Kapitel 16

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~ Max ~

Am Mittwoch bekam ich einen Anruf. Schon um vierzehn Uhr - eigentlich zu früh für Karo. Tino meinte, es wäre der Sänger der Band, die für uns schon einige Male als Vorband aufgetreten sind.

„Hey Max, ich bin's Matthias", meldete er sich, bevor ich etwas sagen konnte.

„Hey Matze. Was gibt's?"

„Sagt dir der Name Karo Schlech etwas?", fragte er. Mein Herz schlug gleich um einiges schneller, als ich ihren Namen hörte.

„Was...Woher kennst du Karo?"

„Meine Nachbarin."

„Okay... Und was ist mit ihr?"

„Das ist ja echt total süß, wie die Kleine auf dich reagiert. Die ist echt verschossen in dich, weißt du das? Wir haben am Freitag einen Auftritt im Orange Club, hier in Mannheim. Karo kommt. Du auch? Sie würde sich bestimmt freuen."

Woah, viele Informationen auf einmal... Ich musste mich erstmal kurz sammeln und die Infos verarbeiten, bis ich antworten konnte: „Ja, klar bin ich dabei. Du musst mir nur noch sagen, wann und wo genau das ist."

Er nannte mir die Adresse des Clubs und verabschiedete sich mit den Worten „Aber sag Karo nichts davon" von mir, da sie noch proben wollten. Auch ich musste im Studio weiterhin die neuen Songs einüben und aufnehmen.

Am Abend war ich zum Glück vor neunzehn Uhr zu Hause, sodass Karo und ich telefonieren konnten.

„Ja?", meldete sie sich genervt.

„Hey Karo."

„Max, sorry. Ich wollte nicht... Ach, egal. Wie geht's dir?"

„Ganz gut, kann nicht klagen und dir? Irgendwas stimmt nicht, oder?"

„Kann man so sagen", nuschelte sie. „Meine Mutter hat jetzt einen neuen Freund."

„Freust du dich nicht für sie?", hakte ich nach.

„Doch, natürlich freu ich mich. Aber sie kennt diesen Typ schon seit vier Monaten. Oder ist schon so lange mit ihm zusammen, was weiß ich. Jedenfalls hat sie es meinem Bruder und mir so lange verheimlicht."

„Aber du solltest nicht sauer auf sie sein."

„Das ist nicht das einzige... Heute Morgen kam die nächste Überraschung. Aber lass uns bitte ein anderes Mal darüber reden. Hast du am Freitag schon etwas vor?"

Freitag... Da war der Auftritt von Matze und seiner Band. Aber Karo durfte ich ja nicht sagen, dass ich auch kommen würde.

„Ja, wieso?"

„Echt? Oh man, wie schade... Mein Nachbar und seine Band haben einen Auftritt in einem Club, hier in Mannheim. Aber wir sehen uns ja dann am Montag, oder?"

„Klar! Freu mich schon total." Ich musste mir das Grinsen ziemlich verkneifen. Auch wenn es mir Leid tat, sie so enttäuscht zu hören. Wenn sie wüsste, dass ich am Freitag doch da sein würde...

Wir unterhielten uns noch lange über andere Dinge, unter anderem erzählte Karo mir auch, dass sie zwei Wochen nach den Ferien ihre schriftlichen Abschlussprüfungen haben würde. Sie klang leicht ängstlich, aber ich versicherte ihr, dass sie das schaffen würde. Ich hatte meinen Schulabschluss ja auch geschafft. Und sie war wirklich alles, aber nicht dumm.

Kurz vor zweiundzwanzig legten wir dann auf. Die Zeit kam mir überhaupt nicht so lange vor. Aber sie wollte ins Bett gehen, da sie wieder Schule am nächsten Morgen hatte. Ich hingegen musste erst um zwölf im Studio sein, dafür aber auch länger als sonst. Wir sagten noch, dass wir uns simsen würden, wann wir das nächste Mal telefonieren könnten. Mein Plan lautete, vor Freitag nicht mehr mit ihr zu reden. Da würden wir uns ja zum Glück wieder sehen.

Der Donnerstag war eine Qual für mich. Denn draußen war so wunderschönes Wetter und ich musste hier im Studio sitzen. Ich war eigentlich der, der bei so einem Wetter raus geht. Etwas mit Freunden unternimmt...

In einer kurzen Pause las ich die SMS, die Karo mir geschrieben hatte.

>Hey =) Wann hast du Zeit zu telefonieren? Karo.

Meine Antwort war: >Heute leider nicht mehr. Morgen sieht's auch nicht gut aus... Am Samstag vielleicht?<

Leider ging es dann auch schon wieder an die Arbeit. Während ich mal wieder im Aufnahmeraum stand und mit Tino aufnahm, merkte ich nicht, dass er sich an meinem Handy zu schaffen gemacht hatte. Erst als ich fertig gesungen hatte, sah ich mein Handy in seiner Hand. Grinsend sagte er: „Karo schreibt: 'Schade... Aber okay. Dann bis Samstag.' Ist das nicht süß?"

„Hey Tino, lass mein Handy in Ruhe. Oder ich schnüffel auch mal in deinem herum."

Er öffnete die Tür zum Aufnahmeraum und drückte mir mit den Worten: „Viel Spaß" sein Handy in die Hand. Grinsend stand er dann vor mir.

„Ja, toll. Jetzt will ich auch nicht mehr", meinte ich und gab es ihm zurück.

„Super, dann können wir ja weitermachen", grinste er immer noch. Ich verdrehte nur die Augen und setzte die Kopfhörer wieder auf.

Bevor ich nach der Studioarbeit nach Hause gehen wollte, hielt Tino mich auf. „Wollen wir noch was trinken gehen? Ich möchte mit dir reden."

„Ich weiß nicht... Morgen müssen wir doch um zehn schon wieder hier sein", wollte ich mich herausreden. Es war immerhin schon kurz vor dreiundzwanzig Uhr.

„Dann morgen eben erst um zwölf, wenn das besser ist. Aber ich wollte mit dir über Karo reden."

Jetzt wurde ich hellhörig. „Was ist mit ihr?"

„Lass uns was trinken gehen, ja?" Ich nickte und wir gingen noch in eine kleine Bar in der Nähe des Studios. Als wir beide etwas zu trinken hatten, fragte ich nochmal nach: „Was ist denn jetzt mit Karo?"

„Sicher, dass sie kein Fan oder so etwas ist und dich nicht nur verarschen will?"

„Ja, da bin ich mir sicher. Ihre Freundin ist so eine, aber sie nicht. Dafür würd' ich meine Hand ins Feuer legen."

„Okay, dann hoff' ich für dich, dass es auch so ist."

„Wie gesagt, ich leg' meine Hand für sie ins Feuer. Sie will mich sicher nicht verarschen, das würdest du bestimmt auch sagen, wenn du sie kennenlernen würdest."

„Na, dann musst du sie mir bald mal vorstellen."

Ich grinste ihn nur an und sagte nichts mehr dazu. Auch Tino ließ das Thema fürs erste so stehen. Nach einer Weile in der Bar ging ich dann nach Hause, da Tino einen alten Bekannten getroffen und sich mit ihm noch nett unterhalten hatte.

Am Freitag war ich dann, wie Tino gesagt hatte, um zwölf im Studio. Der Auftritt von Heising am Abend in Mannheim fing um zwanzig Uhr an, eine Stunde vorher war Einlass. Früher als neunzehn Uhr würde auch kaum einer in einen Club zum Feiern gehen.

Mit Tino klärte ich noch ab, dass ich heute gerne schon um siebzehn Uhr Schluss machen würde. Dann hätte ich noch zwei Stunden Zeit, bis ich in Mannheim sein würde. Aber ich war jetzt schon total aufgeregt.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt