Kapitel 21

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~ Max ~

Der kleine Auftritt mit Karo in der Stadt war super. Es hatte echt unheimlichen Spaß gemacht. Danach war sie aber recht schnell abgehauen, um etwas zu essen zu holen. Bevor ich noch etwas hatte sagen können, war ich schon von Fans umringt gewesen - und Karo weg.

Sie wollten Autogramme, Fotos mit mir und redeten mit mir. Einige waren schon etwas aufdringlich und kamen näher als mir eigentlich lieb war - aber okay. Es machte trotzdem Spaß. War ja auch nicht so, dass ich keinen Körperkontakt mit anderen Menschen vertragen konnte.

„Ist diese Karo deine Freundin?", fragte mich eines der Mädchen.

„Nein, sie ist nur eine gute Freundin. Mehr nicht."

„Ach wirklich? Da sagen deine Augen aber was ganz anderes", erwiderte sie grinsend.

„Wie heißt du denn?", fragte ich, um abzulenken. Sie nannte mit ihren Namen und ich gab ihr ein Autogramm. Damit gab sie sich zufrieden und ging.

Nachdem alle Fans zufrieden waren, schaute ich mich nach Karo um. Sie saß auf einer Bank - etwas abseits der Stelle, an der wir vorhin noch gespielt hatten. Ich ging zu ihr, setzte mich neben sie und sagte: „Man hab ich Hunger."

„Hier", meinte sie und gab mir eine Tüte, in der etwas zu essen war. Nachdem wir schweigend gegessen hatten, gingen wir mit unseren Gitarren zurück zu meinem Auto.

„Du kannst echt gut singen", sagte ich nach einer Weile.

„Danke. Aber lang' nicht so gut wie du."

„Ach, Quatsch! Du singst echt klasse. Das müssen wir mal wiederholen."

„Gerne. Hat echt total Spaß gemacht."

Wenig später hielten wir bei ihrer Wohnung. Ich stoppte mein Auto und sah sie an. Aller guten Dinge sind drei, sagt man ja so schön. Also wenn es jetzt nicht klappte, gab es sicher jemanden, der etwas gegen Karo und mich hatte. Langsam näherte ich mich Karo, wartete auf eine Reaktion. Egal welche, ob sie einen Rückzieher machte oder nicht, irgendetwas. Als sie ihre Augen schloss, wurde ich noch etwas mutiger.

Die letzten Zentimeter zwischen uns überbrückte ich schnell, indem ich mich weiter nach vorne beugte und meine Lippen ganz sanft auf ihre legte. Dieses Gefühl war unbeschreiblich, es kribbelte überall und fühlte sich einfach nur gut an. Vorsichtig erwiderte sie den Kuss, was das Glücksgefühl in mir noch verstärkte.

Ein Hupen ließ uns allerdings auseinanderschrecken. Verwirrt sah ich nach hinten und bemerkte erst jetzt, dass ich mitten auf der Straße stand und hinter mir ein Auto war, das weiterfahren wollte.

„Ich...geh dann mal... Bis...morgen?", stotterte sie, worauf ich nur nickte. Schnell stieg sie aus meinem Auto und verschwand im Haus. Nach einem weiteren Hupen hinter mir fuhr ich schließlich weiter.

Ich war echt froh, kurze Zeit später unversehrt in meinem Hotelzimmer zu sitzen. Wie viele Dinge hatte ich übersehen? Zu viele. Ich konnte mich kaum auf den Straßenverkehr konzentrieren, der Kuss hatte mich so aus der Bahn geworfen.

Am nächsten Tag waren Karo und ich wieder verabredet. Tino hatte mir für den Tag darauf, meinen letzten Tag hier in Mannheim, ein Interviewtermin bei einem regionalen Radiosender organisiert. Aber das war zum Glück erst morgen, heute würde ich Karo wiedersehen. Nach dem, was gestern passiert war, war ich nun umso aufgeregter und fragte mich, was zwischen uns anders sein würde. Ich war gespannt auf ihre Reaktion.

Wir hatten uns per SMS für heute zwölf Uhr verabredet. Sie hatte vorgeschlagen, ins Kino zu gehen. Da ich schon lange nicht mehr im Kino gewesen war, freute ich mich über den Vorschlag. Den Film wollten wir aber erst dort aussuchen.

Schon kurz vor zwölf war ich beim Kino, in dem wir uns treffen wollten. Sie war aber leider noch nicht da, zumindest nicht hier draußen, wo ich stand.

„Max?" Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Vor mir stand ein kleines Mädchen - vielleicht dreizehn, vierzehn Jahre alt.

„Oh Gott, du bist es echt!", quiekte sie. „Bekomm ich ein Autogramm?"

„Klar. Hast du einen Stift?"

„Ja, hier!" Sie hielt mir einen pinken Filzstift vor die Nase, den ich ihr dann abnahm.

„Und wie heißt du?"

„Michelle."

Ich unterschrieb auf einem Blatt, das sie mir gegeben hatte. Dann ging sie auch schon wieder. Wow, das war ja mal eine tolle Farbe. Mit so was hatte ich auch noch nie irgendwo unterschrieben.

„Hey Max", sagte eine schüchterne Stimme vor mir. Es hörte sich stark nach Karo an – und sie war es auch. Schüchtern stand sie vor mir und lächelte mich leicht an. Ich ging ein Stück auf sie zu und umarmte sie einfach nur, ich wollte sie nicht überfordern nach dem, was gestern gewesen war.

„Schön, dich zu sehen", sagte ich, worauf sie wieder lächelte und leicht rot wurde.

„Gehen wir rein?" Ich nickte und wir gingen nach drinnen, um uns einen Film auszusuchen.

Nach kurzem Hin und Her einigten wir uns auf den Film ‚21 Jump Street', da er uns beiden noch nicht bekannt war und die Beschreibung auch recht interessant klang. Die nächste Vorstellung würde gleich beginnen, der Saal war schon geöffnet. Nachdem wir Karten gekauft hatten, setzten wir uns auf die Plätze. Zweite Reihe, irgendwo in der Mitte.

Wir schwiegen eine Weile, bis ich meinen Mut zusammennahm und sagte: „Also...wegen gestern...", doch plötzlich ging das Licht aus, der Vorhang vor der Kinoleinwand auf und die Werbung vor dem Film begann. Jetzt hatte ich gerade so viel Mut zusammen gebracht, um sie danach zu fragen, was jetzt war – und dann fing diese blöde Werbung an!

Auf den Film konnte ich mich leider nicht wirklich konzentrieren, da mir immer noch einige Fragen im Kopf herumschwirrten. Was war jetzt zwischen Karo und mir? Würde das mit uns klappen? Wollte sie das Ganze überhaupt? Es waren eigentlich zu viele Fragen, um sie sich während eines Kinofilms zu stellen. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Karo sich etwas bewegte. Kurze Zeit später spürte ich ihre Hand, die sich sanft auf meine legte.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt