Kapitel 2

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~ Max ~

Es war ein schöner, sonniger Mittag im März. Dominic, Michael und ich waren hier in Mannheim, weil wir morgen Abend einen Auftritt hatten. Gerade gingen wir zu einem Café, um eine kurze Pause zu machen. Seit heute Vormittag waren wir nun schon unterwegs, um uns ein wenig die Stadt anzuschauen. Da es schön und warm draußen war, setzten wir uns an einen der Tische außerhalb des Cafés. Wir bestellten bei der Kellnerin und bekamen auch bald unsere Getränke.

Wir unterhielten uns über alle möglichen Dinge, überwiegend aber über den Auftritt morgen Abend - die Show war nämlich ausverkauft - und das Interview heute Nachmittag bei einem Radiosender.

Wir waren schon eine Weile im Café, als sich plötzlich ein junges Mädchen an einen Tisch, nicht weit von unserem, setzte. Sie war sehr hübsch, hatte mittellange hellbraune Locken, trug eine dreiviertel lange weiße Hose und ein T-Shirt. Einfach natürlich. Nicht wie manch andere Mädels, die echt aussahen wie eine Barbie - oder noch schlimmer.

Sie saß erst einmal einfach nur da, selbst eine halbe Stunde später. Dann ging sie an ihr Handy. Leise konnte ich sie reden hören: „Lara? Wo bleibst du denn? Ich warte seit einer halben Stunde auf dich ... Ja, schon okay. Bis gleich ... Ne, da kannst du ja nichts dafür..." Sie nahm ihr Handy wieder vom Ohr und steckte Kopfhörer ein.

Was sie wohl hörte? Ob sie auf diese Mainstream-Musik stand oder eher auf Ausgefalleneres? Das würde mich jetzt schon interessieren.

Ich beobachtete sie ein bisschen, wie sie die Augen schloss und ihr Gesicht in die Sonne hielt. Irgendwann kam die Kellnerin, die vorhin auch bei uns war, und nahm ihre Bestellung auf, welche wenig später auch zu ihr kam. Ich widmete mich wieder voll und ganz dem Gespräch mit Dominic und Michael. Trotzdem schaute ich ab und zu - an Domi vorbei - zu dem süßen Mädchen. Sie zog meinen Blick irgendwie magisch an. Sie hatte mich gleich verzaubert, die Kleine. Genau in dem Moment, in dem ich an Domi vorbei sah, schaute sie auch zu mir. Wir sahen uns in die Augen, und ich vergaß kurz alles um mich herum. Doch als Micha mich ansprach, musste ich meinen Blick wieder von ihr abwenden und ihm zuhören. Aber so ganz klappen, wollte das nicht...

Micha und Domi bemerkten auch, dass ich mit meinen Gedanken nicht ganz anwesend war, und sahen sich verwirrt um. Als sie das Mädchen ebenfalls entdeckten, sahen sie grinsend zu mir. Dem Mädchen schien nicht aufzufallen, dass wir sie alle angeschaut hatten.

„Was?", fragte ich die beiden, die mich immer noch so dämlich angrinsten.

„Ach nichts", meinte Micha und trank einen Schluck seines Kaffees.

„Geh doch mal rüber und sprich mit ihr. Besser, als wenn du hier nur rumsitzt, sie anstarrst und uns nicht zuhörst", mischte Domi sich jetzt ein.

„Rüber gehen? Spinnst du? Was ist wenn sie ein Fan ist, dann wäre das doch total peinlich, wenn ich sie nach ihrer Nummer oder so frage."

„Wenn sie ein Fan wäre, denkst du nicht, dass sie dann von alleine zu uns gekommen wäre?", wollte Domi wissen.

„Hmm... Kann sein. Oder sie ist zu schüchtern."

„Jetzt rede dich nicht raus. Du findest sie toll, was spricht dagegen, dass du dich mal mit ihr unterhältst?"

„Hast ja Recht."

Micha, der das Ganze still beobachtet hatte, grinste nun wieder.

„Und du hör auf, so dumm zu grinsen", meinte ich zu ihm und stand auf. Das Mädchen starrte immer noch verträumt auf einen Punkt am Boden. Über was sie wohl nachdachte? Langsam ging ich zu ihrem Tisch, zog den freien Stuhl vor und setzte mich zu ihr. Verwirrt blinzelte sie ein paar Mal und sah mich dann an. Sie war wirklich hübsch mit ihren blau-grauen Augen und den süßen Locken. Fast wie ein kleiner Engel...

„Hey", lächelte ich.

„Hi", meinte sie schüchtern. Aber an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mich nicht kannte. Oder sie konnte es gut vertuschen, doch das dachte ich nicht. So kam sie nicht rüber.

„Ich bin Max."

„Karolina. Du kannst aber gerne Karo sagen", bot sie an und lächelte. Sie schien mutiger zu werden.

„Karo... Schöner Name. Wie geht's dir?"

„Gut und selber?"

„Auch. Ich bin mit meinen beiden Kumpels hier. Was machst du denn so alleine hier?"

„Meine beste Freundin hat mich versetzt. Sie sollte aber bald mal kommen."

Wir unterhielten uns echt gut. Es war, als ob wir uns schon lange kennen würden. Ich erfuhr einiges über sie, unter anderem auch, dass sie erst siebzehn war und noch zur Schule ging. Dann wurde das Gespräch durch einen Anruf, den sie bekam, unterbrochen.

„Ja? ... Ah! Hey, Lara... Okay... Ja, bis gleich." Sie legte auf und sah mich an. „Meine Freundin ist in zwei Minuten da."

„Dann geh ich wohl mal wieder rüber?"

„Mhm." Sie schaute leicht enttäuscht auf den Tisch.

„Ich geb' dir mal das hier." Ich kramte aus meinem Geldbeutel eine meiner Visitenkarten und gab sie Karo.

„Danke", sagte sie schüchtern.

„Kein Problem. Kannst mich ja mal anrufen, wenn du willst."

Ich stand wieder auf und ging zu den Jungs. Aber nicht, ohne ihr vorher noch ein Lächeln zuzuwerfen. Schüchtern lächelte sie zurück. Beim Tisch von Domi, Micha und mir setzte ich mich. Die beiden sahen mich abwartend an.

„Was denn?", fragte ich.

„Ja, was habt ihr geredet? Was hast du ihr da gegeben?", fragte Micha neugierig.

„Geredet haben wir über alles Mögliche... Sie ist erst siebzehn", meinte ich und sah die beiden an. War gespannt, was sie dazu sagten.

„Schon recht jung... Aber du bist dreiundzwanzig, das sind nur sechs Jahre Unterschied. Das geht doch eigentlich noch."

„Ja, mal sehen. Wer sagt überhaupt, dass sie mich anrufen wird?"

„Ach, du hast ihr deine Nummer gegeben?", grinste Domi.

Ich verdrehte die Augen und grinste. Die beiden waren manchmal echt nervig.

Nach einer Weile kam dann ein Mädchen an den Tisch von Karo und setzte sich zu ihr. Das musste diese Lara, ihre beste Freundin, sein, die sie versetzt hatte. Als diese merkte, dass Karo oft an unseren Tisch sah, schaute sie auch herüber. Ihre Augen wurden groß. Sie bekam den Mund fast nicht mehr zu.

Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt