Kapitel dreiundzwanzig - Schwer

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P.O.V. Sherlock

"Kannst du mir bitte den Tragegurt lösen?", fragt John und dreht sich mit dem Rücken zu mir.

Ich komme meinem Freund zur Hilfe und er hält Rosie fest, die durch den Gurt an seine Brust gedrängt wird. Vorsichtig, um niemanden zu erschrecken, löse ich den Verschluss. Ich streichle John über den Rücken und lächle. Er bekommt es vermutlich gar nicht mit, da er seiner Tochter liebevoll ins Gesicht blickt. John trägt Rosie auf seinen Unterarmen zum Sofa und legt sie behutsam ab. Ich folge ihm und helfe dabei, die schlafende Rosie aus dem Tragegurt zu befreien - wie kann man nur so viel schlafen? - als Mrs. Hudson unsere Wohnung mit einem fröhlichen: "Huhu!" betritt.

"Na, was machen meine zwei Jungs?", fragt sie, während sie das Tablett, mit dem sie das Wohnzimmer betreten hatte, auf dem Wohnzimmertisch abstellt.

"Hallo Mrs. Hudson.", begrüßt John über die Schulter unsere Nicht-Haushälterin und ich gehe genervt zum Fenster, greife mir meine Geige und spiele. Ich schalte unsere Vermieterin auf stumm und gebe mich vollkommen der Musik hin.

Dem Gespräch, das nun folgt, schenke ich keine Aufmerksamkeit und erst als John laut: "Sherlock!" ruft, drehe ich mich etwas zu ihm und sehe ihn an.

"Rosie schläft! Könntest du bitte mit der Musik warten, bis ich sie nach oben gebracht habe?", fragt er wütend.

Beleidigt lege ich meine Geige beiseite und springe über die Sessellehne auf dessen Sitzfläche. Dort angekommen verschränke ich trotzig die Arme vor der Brust und sehe stur vor mir hin.

"Wie dem auch sei, ich fahre morgen für zwei Wochen in den Urlaub.", spricht Mrs. Hudson nun weiter und ich sehe aus dem Augenwinkel, wir John ihr interessiert zuhört.

"Bitte passt gut aufeinander auf, ja? Und esst ab und zu etwas, auch du, Sherlock! Versprich es mir!", meint sie, während sie sich zu mir umdreht.

"Ich bitte Sie, Mrs. Hudson! Ich habe John!", entgegne ich ihr trotzig.

Sie lächelt glücklich und nimmt fröhlich summend das nun leere Tablett mit nach unten.

Ich lege meine Hände aneinander und führe meine Fingerspitzen vor meine Lippen, während ich aus dem Augenwinkel beobachte, dass John anfängt zu lächeln.

"Ich bringe eben Rosie nach oben.", meint er und nimmt seine Tochter auf den Arm.

Ich nicke gedankenverloren und starre ins Leere, weswegen ich nicht mitbekomme, wie John das Wohnzimmer wieder betritt und sich gegenüber von mir in seinen Sessel fallen lässt. Ich schrecke erst auf, als er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumwedelt.

"Sherlock, es ist schon spät, du solltest schlafen gehen.", meint er und setzt sich wieder auf seinen Platz.

"Wie spät ist es denn?"

"Halb eins.", antwortet mir mein Gegenüber und gähnt.

Schnell sehe ich aus dem Fenster.

"Aber es war doch gerade noch hell!", rufe ich empört.

"Sherlock, du hast zuletzt vor fünf Stunden etwas gesagt... Also was ist, gehst du jetzt auch schlafen?", fragt er mich erneut.

"Schlaf ist überflüssig."

"Also gut. Dann gute Nacht. Ich bin oben, falls du mich brauchst." John steht auf und streckt sich.

"Warum sollte ich dich brauchen?", frage ich verwirrt.

"War nur so ein Gedanke - Hör zu, ich weiß, dass du eigentlich anders bist, Sherlock."

P.O.V. John

Ich verlasse das Wohnzimmer und gehe ins Badezimmer, das im unteren Geschoss unserer Wohnung liegt. Müde greife ich nach meiner Zahnbürste und schrubbe lustlos in meinem Mund umher. Gerade als ich meine Zahnbürste wegstelle, spüre ich jemanden hinter mir stehen. Ich blicke in den Badezimmerspiegel und erkenne den schwarzen Lockenkopf, der zu meinem Freund gehört.

"Was ist los, Sherlock?", frage ich und drehe mich um.

Er kommt mir näher und umarmt mich behutsam. Seine Wange legt er auf meinen Kopf.

"Es ist wieder so schwer, John.", nuschelt er in meine Haare.

Ich seufze. Dann schließe ich die Augen und atme tief seinen Duft ein. Sein Verlangen nach Drogen holt ihn wieder ein. Warum musste er auch damit angefangen haben? Es wäre so viel einfacher, wenn er nichts damit zu tun hätte.

"Soll ich bei dir schlafen?", frage ich mit immer noch geschlossene Augen.

"Ja, John."

Ich wusste noch nicht, dass es einer der letzten Tage sein würde, die ich erstmal mit ihm verbringen werden. Denn wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es mit Sicherheit mehr genossen.

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt