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~ Karolina ~

In dem Café bestellten wir uns etwas zu trinken. „Ich hatte vorgestern ja keine Zeit, dich darauf anzusprechen, weil Max dabei war. Aber es war ja ziemlich eindeutig, ihr seid zusammen, oder?", fragte Hanna grinsend.

„Ja, aber du darfst das noch keinem sagen, okay? Ich weiß auch nicht, aber... also... du darfst das jetzt nicht falsch verstehen. Ich kann dir noch nicht so vertrauen, wir kennen uns ja kaum. Und meine Ex-beste Freundin, die hat mir gezeigt, dass ich ihr auch nach Jahren noch nicht wirklich vertrauen kann."

„Ich versteh dich, klar. Mir kannst du vertrauen und das möchte ich dir zeigen. Wollen wir noch ein bisschen shoppen gehen?"

„Gerne."

Nachdem wir unsere Getränke getrunken hatten, machten wir uns auf den Weg zu den verschiedensten Kleider- und Schuhgeschäften. Mit Hanna machte das shoppen sogar Spaß - nicht so wie mit Lara. Wir unterhielten uns über sämtliche Dinge, bis auf das Thema Max, das ließen wir aus. Es war aber auch gut so. Irgendwann, wenn wir uns besser kennengelernt haben, könnte ich mit ihr vielleicht auch über Max reden. Mit irgendjemandem musste ich doch über meinen Freund reden - mit meiner Mutter ging das nicht, das wäre mir etwas peinlich. Und Samira hing ja nur mit meinem Bruder rum.

Am Abend taten meine Füße dann so weh, dass ich den Rest des Abends mit meinem Laptop auf dem Bett verbrachte. Ich schaute mir die Videos von Max und mir beim Wasserturm an, die andere gefilmt hatten. Ab und zu sah man, wie ich zu Max schaute. Hoffentlich war es nicht allzu auffällig gewesen...

Irgendwann war ich allerdings so müde, dass ich mich fürs Bett fertig machte und schlafen ging.

In dieser Woche unternahm ich viel mit Hanna. So wie ich sie kennenlernte, konnte sie mir nichts vorspielen. Das glaubte ich nicht. Sie war immer so nett und fragte mich nie irgendwie über Max aus. Und mein Bruder verlor auch kein Wort mehr über ihn. Was möglicherweise daran liegen könnte, dass ich ihm aus dem Weg ging.

Am Freitag rief mich dann plötzlich Lara an. Was wollte die bitte von mir? Hatte sie mich nicht schon genug genervt?

„Was?", meldete ich mich genervt.

„Hey Karo. Es tut mir alles so Leid. Das mit Max, dass ich so gemein war, einfach alles. Du musst mir glauben. Bitte, lass uns mal reden."

„Ich hab keine Lust, mit dir zu reden. Du kannst dir deine Entschuldigung echt sonst wohin schieben."

„Jetzt sei doch nicht sauer. Bitte Karo, wir waren doch so lange beste Freundinnen, das kannst du nicht einfach wegwerfen!"

‚Wenn du wüsstest, was ich alles kann', dachte ich mir nur dazu.

„Komm einfach zu mir, dann sehen wir weiter, okay?", fragte ich sie.

„Echt jetzt? Danke, du bist echt die beste. Am Sonntag, so gegen dreizehn Uhr - ist das in Ordnung?"

„Ja, gut. Bis dann."

Wir legten auf und ich dachte kurz nach. Warum zur Hölle habe ich dem Treffen mit Lara zugestimmt? Mit der Lara, die mich eigentlich hasste, weil ich mit Max zusammen war. Ich war doch echt blöd, dass ich da zugestimmt habe. Im Nachhinein könnte ich mich dafür selbst ohrfeigen. Zum Glück kam sie hierher, da konnte ja nicht allzu viel passieren. Meine Mutter war bestimmt da. Oder Tobi und Samira.

In der Nacht schlief ich nicht gut, da ich viel über die Sache mit Lara nachdachte. Vielleicht sollte ich ihr wieder absagen? Aber was sollte sie groß machen? Sie würde mich schon nicht umbringen. Nicht wenn sie hier bei mir war.

Am nächsten Morgen wurde ich dann zu allem Überfluss schon um kurz vor acht Uhr wach. Toll und jetzt? Alle Versuche wieder einzuschlafen misslangen und so quälte ich mich etwas über eine Stunde später aus dem Bett. Im Wohnzimmer auf dem Sofa lagen Tobi und Samira. Waren wohl beim Filmschauen eingeschlafen. Meine Mutter war im Krankenhaus, arbeiten.

Ich ging als erstes duschen und machte mir dann etwas zu essen. Lernen könnte ich auch mal ein bisschen, immerhin sind nach den Ferien die Abschlussprüfungen. Mit dem Essen ging ich in mein Zimmer und lernte ein bisschen Mathe. Nach zwei Stunden hatte ich auch noch ein bisschen Englischvokabeln gelernt. Das reichte für jetzt. Mit meinem MP3-Player legte ich mich auf mein Bett, machte die Musik an und entspannte.

Irgendwann hatte ich das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein und öffnete meine Augen. Erst dachte ich, ich würde träumen, doch da stand er wirklich.

„Max!" Überglücklich fiel ich ihm um den Hals.

„Ja, ich freu mich auch dich zu sehen" sagte er und ich hörte, dass er grinste.

„Was machst du denn hier?"

„Dich besuchen, ich hab heute und morgen frei."

„Echt? Cool, ich freu mich total! Aber Morgen hab ich keine Zeit... Ich treff mich mit Lara."

„Was? Mit Lara, warum denn das?"

„Sie will mit mir reden. Ich passe auf, ja. Sie kommt hier her, da kann nicht viel passieren."

„Okay, das beruhigt mich schon ein bisschen mehr."

Ich grinste ihn nur an und küsste ihn. Gerade konnte ich einfach nicht anders, so wie er da stand und mich ansah, mit seinen schönen Augen. Als er mich ein Stück näher an sich zog, verstärkte sich das Kribbeln in mir noch ein wenig. Dieses Gefühl war so toll, das hätte ich nie gedacht. Nicht einmal vorgestellt hatte ich es mir so schön. Alles um mich herum geriet in Vergessenheit, weshalb ich auch unheimlich erschrak, als jemand plötzlich in mein Zimmer kam.

Tobi, der nun in meinem Zimmer stand, sah Max böse an. Hatte ich ihn hereingelassen? Nein. Und warum war er dann hier? Er sollte mich und Max einfach in Ruhe lassen. Wenn Samira bei ihm zu Besuch war, ging ich auch nicht einfach in sein Zimmer, ohne vorher anzuklopfen.

„Man, Tobias! Hau ab!", sagte ich zu ihm.

„Ich wollte nur fragen, ob ihr was essen wollt, ich geh was holen", entgegnete er.

„Ja klar, das soll ich dir jetzt glauben? Nein! Und jetzt geh endlich."

„Ich behalte dich im Auge, klar?", meinte er zu Max und ging dann zum Glück wieder.

„Ist der immer so drauf?", fragte Max.

„Nein, eigentlich ist er total nett. Ich weiß auch nicht, was er gegen dich hat. Aber egal, jetzt ist er ja weg." Ich nahm Max' Hand und zog ihn mit zu meinem Bett, auf das wir uns setzten. Als er einen Arm um mich legte, kuschelte ich mich gleich an ihn. Bei ihm fühlte ich mich so wohl. Warum konnte mein Bruder das dann nicht akzeptieren? Bestimmt stand er noch immer vor meiner Tür und wollte wissen, ob Max und ich redeten oder nicht.

„Ich wette mit dir, er steht vor der Tür und belauscht uns", flüsterte ich Max lachend zu.

Dieser fand das wohl nicht ganz so lustig wie ich und meinte: „Er hat ein falsches Bild von mir, nur weil ich bekannt bin und mal im Fernsehen war. Ich werde ihn aber schon noch davon überzeugen, dass ich es ernst meine und nicht nur mit dir spiele."

Wow, das aus seinem Mund zu hören, war schon toll. Ich schaute ihn an, er lächelte und küsste mich. Mein Herz machte einen Sprung und schlug nun um einiges schneller. Wenn Tobias jetzt wieder einfach so hereinkomme würde, dann... Ich kam mit meinen Gedankengängen nicht weiter, als ich Max' Hand an meiner Hüfte spürte. Leider löste er sich nach einer Weile von mir und schaute mir in die Augen.

Nicht viel später drückte ich meine Lippen erneut auf seine und fuhr mit meiner Hand über seinen Oberkörper, seine Schulter bis zu seinen Haaren, in denen ich meine Finger vergrub. Seine Haare fühlten sich toll an und es machte Spaß, darin herumzuwuscheln. Seine Hand an meiner Hüfte wurde mit der Zeit etwas unruhiger, fuhr an meiner Seite entlang. Es war ungewohnt, aber fühlte sich toll an. Seine Berührungen jagten mir einen Schauer über den Rücken.

„Karo...", nuschelte er nach einer Weile.

„Hm?", fragend sah ich ihn an. Hatte ich was falsch gemacht oder was hatte er?

„Ich bin auch nur ein Mann und - "

Ich unterbrach ihn. „Sorry." Oh Gott, jetzt wusste ich auch, was er hatte... Aber ich hatte doch eigentlich überhaupt nichts gemacht, es war nur ein Kuss.

„Kein Problem, ich wollte es nur mal gesagt haben", entgegnete er und grinste mich frech an. Ich kuschelte mich an ihn, doch nach einer Weile klopfte es an der Tür. Wenigstens klopfte es diesmal und niemand kam einfach so herein.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt