Kapitel 13

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„Jetzt schau nicht wie ein aufgescheuchtes Reh. Komm schon. Wir sind doch beste Freundinnen", sagte Lara, kam auf mich zu und umarmte mich. Als sie mich wieder losließ, legte sie ihre Hände auf meine Schultern, sah mir in die Augen und redete weiter: „Es geht um einen Jungen, oder? Ich seh' es dir an."

„Was? Nein", sagte ich schnell.

„Doch. Du denkst immer an ihn, deswegen bist du auch immer so abwesend und grinst so vor dich hin."

Etwas beschämt sah ich auf den Boden. Warum sahen mir das alle an? War es echt so offensichtlich, dass ich mich in Max verliebt hatte? Vorsichtig schielte ich zu Lara, die mich angrinste. Nun musste ich auch grinsen.

„Ja, du hast Recht. Bist du jetzt zufrieden?", fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf.

„Wie heißt er? Wie alt ist er und was macht er? Du musst mir alles über diesen Jungen erzählen. Kenn' ich ihn?"

Ich nickte und sah sie an. Mein Herz schlug mittlerweile um einiges schneller. Ich hatte Angst, es ihr zu sagen. Aber ich würde nicht drum herum kommen, denn ich kannte meine beste Freundin. Wenn sie etwas wollte, bekam sie das. Genauso wenn sie etwas wissen wollte, fragte sie eben so lange nach, bis man ihr antwortete. Und anlügen konnte man sie ebenfalls nicht - zumindest ich nicht. Ich war einfach zu leicht zu durchschauen. Eine Eigenschaft, auf die ich nicht wirklich stolz war.

„Wie heißt er?"

„Max", sagte ich leise, fast nuschelnd.

„Wie alt ist er?", fragte sie und sah mich abwartend an. Hoffentlich ahnte sie nichts...

„Dreiundzwanzig", flüsterte ich und vermied dabei den Augenkontakt mit ihr. Wenn sie eins und eins zusammenzählen konnte, wüsste sie jetzt sicher, dass es sich um DEN Max handelt.

„Ne, oder?" Sie war entsetzt, das hörte ich an ihrer Stimme. Als ich sie wieder anschaute, sah ich, dass sie alles wusste.

„Das ist aber jetzt nicht DER Max? Wie... warum - warum machst du das?! Du weißt doch, dass ich total auf den steh!"

„Ja klar, das kannst du so sagen, wenn du ihn nicht mal richtig kennst?"

„Und du kennst ihn besser oder wie?", giftete Lara weiter.

„Ja, tu' ich. Ich hab' mich nämlich nochmal mit ihm getroffen."

„Was hast du? Wie kannst du mir das antun? Deiner besten Freundin den Typ wegnehmen, auf den sie steht?"

„Lara! Jetzt reicht es aber. Ich bin doch überhaupt nicht mit ihm zusammen, das hab ich mit keiner Silbe erwähnt. Und überhaupt, er... Ach, vergiss es." Ich drehte mich um und lief weg.

„Blöde Zicke!", rief Lara mir noch nach.

Bloß nicht darauf reagieren, Karolina. Du bist kein aggressiver Mensch. Auch nicht dann, wenn deine beste Freundin so etwas sagt. Ich hatte jetzt ehrlich keine Lust mehr auf den Unterricht. Also verkroch ich mich irgendwo auf dem Schulgelände, setzte mich dort unter einen Baum und lehnte mich mit dem Rücken an den Baumstamm. Das war schon krass... Wieso reagierte sie so? Sie war doch überhaupt nicht richtig in Max verknallt, und wenn doch, dann doch nur in sein Äußeres. Sie kannte ihn ja nicht so, wie ich es tat.

Den Kloß in meinem Hals ignorierte ich, holte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte Max' Nummer. Irgendwie hatte ich gerade das Bedürfnis, seine Stimme zu hören. Nach einigem Tuten ging er ran.

„Hey Karolina. Hast du nicht Schule?", fragte er.

„Doch aber... Ich hab' mich mit Lara gestritten...", meine Stimme brach ab und eine stumme Träne lief über meine Wange. Jetzt bloß nicht in Tränen ausbrechen, sei stark. Du weinst jetzt nicht vor Max, auch wenn er nur am Telefon ist.

„Was ist denn passiert?"

„Ich hab' ihr von dir erzählt. Also, dass wir uns getroffen haben und so... Sie war sauer, wir haben uns gestritten und jetzt sitz' ich hier draußen, während ich eigentlich Unterricht hätte. Was soll ich denn machen?"

„Lass sie einfach. Und sei nicht traurig. Sie ist es nicht wert, wenn sie so reagiert. Denk an was anderes. Zum Beispiel daran, dass wir uns in einer Woche wiedersehen."

Unweigerlich musste ich grinsen. Er war so süß, wie er versuchte, mich aufzumuntern. „Okay. Ich sollte dann...glaub ich...mal wieder in den Unterricht."

„Ja. Nicht, dass du Ärger bekommst. Wir können ja nochmal telefonieren die nächsten Tage."

„Gerne. Danke, dass du kurz Zeit hattest. Bis dann."

„Kein Problem."

Wir legten auf und ich stand wieder auf um zurück zum Klassenzimmer zu gehen. Dort war Lara aber nicht anzutreffen. Der Lehrer sah mich verwirrt an und fragte: „Wo ist Lara?"

„Ich weiß es nicht. Irgendwo draußen", sagte ich leicht gereizt.

Er sah mich skeptisch an, sagte dann aber nichts mehr, sondern fuhr mit dem Unterricht fort. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab, zu der Sache mit Lara. Bis zur Pause - um kurz nach neun - war sie nicht wieder aufgetaucht. Was mir aber auch ganz Recht so war, dann musste ich nämlich nicht neben ihr sitzen. Ich konnte mich kaum noch auf den Unterricht konzentrieren, weshalb ich beschloss, nach Hause zu gehen. Ich meldete mich bei meinem Lehrer ab und verließ das Schulgelände.

Zu Hause angekommen, sah ich, dass meine Mutter bereits da war. Eigentlich hätte sie noch auf Arbeit sein müssen. Super, jetzt durfte ich ihr erklären, warum ich schon nach Hause kam. Ich schloss die Tür auf und trat ein. Im nächsten Augenblick kam mir meine Mutter auch schon entgegen und sah mich verwirrt an. Aber irgendwie wirkte sie auch ein wenig durch den Wind...

„Was... machst du denn schon hier?"


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt