebe ich sie von ihrer Spieldecke und setze sie in ihren Hochstuhl. Sie gluckst, als ich mit dem Breilöffel näher komme.

"Aaah", mache ich ihr vor.

Sie öffnet den Mund.

"Weißt du, ich dachte, John und Mary als Eltern zu haben, würde dich zu etwas besonderem machen."

Sie gluckst und öffnet wieder ihren Mund. Ich komme ihr mit dem nächsten Löffel näher.

"Mary war eine ungewöhnliche Frau und John... ist eben John... Als nächstes wirst du dann wohl lernen, was es heißt in einem Holmes-Watson Haushalt aufzuwachsen. Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen solltest: Wenn mir langweilig ist, schieße ich auf Wände, also gehst du lieber immer in Deckung, wenn du einen Raum betrittst. Es wird nichts gegessen, was du nicht kennst, es sei denn, ich oder John erlauben es dir. Wobei... höre lieber auf mich, als auf John. Er weiß nicht, was ich ihm schon alles untergemischt habe, ohne, dass er es bemerkt hat." Bei dem Gedanken an das letzte Weihnachtsfest muss ich schmunzeln.

„Ich werde dir ganz sicher nichts untermischen, damit würde ich John das Herz brechen... Und ich weiß nicht, ob ich das wiederum ertragen würde."

Sie sieht mich mit großen Augen an.

"Ach jetzt schau nicht so. Wenn du so schaust, dann bleibt es das einzig romantische was ich je vor dir über John gesagt habe."

Sie gluckst und ich grinse sie an. Ein weiterer Breilöffel nähert sich ihrem Mund.

"So, was noch... Ach ja, Schlaf wird überbewertet und Essen auch. Das macht dich langsam. Glaube es mir, dass ist alles beweisbar und ich habe das selber erfahren. Ich musste meine Mutter ganz schön lange bearbeiten, damit sie mir das erlaubt, aber es war eines der ersten Experimente, die ich je gemacht hatte. Aber bei der Menge an Essen und Schlaf, die du täglich so bekommst, ist es kein Wunder, dass du so langsam bist, Watson."

Ich lache auf und Rosie ebenfalls. Ihre Augen strahlen und einen Augenblick kann ich John in ihrem Gesicht erkennen.

Ein Stich blitzt in meinem Herz auf und ich werde ganz ruhig. Mit zittriger Hand wische ich eine Träne aus meinem Augenwinkel. Gefühle. Ich atme tief durch. Nicht jetzt. Nicht, wenn Rosie mich braucht. Nicht nach Henry.

"Hier, aah.", mache ich die Bewegung vor.

Rosie reißt begeistert ihren Mund auf und ich bugsiere den Löffel in ihren Mund. Erleichtert schaue ich sie an.

Sie kreischt vor Freude auf... und der Brei fliegt aus ihrem Mund. Die klebrige Masse landet auf meiner Wange, meiner Stirn und auf meiner Oberlippe. Ich springe vom Stuhl auf und eile schimpfend in die Küche zur Spüle um mir das Zeug aus dem Gesicht zu waschen.

„Rosie! Das musste nun aber wirklich nicht sein.", verärgert reibe ich mir das Gesicht. Jetzt hat sie aber genug gegessen.

„Hier, du kannst ein bisschen spielen.", triefend vor Wasser, hebe ich sie aus ihrem Hochstuhl und lege sie auf ihre Spieldecke. Dann gehe ich zurück in die Küche und reibe mir das Gesicht mit einem vermeintlich sauberen Handtuch trocken.

—————

Gedankenverloren blicke ich aus dem Fenster. Es stürmt und ist düster draußen. Ein warmes Feuer knistert leise im Kamin und verströmt einen wunderbaren Lagerfeuergeruch. Rosie sitzt auf ihrer Spieldecke und gluckst vor sich hin. Wild schüttle sie ihre Rassel und ich bin verwundert, wie wenig es mir mittlerweile ausmacht. Meine Geige liegt sanft auf meiner Schulter auf und der Bogen in meiner Hand ist vom vielen Spielen bereits ganz warm geworden. John, wenn du wüsstest, wie sehr ich dich vermisse. Wie sehr ich dich gerne bei mir hätte. Wie gerne ich dich umarmen würde. Wie gerne ich dir durch dein Haar streichen wollen würde. Wie gerne ich dich küssen würde. Mein Blick verschwimmt und es bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Angestrengt versuche ich ruhig zu atmen und mein Blick klärt sich etwas. Bald, da bin ich mir sicher, wird er wieder bei mir sein. Ob er mir böse ist, dass ich so selten bei ihm war? So selten seine Hand gehalten habe? Eine Träne rollt mir langsam über meine Wange und tropft auf die Saiten meiner Geige.

Unsichere Hände patschen an meinem Bein entlang. Verwirrt nehme ich meine Geige runter und sehe nach unten. Rosie steht wackelig auf beiden Beinen und hält sich an meinem Hosenbein fest. Erstaunt und erschrocken sieht sie mich mit ihren großen Augen an. Ich lache auf.

P.O.V. Rosie
Papa

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt