Kapitel 11

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~ Max ~

Nachdem ich Karo zu Hause abgeliefert hatte, fuhr ich zurück nach Waldbronn. Morgen würde ich meine Eltern besuchen, am Montag ging es dann wieder ins Studio, weiter an meinem Album arbeiten. Wann sollte ich Karo denn da mal wieder treffen können? Hoffentlich würde der Produzent mir auch einmal freigeben. Denn einfach mal so zu ihr fahren, ging auch nicht, immerhin wohnten wir etwa eine Stunde voneinander entfernt.

Ich konnte mir aber nicht so viele Gedanken machen, da ich mich sonst nicht auf das Autofahren konzentrieren könnte. Also drehte ich die Musik voll auf, um den Kopf mal etwas frei zu bekommen. Die ganze restliche Fahrt hörte ich sämtliche meiner Lieblingslieder auf voller Lautstärke. Das tat echt mal gut.

Zu Hause angekommen, gönnte ich mir eine schöne warme Dusche und setzte mich dann mit meinem Laptop auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Irgendwann war ich allerdings so müde, dass ich beschloss, ins Bett zu gehen. Denn am nächsten Tag sollte ich schon um elf bei meinen Eltern vor der Tür stehen. Dabei war ich eigentlich eher der Langschläfer.

Am nächsten Morgen wurde ich - um neun Uhr - erbarmungslos von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. So ziemlich jeden Morgen hatte ich einen solchen Hass auf dieses Teil, dass ich es am liebsten gegen die Wand werfen wollte. Aber dann würde ich verschlafen und das wäre nicht gut. Also schaltete ich ihn aus und quälte mich aus dem Bett. Was Karo wohl machte? Vielleicht war sie auch schon wach.

Nachdem ich fertig war, geduscht, gefrühstückt und alles hatte, war es halb elf, also musste ich los zu meinen Eltern. Denn ich kam so gut wie nie zu spät. Und wenn ich dann mal etwas später kam, wollten sie immer wissen, was los war. Schnell schrieb ich Karo noch eine SMS. >> Guten Morgen :) Wenn du willst, können wir heute Abend telefonieren. Wann hast du Zeit? <<

Als diese abgeschickt war, nahm ich mir alles Wichtige und ging dann los. Etwa zwanzig Minuten später kam ich bei meinen Eltern an. Schon kurz nach dem ersten Klingeln öffnete mir meine Mutter.

„Hallo Max. Komm rein", meinte sie, nachdem sie mich mit einer Umarmung begrüßt hatte.

Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo auch meine Oma und mein Vater saßen. Wir begrüßten uns alle und ich setzte mich dann zwischen meine Mutter und meine Oma auf das große Sofa im Wohnzimmer.

„Und wie geht es dir so?", fragte meine Mutter.

„Super. Der Auftritt in Mannheim war klasse."

„Und irgendwelche netten Mädels kennengelernt?", fragte mein Vater lachend. Das war eben mein Vater... Aber zu dem Thema 'Mädchen kennengelernt' sagte ich nichts, sondern sah ihn leicht ertappt an, was ihn dann zum Grinsen brachte.

„Also ja?", fragte er erneut. Ich nickte und musste leicht lächeln, als ich an Karo dachte. Aber ich wollte hier jetzt nicht über sie reden, dafür kannten wir uns auch zu wenig.

„Wie heißt sie?", fragte meine Oma neugierig.

„Karo."

„Woher kennst du sie?"

„Sie wohnt in Mannheim. Wir haben uns im Café kennengelernt."

„Jetzt erzähl doch mal etwas ausführlicher und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!", mischte sich nun auch meine Mutter ein.

„Was soll ich euch denn sagen? Ich kenne sie erst seit Donnerstag. Außerdem geht sie noch zur Schule..."

„Na und? Wie alt ist sie denn?"

„Siebzehn", nuschelte ich leise.

„Geht doch. Dein Opa war sogar zehn Jahre älter als ich", sagte meine Oma und lächelte mich an.

„Sie geht noch zur Schule", wiederholte ich.

„Na und? Das ist doch eigentlich kein Problem."

„Stimmt, da hast du recht."

„Du magst sie gerne, oder?"

Ich zuckte mit den Schultern. Ja, eigentlich schon. Aber -

„Unser Max hat sich verliebt", unterbrach meine Mutter meine Gedankengänge.

„Hab ich nicht", versuchte ich abzuwehren. Doch Müttern konnte man eben einfach nichts vormachen.

„Doch hast du, das seh ich dir an. Also, wann siehst du sie wieder?"

„Weiß ich nicht. Wir wollen heute Abend nochmal telefonieren. Aber jetzt lasst uns über etwas anderes reden."

Der Tag verlief gut. Es war echt schön, so einen Tag mit der Familie zu verbringen, denn meine Familie war mir am wichtigsten. Menschen, die ohne ihre Familien aufwuchsen, konnten sicher nicht so glücklich werden wie andere.

Abends nach dem Abendessen verabschiedete ich mich dann wieder von den dreien. Aber meine Mutter ließ mich erst gehen, als sie mir nochmal gesagt hatte, dass ich mich Karo heute noch anrufen sollte. Mütter. Kopfschüttelnd verließ ich dann das Haus und machte mich auf den Nachhauseweg.

Dort angekommen, sah ich, dass Karo mir eine SMS zurückgeschrieben hatte.

>> Würde mich freuen, wenn wir Zeit finden. Wie wäre es so gegen achtzehn Uhr? Bis später :) <<

Achtzehn Uhr? Mist, das war vor eineinhalb Stunden. Schnell zog ich meine Schuhe aus und setzte mich dann mit etwas zu trinken auf das Sofa, um Karo anzurufen. Nach kurzemTuten ging sie ran.

„Karo Schlech?", meldete sie sich. Okay, jetzt kannte ich ihren Nachnamen auch. Gut zu wissen.

„Hey Karo. Ich bin's, Max."

„Oh, hey. Hab gar nicht auf mein Handy geschaut, wer anruft, sorry."

„Kein Problem. Und wie geht's dir so?"

„Gut. Ich hatte aber eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass du noch anrufst", meinte sie und ich glaubte, etwas Traurigkeit in ihrer Stimme zu hören.

„Ich war bei meinen Eltern und meiner Oma. Die haben mich bis vor einer halben Stunde noch belagert", grinste ich.

„Und wie war's?"

„Schön. Und wie war dein Tag so?"

„Langweilig. Ich war den ganzen Tag alleine. Mit Lara will ich nichts machen, meine Mutter war arbeiten und mein Bruder bei seiner Freundin."

„Deine Mutter war arbeiten? Sonntags?"

„Ja, sie arbeitet im Krankenhaus und musste heute auch dort sein."

„Ach so... Ich wollte mal fragen, wann wir uns wieder treffen könnten?", fragte ich sie.

„Ähm, nächste Woche hab ich wegen der Schule nicht viel Zeit... Aber dann sind Ferien. Da könnten wir uns treffen. In der zweiten Ferienwoche bin ich aber bei meinem Vater in der Schweiz. Also sollte es in der ersten Woche sein."

„Okay, gerne. Am Montag? Ich muss in der Woche zwar ab und zu ins Studio, aber zum Glück auch nicht jeden Tag."

„Klar, Montag klingt gut. Wir können wegen der Uhrzeit ja auch noch mal simsen. Ich muss nämlich jetzt leider auflegen, weil meine Mum bald nach Hause kommt und ich für sie kochen wollte."

„Kein Ding. Dann viel Spaß beim Kochen."

„Danke. Bis dann."

„Bis dann. Tschau."

Ich legte auf und starrte auf mein Handy. Morgen in einer Woche würde ich Karo wiedersehen. Auch wenn es noch acht Tage bis dahin waren, freute ich mich jetzt schon. Das Grinsen bekam ich den ganzen Abend nicht mehr aus dem Gesicht - und schlief deshalb später auch damit ein.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt