Kapitel vierzehn - Sternenhimmel

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P.O.V. Sherlock

Ich liege hier also in meinem Zelt, nebenan liegt John, und kann nicht schlafen. Wer braucht denn schon Schlaf? Es ist eine der sinnlosesten Dinge, die man so kennt. Hinzu kommt noch Essen! Weder beim Essen noch beim Schlafen kann man Fälle lösen. Und das ist ja wohl das Wichtigste auf Erden!  Ich klettere aus dem Zelt und setze mich auf einen Stein, der auf dem kleinen Platz vor unseren Zelten steht. Schweigend starre ich in die Dunkelheit, als ich ein Surren höre. John öffnet sein Zelt und klettert ebenfalls etwas unbeholfen aus diesem heraus.

P.O.V. John

Ich kann nicht schlafen. Es geht einfach nicht. Obwohl ich hundemüde bin, klappt es nicht. Ich mache mir Sorgen um Mary... und um Sherlock. Er hat, seitdem wir die Leiche der Frau aus der Kirche zum zweiten Mal gefunden haben, kaum noch mit mir gesprochen. Er war wortkarg. Nagut, das war er ja eigentlich immer, aber heute war es anders. Ich wälze mich erneut in meinem Schlafsack herum, als ich das Geräusch eines sich öffnenden Zeltes höre. Ich warte einen Moment bis sich Sherlock auf einen Stein vor den Zelten setzt und mache mich dann ebenfalls an das Verlassen meines Zeltes. Ich muss ihn jetzt einfach fragen.

Die kalte Morgenluft schlägt mir entgegen, als ich das Zelt verlasse und mich neben Sherlock auf den Stein setze.

"Sherlock?", frage ich.

"Hm?", gibt er zurück.

"Alles in Ordnung bei dir?"

"Ich gehe nicht schlafen, es wird überbewertet. Ich habe nur gute Nacht gesagt, damit du schlafen gehst. Du siehst nämlich müde aus.", meint er und legt den Kopf in den Nacken um die Sterne zu beobachten.

"Ich mache mir Sorgen um Mary. Ich habe Angst, dass ihr und dem Mädchen etwas passiert. Außerdem weiß sie nicht, dass es mir gut geht."

"Doch weiß sie. Ich habe ihr geschrieben", gibt Sherlock zurück, während er nicht den Blick von den Sternen nimmt. "Wunderschön!"

"Ich dachte, du interessierst dich nicht für solche Dinge?", frage ich verdutzt und schaue jetzt auch in den Sternenhimmel.

"Das heißt nicht, dass ich nicht für sie empfänglich wäre!", meint er grinsend.

Ich muss ebenfalls schmunzeln und sage leise: "Der Mond scheint aber heute nicht."

Sherlock lacht leise und sieht mich dann an.

"Was ich damals in Mollys Wohnzimmer gesagt habe, habe ich wirklich so gemeint, John. Ich bin froh, dass du nicht gehst, obwohl ich ständig fies zu dir bin. Ich bin froh, dass du mein Freund bist."

Ich schlucke schwer. Ich bin sein Freund. Einfach nur sein Freund. Nicht mehr und nicht weniger. Aber will ich nicht so viel mehr sein?! Will ich nicht Tag und Nacht mit ihm verbringen? Die Zeit vergeht so schnell, wenn wir beisammen sind. John... So langsam mache ich mir echt Sorgen um meine Gedanken. Sie verändern sich in letzter Zeit immer mehr und das ist mir nicht ganz geheuer. Dann sehe ich ihn an.

"Ich auch Sherlock. Du rettest mir ständig mein Leben, auch wenn du manchmal arrogant und nervtötend bist. Ich mag dich trotzdem."

Wir grinsen einander an. Dann beugt sich Sherlock zu mir, gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange und steht auf. Ich sehe ihn perplex und mit offenem Mund an. Was. War. Das?

"Dann mal weiter, John. Ich habe die Nachricht, die wir am Anfang unserer Entführung bekommen haben. Darin ist noch eine zweite Nachricht versteckt."

"Wie bitte? Warum hast du mir das nicht sofort gesagt?", frage ich entsetzt und stehe nun ebenfalls auf.

"Nun, ich musste zuvor noch etwas überprüfen. Schau dir den Zettel an. Wo ist die Nachricht?", fragt er und hält mir den Zettel hin, den er gerade aus seiner Manteltasche gezogen hat.

2km in dieser Nordwest-Richtung, oder John? Und Mary liebt ihr Baby! Dich werdet finden, Sherlock, finden den Holmes.

Ist darauf zu lesen. Die erste Nachricht bestand aus jedem dritten Wort. Bleiben noch 2/3 der Nachricht über, aus denen man einen Satz bauen könnte. Hmmm... Jedes dritte Wort, aber beim zweiten beginnend... In oder Mary Baby finden den. Nein, das kann es nicht sein. Jetzt vom dritten Wort beginnend. Dieser John... mir stockt der Atem. Ich sehe Sherlock an. Er hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen und einen wissenden Blick aufgesetzt.

"Stimmt es, John?", fragt er ruhig.

Ich lache kurz auf und sehe zur Seite. "Dass ich dich liebe? Nein.", antworte ich, ohne länger nach zudenken. "Ich bin nicht schwul. Oder wünscht du dir das?", frage ich schelmisch.

"Ich? Nein. Ich habe keine Gefühle. Aber die Tatsache, dass du es leugnest ist interessant."

"Sherlock, ich liebe dich nicht!", sage ich nun etwas heftiger und sehe ihm dabei fest in die Augen. "Ich bin nicht schwul. Ich liebe Mary und unsere Tochter wird bald auf die Welt kommen!"

"Du bringst immer dieselben Argumente."

"Das sind doch auch genug Beweise!", antworte ich nun, doch etwas zornig. Mir ist inzwischen bewusst geworden, dass das, was ich da für Sherlock empfinde, mittlerweile mehr als nur Freundschaft ist. Aber er muss mir nun wirklich nicht vor Augen halten, dass es momentan sehr ungünstig ist, sich in seinen besten Freund zu verlieben! Das wusste ich auch selbst.

Ich werde in meinen Gedanken durch ein Motorgeräusch und einem Handyklingeln unterbrochen. Verdutzt sehe ich mich um. Sherlocks Handy klingelt und als er dran geht, hat sich der Wagen bereits einen Weg durch die Bäume zu uns gebahnt und kommt vor uns zum Stehen.

P.O.V. Sherlock

Als mein Telefon klingelt und ich dran gehe, ahne ich schon, was es mit dem Auto auf sich hat.

"Hallo Mycroft.", begrüße ich meinen Bruder. "Lass mich raten, der Wagen ist für uns, richtig?"

"Du hast es erfasst. Gute Heimreise!", antwortet dieser und legt auf.

Ich rausche an ihn vorbei zum Auto, öffne die Tür und sage: "Das ist zwar kein Taxi, John, aber es bringt uns auch nach Hause!" Ich höre, wie John mir schnell hinterher eilt und sich neben mir in den Sitz fallen lässt. Nachdem wir uns angeschnallt haben und das Auto anfährt, drehe ich mich zu ihm um.

"Einen Vorteil hat es aber, dass wir heute nicht mit einem Taxi fahren.", sage ich zu meinem Blogger.

"Welchen denn?", fragt dieser ahnungslos.

"Du sparst dir die Fahrtkosten.", antworte ich und grinse bis über beide Ohren.

Er lacht ebenfalls und schaut verlegen aus dem Fenster.

Die restliche Fahrt verbringen wir schweigend.

Der Mond scheint hell heute Nacht (Johnlock FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt