Kapitel 4

553 9 2
                                    

~ Max ~

Ich sah verwirrt zu Karo, denn ich verstand die Welt nicht mehr. Kannte sie mich doch? Ihre Freundin zumindest schien mich erkannt zu haben, sonst hätte sie mich sicher nicht so angestarrt. Als sie sich wieder umgedreht hatte, wirkte Karo irgendwie leicht niedergeschlagen. Sie hatte den Blick auf den Tisch gerichtet. Ihre Freundin jedoch war total aus dem Häuschen.

„Jetzt komm schon!", sagte diese, stand auf und zog Karo an der Hand mit sich. Sie kamen direkt auf uns zu.

„Ähm, hey", lächelte uns diese Lara an. Wir alle begrüßten sie ebenfalls. Dann fragte sie uns nach Autogrammen, woraufhin Micha gleich seinen Edding aus der Hosentasche holte. Wir alle unterschrieben auf einem kleinen Block.

„Willst du nicht?", fragte sie dann Karo, die mit dem Kopf schüttelte. Ihr schien das alles recht peinlich zu sein - zumindest sah sie nicht so aus, als ob sie sich gerade wirklich wohl fühlte. An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass es ihr Leid tat. Ich wusste auch nicht, was ich jetzt denken sollte...

„Dann mach wenigstens Fotos", meinte Lara und drückte ihr ihr Handy in die Hand. Wie unfreundlich war das denn bitte?! So geht man doch nicht mit Freunden um. Trotzdem machte Karo, ohne zu meckern, die Fotos.

„Danke, man sieht sich morgen", verabschiedete sich Lara noch, bevor sie wieder von dannen zog. Karo blieb noch kurz da und sagte leise: „Wirklich sorry. Ich wusste nicht, dass du das bist."

Also, wenn ich an Laras ‚Man sieht sich morgen' dachte, hieß das wohl, dass Lara zu unserem morgigen Auftritt hier in Mannheim kommen würde. Und da Karo vorhin gesagt hatte, sie sei ihre beste Freundin, schätzte ich, dass sie auch dabei sein würde. Wenn dem wirklich so wäre, würde ich mich natürlich unheimlich freuen. Aber was war, wenn sie wirklich ein Fan war? Konnte ich mich denn mit einem Fan treffen? Und - vor allem - konnte daraus mehr als nur ein paar Treffen werden?

„Wir müssen dann los zum Radiosender", erinnerte Domi uns.

„Oh, stimmt!" Micha klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn und gab der Kellnerin zu verstehen, dass wir zahlen wollten. Sie kam kurze Zeit später und gab uns die Rechnungen. Jeder zahlte, mit etwas Trinkgeld, und dann gingen wir. Als wir am Tisch von Karo und Lara vorbeiliefen, lächelte ich Karo noch einmal an. Sie war echt süß, wenn sie lachte. Domi sagte auch noch „Tschüss", weshalb Lara von ihrem Handy aufschaute. Dann lächelte sie - oder himmelte sie mich an? Super...

Wir liefen durch die Stadt zum Radiosender, der zum Glück nicht allzu weit von dem Café entfernt war. Nach etwa zehn Minuten kamen wir an und wurden dort auch schon erwartet.

Ein Mann vom Radiosender stellte uns eine Praktikantin vor: „Das ist unsere Praktikantin Lena. Sie ist achtzehn und wird euch heute interviewen. Lena, das sind Michael Schulte, Max Giesinger und Dominic Sanz."

Wir schüttelten ihr alle die Hand. Lena sagte freundlich: „Freut mich, euch kennenzulernen."

„Gut, dann lasst uns mal rein gehen", sagte der Mann vom Radiosender, der übrigens Alexander hieß, was man dank seines T-Shirt wusste.

Wir gingen den Flur entlang und in einen Raum, in dem alles aufgebaut war. Dort standen fünf Stühle. Wir nahmen alle Platz, hatten aber noch ein paar Minuten Zeit. Da wir uns noch ein wenig unterhielten, vergingen auch die recht schnell und Alexander ging on air.

„So, ihr Lieben. Heute haben wir Michael Schulte, Max Giesinger und Dominic Sanz zu Gast im Studio. Unsere Praktikantin Lena wird das Interview mit den Herren führen. Danach wird es noch eine Überraschung für euch geben, also bleibt die nächste Stunde am Radio. Und jetzt viel Spaß beim Interview."

Er sah zu Lena, die ihren Zettel vor sich liegen hatte. Sie fing – nach kurzer Begrüßung - gleich mit der ersten Frage an: „Ihr seid gute Kumpels, obwohl ihr bei ‚The Voice of Germany' ja Konkurrenten wart. Gab es da nicht auch einmal Situationen, in denen man eifersüchtig auf den anderen war, beziehungsweise dem anderen sein Glück nicht gegönnt hat? Dominic, was sagst du dazu? Du bist ja schon vor den anderen beiden ausgeschieden."

„Nein, ich fand es okay. Also, wir waren schon Konkurrenten, aber wir hatten gesagt, egal was ist, wir werden alle weiterhin Musik machen. Und jetzt haben wir eben einige Auftritte zu dritt, das ist ja auch was", erklärte Domi.

Micha und ich stimmten dem Gesagten zu. Für uns war es auch nie schlimm, wenn der andere beliebter war.

„Max, du als Mädchenschwarm hast ja sicher viele weibliche Fans. Meinst du, dadurch warst du beliebter?"

Ich? Mädchenschwarm? Gut, ich bekam schon Fanpost von überwiegend weiblichen Fans, aber Domi und Micha bekamen diese Briefe ja auch.

„Kann schon sein, aber ich sehe mich jetzt nicht so als Frauenschwarm. Ich weiß ja nicht, wie die Mädels da draußen das so sehen... Aber Michael und Dominic haben ja auch weibliche Fans, genauso wie ich."

„Aber Max bekommt schon die meiste Fanpost", grinste Micha. Lena grinste ebenfalls und ging ihren Zettel weiter durch.

„Wann habt ihr angefangen, Musik zu machen - beziehungsweise - zu singen, oder was ihr sonst noch macht?"

„Also, ich habe schon früher, als ich ein kleines Kind war, gesungen", fing ich an. „Und später habe ich dann Gitarre gelernt, die Lieder gespielt und gesungen, die ich mochte. Seit etwas über einem Jahr verdiene ich mein Geld auch mit Musik."

„Und ihr? Michael, Dominic?"

Domi antwortete als nächster: „Ich war glaub, da war ich so acht oder neun Jahre, als ich angefangen habe zu singen. Außerdem habe ich mein erstes Geld mit Musik verdient."

„Ja, mir ging es auch nicht anders. Von klein auf bin ich mit Musik aufgewachsen", ergänzte Micha.

„Michael, wie entsteht ein Lied von dir? Was inspiriert dich?"

„Das sind ganz alltägliche Dinge. Was einem halt so passiert. Irgendwelche Erlebnisse. Oder wenn mir eine Songzeile einfällt, dann versuch ich halt etwas daraus zu machen, das sich auch hören lassen kann."

„Dominic und Max, was hört ihr so für Musik? Gibt es gerade ein Lieblingslied?"

„Bruno Mars find ich echt klasse. „The lazy Song" von ihm höre ich gerne. Das, was sich eben gut anhört."

„Durch meine Eltern höre ich schon von klein auf Queen, Dire Straits, Pink Floyd und so etwas. John Mayer ist auch cool. Also, ihr da draußen, es gibt auch noch was anderes als nur diese Mainstream Musik", sagte ich und grinste.

„Was sind eure Pläne für die Zukunft?"

„Wir werden jetzt erstmal morgen den Auftritt haben. Außerdem wird es sicher noch andere Auftritte von uns zu dritt geben", meinte Domi.

Micha ergänzte noch: „Max und ich werden außerdem von Ende September bis Anfang Oktober zusammen auf Tour gehen."

„Also, liebe Zuhörer, es gibt genug Möglichkeiten, die Jungs live zu sehen. Ob sich das lohnt, werdet ihr gleich hören. Denn die drei werden jetzt hier eine Akustikversion von Coldplays Song „Fix You" für euch spielen. Viel Spaß! Und ich sage schon einmal 'Danke'."

Micha und ich schnappten uns unsere Gitarren und fingen an zu spielen. Es machte echt Spaß, zusammen mit den beiden Songs zu spielen und singen. Als wir fertig waren, klatschten Lena und Alexander und wir verabschiedeten uns wieder von ihnen. Jetzt ging es ins Hotel, etwas essen, umziehen und dann noch Mannheims Straßen unsicher machen.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt