Kapitel 18

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~ Karolina ~

„Ist alles okay?", fragte Max, der da stand.

„Ja, passt schon."

„Lüg mich nicht an. Deine Körperhaltung sagt mir etwas anderes."

„Ach...Ich -"

„War es wegen der Frau?" Ich nickte nur.

„Ach, komm her", meinte Max daraufhin, kam auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Als er sich wieder von mir löste, sah er mir in die Augen. Zum Glück stand ich noch an der Wand und konnte mich anlehnen, sonst hätten meine Beine mit Sicherheit nachgegeben. Max' Augen waren einfach so schön, dass ich darin versinken könnte. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen Atem schon auf meiner Haut spüren konnte. Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken und ich schloss meine Augen.

„Kommt - ", sagte jemand neben uns, brach aber ab. Ich sah erschrocken zur Seite, wo Matze stand. Na super, der hatte ja ein ganz tolles Timing.

„Sorry", nuschelte er, grinste dann aber wieder. Dieses Grinsen würde mich heute sicher noch irgendwann wahnsinnig machen.

Seufzend sagte ich: „Gehen wir wieder rein." Ich warf Max noch einen entschuldigenden Blick zu, dann gingen wir wieder nach drinnen. Bei unseren Plätzen angekommen, wurde mir bewusst, was eben passiert war. Wenn Matze nicht gekommen wäre, hätte Max mich möglicherweise geküsst. Es ging alles so schnell, er hatte mich umarmt und dann fast geküsst... Woah - ich würde Matze jetzt gerne umbringen. Er hatte es bestimmt mitbekommen, was fast passiert wäre.

„Bin kurz weg", verabschiedete sich Max Richtung Toilette und ließ mich alleine mit den anderen Jungs.

„Jungs, ich glaub ich geh nach Hause", beschloss ich, nachdem Matze mich wieder angegrinst hatte, nur weil ich Max hinterher schaute.

„Was? Jetzt schon?" , fragte Matze. „Ist doch gerade so schön."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, was ihn zum Lachen brachte. Unmöglich, dachte ich mir, stand auf und sagte zu allen zusammen „Tschüss". Max konnte ich auch noch eine SMS oder so etwas schreiben, ich wollte nicht noch länger warten. Ich schnappte mir meine Tasche und verließ den Club. Die Luft kam mir nun noch kälter als vorhin vor, obwohl nicht viel Zeit vergangen war.

„Karo, warte!", hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Ruckartig drehte ich mich um und sah in Max' Gesicht.

„Was - "

„Ich bring dich nach Hause", unterbrach er mich.

„Das musst du wirklich nicht tun, ich - "

„Doch, ich mach das gerne, also komm", meinte er lächelnd, und wir liefen los durch die Straßen.

„Okay, danke schon mal."

„Kein Problem."

Ich sagte nichts und auch Max schwieg die fünf Minuten bis zu der Wohnung. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche und sah Max an. „Wo schläfst du eigentlich? Ich meine, du willst doch jetzt nicht mehr fahren. Du hast doch was getrunken?"

„Nein, ich geh in ein Hotel in der Stadt. Nicht weit von hier weg."

„Und wann gehst du dann wieder zurück nach Karlsruhe?", fragte ich und versuchte, ruhig zu klingen, obwohl ich aufgeregt war. Hoffentlich blieb er noch eine Weile hier.

„Ich telefonier morgen mal mit Tino, meinem Produzenten. Dann kann ich dich anrufen, okay?"

„Okay", lächelte ich. Und jetzt? Einfach 'Tschüss' sagen? Oder ihn umarmen? Oh nein, dafür hatte ich nicht genug Mut, um ihn von mir aus zu umarmen. Da musste schon er den ersten Schritt machen, wie sonst auch. Und tatsächlich, er kam auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Schneller als die vorherigen Male entfernte er sich wieder ein Stück von mir und sah mich an. Wie vorhin sah er mir in die Augen.

Doch plötzlich stieg Panik in mir auf und ich hatte Angst vor dem, was jetzt vielleicht kommen würde. Was, wenn Max es überhaupt nicht ernst meinen würde? Auch wenn seine Augen so viel Wärme ausstrahlten, ich war einfach unsicher. Sein Gesicht hatte sich meinem wieder ein Stück genähert, woraufhin ich ihm auswich und ihm ein Küsschen auf die Wange gab.

„Bis Morgen", sagte ich leise, warf ihm noch einen entschuldigenden Blick zu und verschwand im Haus. Schnell ging ich durchs Treppenhaus in unsere Wohnung. Es war still darin, meine Mutter und mein Bruder schienen schon zu schlafen. Falls mein Bruder überhaupt hier und nicht bei Samira war.

Seufzend ging ich in mein Zimmer und lag eine halbe Stunde später schon im Bett. Ich war so todmüde, dass ich gleich einschlief. Und von wem träumte ich? Von Max. Natürlich, wie sollte es auch anders sein...

Am nächsten Morgen wurde ich um elf Uhr wach. Als erstes schnappte ich mein Handy. Drei Anrufe in Abwesenheit von Max und eine SMS. >Habe noch ein paar Tage frei. Genauer gesagt bis Dienstag - da muss ich dann wieder im Studio stehen ;) Wann hast du heute Zeit? <

Schnell rief ich ihn an. Hoffentlich war er zu erreichen...

„Hey Karo", meldete er sich.

„Guten Morgen. Sorry, ich hab bis vor ein paar Minuten noch geschlafen. Ich hätte heute den ganzen Tag Zeit. Wo sollen wir hingehen?"

„Wir könnten in die Stadt. Uns dort einen schönen Platz suchen. Ich hab eine Überraschung für dich."

„Echt? Was willst du denn machen?"

„Eine Überraschung wäre keine Überraschung, wenn ich es dir jetzt schon verraten würde."

„Stimmt auch wieder. In einer Stunde, ist das okay?"

„Gerne", erwiderte er. „Bis später dann. Ich hol dich ab."

Wir legten wieder auf und ich hüpfte schnell aus dem Bett, um zu duschen und etwas zu essen. Eine Stunde später – und damit pünktlich - klingelte es an der Haustür. Schnell schnappte ich mir meine Tasche, eine Jacke, da es heute etwas kühler war, und verließ das Haus. Meine Mutter war ja mal wieder Arbeiten und mein Bruder war auch irgendwie weg. Deshalb war es mir recht, dass ich nicht alleine zu Hause herumhängen musste.

Max stand vor der Tür und umarmte mich wieder zur Begrüßung. Diesmal vermied ich es aber, ihm länger in die Augen zu sehen, solange er noch so nah vor mir stand.

„Kannst du deine Gitarre mitnehmen?", fragte er plötzlich.

„Gitarre? Für was?"

„Zum Gitarre spielen", grinste er.

„Okay, bin gleich wieder da." Ich drehte mich um, ging nochmal in die Wohnung, um meine Gitarre einzupacken. Mit Gitarrenkoffer in der Hand ging ich wieder nach draußen. Als ich sie auf der Rückbank von Max' Auto verstaut hatte, ging es los. Er fuhr zu einem Parkhaus in der Stadt. Dort angekommen sollte ich meine Gitarre nehmen, er tat es mir gleich und holte seine Gitarre aus dem Kofferraum.

Gemeinsam gingen wir zu einem schönen Plätzchen in der Stadt, nahe dem Wasserturm. Dort setzten wir uns auf den Boden.

„Und was machen wir jetzt hier?"

„Gitarre spielen", antwortete er grinsend.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt