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~ Max ~

Auf der Fahrt zurück vom Schwimmbad schlief Karo ein. Sie sah süß aus, denn ihre Lippen umspielte ein leichtes Lächeln.

„Pennt sie schon wieder?", fragte Tobi und grinste mich über den Rückspiegel an.

„Ja", lachte ich.

„Sie schläft irgendwie ständig und überall ein! Ist immer so!"

Auch als wir bei ihnen zu Hause waren, war sie nicht wach zu kriegen.

„Karo! Aufwachen!", sagte Tobi energisch, doch sie zeigte keine Reaktion. Zuvor hatte ich es versucht, sie etwas sanfter zu wecken. Aber nein, es klappte nichts.

„Dann musst du sie halt rein tragen", sagte Tobias schulterzuckend. Also nahm ich Karo auf den Arm und trug sie nach drinnen.

„Am besten gleich in ihr Zimmer." Ich tat, was ihr Bruder mir angewiesen hatte, und legte sie auf ihr Bett. Wenigstens ihre Schuhe zog ich ihr aus – mehr konnte ich jetzt nicht tun, ohne mir dabei komisch vorzukommen. Auch wenn ich es mir nicht unbedingt bequem vorstellte, in Jeans zu schlafen.

Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ dann das Zimmer.

„Ich mach mich dann mal auf den Heimweg. Man sieht sich sicher bald wieder", sagte ich zu Tobi und Samira, die im Wohnzimmer saßen.

„Jo, tschau Max", entgegnete Tobi und hob die Hand.

Der Weg nach Hause ging schnell rum und eh ich mich versah, war ich schon wieder in meiner Wohnung. So weit war es nicht, also konnte ich sicher auch mal an einem normalen Wochentag zu Karo kommen. Sie überraschen oder so.

Am nächsten Tag mussten wir schon los nach Gaggenau, wo heute unser Auftritt stattfinden sollte, für welchen wir letzte Woche so viel geprobt hatten. Mittags war der Soundcheck in der Halle. Da klappte alles total gut, hoffentlich ging es heute Abend auch so. Die Probe verging so schnell und plötzlich war es auch schon kurz vor Konzertbeginn.

Wir hatten noch ein wenig Zeit, da Matthias und Jan von Heising als unsere Vorband auftraten. Nach etwa zwanzig Minuten verließen sie die Bühne und wir mussten raus...

~°~

Der Auftritt war genial. Es klappte alles wie am Schnürchen, selbst den Text von ‚Pumped up kicks' konnte ich diesmal fehlerfrei singen. Gott sei Dank! Nach dem Auftritt gaben wir - beziehungsweise ich - dann noch Autogramme. Als alle zufrieden waren, gingen die Jungs von der Band, Pauly und ich noch was trinken. Irgendwann mitten in der Nacht fiel ich dann todmüde zu Hause in mein Bett.

Am Wochenende, eine Woche vor Karos Geburtstag, kam sie zu mir. Am Samstagmorgen holte ich sie vom Karlsruher Hauptbahnhof ab. Sie stieg aus dem Zug aus, kam direkt auf mich zu und umarmte mich. Wir gingen zu meinem Auto und ich fuhr nach Hause. Dort traute ich meinen Augen nicht, vor der Tür stand meine Oma!

„Was macht die denn hier?", murmelte ich.

„Wer ist das?"

„Meine Oma."

„Oh", war das einzige, was Karo dazu sagte.

„Sie ist total lieb und wollte dich sowieso mal kennenlernen", sagte ich, küsste sie kurz und stieg dann aus. Karo folgte mir, als ich auf meine Oma zuging.

„Hallo Oma!", begrüßte ich sie und breitete meine Arme aus.

„Max! Da bist du ja endlich, ich dachte schon du wärst über's Wochenende weg", entgegnete sie und erwiderte die Umarmung. „Und wer ist das?"

Aufmerksam musterte sie Karo, welche nur schüchtern lächelte.

„Das ist Karo", sagte ich und sofort strahlte sie über das ganze Gesicht.

„Max hat schon so viel von dir erzählt", sagte sie und zog sie gleich in eine Umarmung. Karo schien etwas überrumpelt, lächelte dann aber.

„Ich hoffe nichts Schlechtes?", fragte sie und grinste mich an.

„Quatsch, er hat fast immer nur von dir geschwärmt", meinte sie und zwinkerte ihr zu.

„Oma, bitte." Gott, wieso konnten Eltern und Großeltern nur so peinlich sein!?

„Ist doch okay", grinste Karo, kam auf mich zu und schlang einen Arm um meine Hüfte. Ich legte ebenfalls einen Arm um ihre Schultern. „Wollen wir rein gehen?"

„Ihr seid so ein schönes Paar! Ich geh aber mal wieder, dann habt ihr ein bisschen Zeit für euch. Schönen Tag noch." Meine Oma drehte sich um, nachdem sie uns kurz zugewunken hatte und ging dann wieder.

„Jetzt hast du schonmal einen Teil meiner Familie kennengelernt. Dann zeig ich dir mal mein Reich."

Drinnen angekommen zeigte ich ihr meine ganze Wohnung. Zum Glück hatte ich vorhin noch etwas aufgeräumt, sodass sich meine Wohnung auch zeigen lassen konnte. Wir hatten uns gerade auf mein Sofa gesetzt, als mein Handy klingelte. „Bin gleich wieder da."

Ich ging kurz in die Küche, schloss die Tür und ging dann ran. „Hey Tino. Was gibt's?"

„Max, ich hab am Montag keine Zeit, weiter Songs aufzunehmen. Die Jungs und du müsst heute kommen. Sorry, echt", sagte er.

„Jetzt?"

„Ja, wäre gut, wenn ihr gleich jetzt kommen würdet. Ich hab den anderen schon Bescheid gesagt."

„Karo ist da, ich kann heute nicht", versuchte ich mich rauszureden.

„Dann bring' sie mit, wir wollten sie doch sowieso alle mal kennenlernen."

„Ne, komm schon, bitte. Ich wollte jetzt mal Zeit mit ihr verbringen. Ohne euch."

„Kannst du danach. Wir machen auch nicht so lang."

„Na gut, ich nehm dich beim Wort. Nicht allzu lang. Sie muss heute Abend auch schon wieder zurückfahren."

„Das schaffen wir schon. Also bis gleich!", sagte er noch, hatte dann auch schon aufgelegt. Ich ging zurück zu Karo.

„Süße, ich muss ins Studio. Proben", sagte ich leicht geknickt.

„Dann fahr ich wohl wieder nach Hause, mh?"

„Quatsch, du kommst mit! Die wollen dich sowieso alle mal kennenlernen."

„Wer sind ‚alle'?", fragte sie und sah mich mit großen Augen an.

„Mein Produzent und meine Band, vielleicht auch noch Pauline, sie spielt Bratsche."

„Oh Gott", seufzte sie.

„Hey, die sind alle total nett", sagte ich und strich ihr sanft über den Rücken.

„Na dann." Wieder seufzte sie und schaute mir in die Augen.

„Und jetzt gehen wir mal, nicht dass wir die letzten sind."

Wir standen auf und gingen wieder raus, zu meinem Auto und fuhren zum Studio. Ich nahm ihre Hand, als wir zur Tür liefen. Sie wollte loslassen, doch ich hielt sie fest.

„Keine Angst", sagte ich noch und gab ihr einen Kuss. Sie atmete nochmal tief durch, dann gingen wir rein. Soweit ich das sehen konnte, waren alle - bis auf Pauly - schon da.

„Hallo", sagte ich und hob die Hand, um alle zu begrüßen. Sie saßen auf einem Sofa, das da stand.

„Hey", entgegneten sie alle einstimmig.

„Dann stell ich euch einfach gleich mal vor. Jungs, das ist Karo. Karo, das sind Steffen, Lars, Paul, Klaus und mein Produzent Tino", stellte ich sie der Reihe nach vor. „Wo ist'n Pauly?"

„Sie kommt auch gleich. Freut mich, dich kennenzulernen, Karo. Ich hab die Videos gesehen, als du gesungen hast, und muss sagen, ich war echt begeistert", sagte Tino und grinste Karo an.

„Wir sind auch begeistert", warf Steffen ein und zeigte auf sich und die anderen.

„Danke", sagte Karo nur leise.

Etwas später kam auch Pauly. Sie schien Karo gleich total gern zu haben. Super, wenn sie sich alle verstanden. Karo setzte sich mit Tino aufs Sofa, während wir meine eigenen Songs probten.

„Jetzt würd' ich dich aber auch gerne mal live singen hören", sagte Tino, als wir fertig waren, und schaute Karo gespannt an.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt