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~ Karolina ~

Später - irgendwann nach dem Abendessen - fiel mir ein, dass Max Jette ja noch einen Besuch abstatten musste.

„Wollen wir kurz zu Jette?", fragte ich ihn leise.

„Klar, gerne", grinste er sofort.

„Gut, ich sag kurz meiner Mum Bescheid."

Ich ging zu meiner Mutter hin und sagte ihr, dass wir kurz zu Jette gehen würden. Sie fand das natürlich toll von Max, dass er so etwas machte.

Auf dem Weg zu Jette sagte ich dann: „Also das mit Lara – sorry, ich wollte nicht so zickig sein. Die blöde Kuh regt mich nur total auf."

„Kein Ding, ich versteh dich ja. Aber damit wird sie nicht durchkommen."

„Meinst du echt?"

„Klar, es gibt viele, die wissen, dass ich so was nicht machen würde und die haben wir alle auf unserer Seite. Lara ist da bestimmt alleine mit ihrer dämlichen Beschuldigung."

„Da vorne musst du übrigens raus", sagte ich zu ihm und zeigte ihm die Stelle, wo er die Autobahn verlassen musste. Wenig später waren wir auch schon bei dem Haus, in dem Jette zusammen mit ihren Eltern wohnte.

„Dann mal los. Hoffentlich sind sie auch zu Hause." Ich klingelte, und es machte tatsächlich jemand auf. Vor mir stand Jettes Mutter.

„Hallo Karo, was machst du denn hier?", fragte sie mich, schaute dann an mir vorbei zu Max.

„Ich wollte Jette einen kleinen Besuch abstatten. Das ist Max", stellte ich ihn vor.

„Hallo", begrüßte nun auch Max Jettes Mutter. „Ich bin der aus dem Video - falls Sie das auch gesehen haben?"

„Ja, echt total super von Ihnen, dass Sie meiner Tochter so eine Freude machen. Und Karo, entschuldige, dass ich jetzt erst drauf komme, alles Gute zum Geburtstag. So und jetzt kommt mal rein. Jette ist oben. Jette! Komm mal runter, du hast Besuch!", rief sie durch das Haus.

Wir gingen in das Haus. Jette kam kurz darauf auch schon die Treppe herunter. Als sie Max sah, wurden ihre Augen ganz groß.

„Max", flüsterte sie und fing dann an zu strahlen.

„Hey Jette. Ich war gerade hier in Mannheim, deshalb wollte ich mal bei dir vorbeikommen und dir dein Autogramm bringen", sagte Max und sofort hüpfte die Kleine quietschend wieder die Treppen hoch. Kurze Zeit später kam sie mit ihrem Max-Shirt, einem Edding und einer Kamera in der Hand wieder zu uns zurück.

Max unterschrieb also auf dem T-Shirt, machte Fotos mit ihr und redete mit ihr. Irgendwann gingen wir dann aber wieder nach Hause, da meine Mutter vorhin meinte, ich solle meine Gäste nicht allzu lange alleine lassen.

Abends gegen zwanzig Uhr gingen dann alle langsam wieder. Eigentlich waren auch alle bis auf Max, Lars, Pauline, Klaus und Hanna schon weg. Bis auf Hanna wollten sie dann aber doch langsam mal wieder gehen. Ich hatte mich schon von allen verabschiedet, sie waren schon nach draußen gegangen, nur Max stand noch mit mir im Flur. Die Tür zum Wohnzimmer, welche direkt neben der Eingangstür war, war angelehnt.

„Sehen wir uns nächstes Wochenende?", fragte er und schlang seine Arme um meine Taille.

„Wenn du willst, gerne", ich grinste ihn neckend an.

„Okay, ich melde mich. Bis bald." Er gab mir noch einen kurzen Kuss und wollte durch die Türe verschwinden.

„Und danke nochmal für das Geschenk." Ich wedelte mit meinem Arm vor seiner Nase rum. Das Armband hatte ich mir gleich umgebunden, es war einfach total schön. Max lächelte mich an - mit diesem Lächeln, das meine Beine weich werden ließ. Zum Glück hielt ich mich gerade an der Tür fest. Max verschwand dann nach draußen und ich schloss die Tür.

Als ich mich umdrehte, stand Hanna direkt vor mir und ich erschrak fürchterlich.

„Man, schleich dich doch nicht so an", sagte ich und atmete tief durch.

„Komm!" Sie zog mich an meinem Arm zu meinem Zimmer. Dort schaute sie mich mit einem breiten Grinsen an, aber auch irgendwie abwartend.

„Was?"

„Na, gestern mit Max - du bist ja voll rangegangen... Und?" Sie sah mich weiterhin abwartend an.

„Was und?"

„Na, muss ich dir jetzt alles aus der Nase ziehen? War da noch was oder nicht?" Ich spürte, wie ich leicht rot wurde. Super...

„Laut Max nicht. Ich bin eingeschlafen. Aber...Oh Gott war das peinlich. Ich hab wohl versucht...Also...Hab ihm sein T-Shirt ausgezogen, aber er meinte, ich wäre dann irgendwie eingeschlafen. Keine Ahnung."

„Sah aber verdächtig danach aus, dass da noch mehr laufen würde. Du kannst echt froh sein, so 'nen Freund wie Max zu haben, der das nicht ausnutzt."

„Ich weiß, bin ich auch. Er ist echt toll", grinste ich, fixierte aber einen Punkt auf dem Boden. Max war echt total lieb, dass er das nicht ausgenutzt hatte, bestätigte mich darin, dass er der Richtige war, mit dem ich auch mein erstes Mal erleben wollte.

„Nächstes Wochenende... hat er gefragt, ob wir uns sehen. Meinst du, es ich noch zu früh, dass ich bei ihm übernachte...?" Wieder schaute ich sie nur an, sie wusste, was ich meinte. Es war jetzt vielleicht etwas komisch, wie ich es ausgesprochen hatte, aber ich wusste nicht, wie ich es anders formulieren sollte.

„Wenn du dir sicher bist, dass er der Richtige ist, mit dem du dein erstes Mal haben willst? Dann ist es nicht zu früh. Du musst halt dran denken, dass du das für dich machst - und nicht damit Max mal wieder..." Sie machte eine Handbewegung, die mich zum Lachen brachte.

„Du bist unmöglich", sagte ich und spürte, wie ich leicht rot wurde. War ja auch kein Wunder bei ihrer Ausdrucksweise.

„Ah! Süß wie du rot wirst!", grinste Hanna. Wenn Blicke töten könnten - ich hätte sie umgebracht.

„Musst du jetzt nicht auch langsam gehen?", fragte ich sie leicht genervt, doch sie grinste mich nur an.

„Ja, ich geh schon."

Sie umarmte mich noch und verschwand dann grinsend aus unserer Wohnung. Endlich alleine. Das tat schon mal gut. Ich hatte an diesem Wochenende echt genug erlebt.

Der nächste Tag verlief auch recht ruhig, genauso wie die nächste Woche und jetzt saß ich in der Bahn auf dem Weg zu Max. Lara hatte wieder nichts von sich hören lassen. Was das sollte, wusste ich nicht, aber es machte mir Angst.

Am Mittwoch waren Hanna, Samira, Tobi, unsere Mum, ihr Freund Alexander und ich Minigolf spielen gewesen. Es war echt lustig gewesen, wir hatten 3 Teams gebildet. Hanna und ich, Tobi und Samira, Mum und Alex. Hanna und ich hatten am Schluss gewonnen. Wir hatten es so gemacht, dass jeweils der eine die Bahnen übernahm, die dem anderen zu schwer waren. Die anderen beiden Teams hatten die Bahnen immer abwechselnd gespielt. Und somit hatten wir eben gewonnen.

Aber jetzt war ich total aufgeregt, das war einfach nur schlimm. Mit Hanna hatte ich gestern nochmal lange telefoniert und sie hatte versucht, mir ein wenig die Angst zu nehmen. Das war echt lieb von ihr gewesen, aber gebracht hatte es nicht sehr viel. Trotzdem war ich mir sicher: Max war der Richtige für mein erstes Mal.

Wenigstens die Musik, die ich hörte, lenkte mich etwas ab und ich konnte die Fahrt genießen. Die vorbeirauschende Landschaft - es war einfach schön. Etwas mehr als eine Stunde später kam ich dann am Bahnhof in Karlsruhe an und schaute mich nach Max um.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt