32

316 5 0
                                    

~ Max ~

Montag ging es für mich wieder ins Studio. Diese Woche hieß es allerdings proben mit der Band. Als ich im Studio ankam, waren sie alle schon da. Tino, Steffen, Klaus, Paul, Lars und Pauline. Nachdem wir uns begrüßt hatten, setzten wir uns erstmal hin und ich trank einen Kaffee. Ohne den ging bei mir morgens überhaupt nichts.

„Und wie war dein Wochenende?", fragte Pauline.

„Super", grinste ich nur und schaute zu Tino, der sofort Bescheid wusste.

„Du warst also wieder bei Karo?", fragte er, ich nickte.

„Wer ist Karo?", wollte Klaus nun wissen.

„Da muss ich euch mal was zeigen." Tino nahm seinen Laptop und setzte sich so, dass alle darauf schauen konnten. Dann ließ er ein Video laufen, welches Karo zeigte. Wieder das vom Wasserturm, in dem sie alleine das Lied spielte. „Das ist Karo. Die Freundin von unserem Max."

„Ach! Und so was erzählt man seiner besten Freundin jetzt nicht mehr, oder was?", fragte Pauline gespielt beleidigt.

„Sorry, hat sich nicht ergeben. Außerdem sind wir ja noch nicht so lange zusammen. Jetzt lasst uns aber mal endlich anfangen zu proben."

„Am besten fangen wir mit ‚Pumped up kicks' an, was Max?", grinste Steffen. Ja, ich hatte so meine Probleme mit dem Song. Wieso auch immer, das wusste ich nicht, denn der Text war eigentlich recht einfach. Und trotzdem vergaß ich ihn manchmal, wenn ich auf der Bühne stand.

„Jaja, ich hab dich auch lieb, Hase", sagte ich und schnappte mir meine Gitarre. Jetzt bei den Proben klappte es natürlich einwandfrei. Wenn es nur bei dem Auftritt nächste Woche auch so wäre.

Der nächste Tag verlief wie der vorherige. Nichts besonderes, einfach proben. Es klappte recht gut - noch. Würden wir ja sehen, wie es dann beim Auftritt sein würde.

Am Abend las ich die SMS von Karo, die mich etwas verwirrte. ‚Wenn ich morgen noch lebe, können wir ja telefonieren.' Was hatte sie vor? Aber ernst gemeint konnte es ja nicht sein, da sie noch ein Smiley dazugeschrieben hatte.

>Das musst du mir morgen erklären. Ruf einfach an, wenn du Zeit hast.<

Als ich am nächsten Tag nach Hause kam, rief Karo auch schon an.

„Hey Süße. Du lebst also noch?", fragte ich lachend.

„Hm, ja. Zum Glück", antwortete sie leise.

„Was hast du denn gemacht? Die SMS gestern hat mich echt verwirrt."

„Ich hab meinem Vater von uns erzählt."

„Und? Wie hat er reagiert?", fragte ich, nachdem einige Momente Stille herrschte.

„Naja, Freudensprünge hat er nicht gerade gemacht. Eher im Gegenteil. Dann kam noch dazu, dass er dich kannte. Aus dem Fernsehen, du weißt ja."

„Klar, das macht sicher nicht gerade den besten Eindruck."

„Das kannst du laut sagen. Er war auch erstmal kurz davor, auszurasten. Dann kam seine Frau, die hat ihn beruhigt. Seitdem hat er nicht mehr viel mit mir geredet. Ich versuch's morgen früh einfach nochmal."

„Viel Glück. Immerhin hast du deinen Bruder jetzt auch auf deiner Seite, oder?"

„Ja, zum Glück."

Es klingelte an meiner Türe, weshalb ich zu Karo sagte: „Bin gleich wieder da, bei mir hat jemand geklingelt." Ich legte mein Handy zur Seite und ging zur Tür. Dort standen die Jungs und Pauline.

„Was macht ihr denn hier?", fragte ich verwirrt.

„Wir wollten uns 'nen schönen Abend machen. Mal wieder so'n bisschen feiern gehen. Kommste mit?", fragte Klaus.

„Klar, warum nicht. Komme gleich", sagte ich und ging zurück in meine Wohnung zu meinem Handy.

„Sorry, Karo. Mein Band ist gerade vorbei gekommen. Sie wollen ein bisschen feiern gehen. Die haben mich quasi überfallen", lachte ich.

„Dann wünsch' ich euch viel Spaß. Bis morgen oder so."

„Okay, bis dann. Tschau."

„Tschüss." Ich legte auf und schaute dann in fünf grinsende Gesichter.

„Wer hat euch rein gebeten?", fragte ich und versuchte, ernst zu klingen.

„Wir wollten nur sicher gehen, dass du auch kommst. Und jetzt hopp! Zieh dich an!", sagte Pauline und klatschte in die Hände.

Ich stand auf und zog mich kurz um, ging dann zurück zu den Fünfen und dann los in einen Club in der Nähe. Nicht so viel trinken – das hatte ich mir vorgenommen. Leider wurde daraus nicht viel. Je später am Abend desto mehr Alkohol floss. Irgendwann waren meine Erinnerungen allerdings weg. Ich wusste nur noch, dass ich in einem Taxi saß und irgendwie dann in mein Bett kam.

Der nächste Morgen war schrecklich. Warum trank ich nur so viel? Das war nur dieser Gruppenzwang, wenn andere noch etwas bestellten, trank ich eben mit. Und was für einen Mist ich dann anstellte, das war echt zum Davonlaufen. Ich konnte mich noch dunkel daran erinnern, dass ich irgendwann mit Klaus getanzt hatte. Und das war peinlich, wenn ich so im Nachhinein darüber nachdachte.

Wir wollten uns heute aber wieder im Studio treffen. Irgendwann - die Uhrzeit hatte ich vergessen. Ehrlich gesagt war sie mir gerade auch scheißegal, ich hatte einen schrecklichen Kater. Mit Kaffee, einer Kopfschmerztablette und einer kalten Dusche bekam ich diesen auch mehr oder weniger unter Kontrolle. Irgendwann ging es dann so gut, dass ich auch wieder klarer denken konnte. Ich nahm mein Handy, das mir auch schon zwei verpasste Anrufe von Tino anzeigte. Schnell rief ich ihn zurück.

„Max! Na, endlich. Wo bleibt ihr denn alle? Wir wollten uns vor über zwei Stunden schon treffen", sagte er etwas genervt.

„Keine Ahnung, tut mir leid..."

„Schwingt eure Hintern hierher, okay? Kümmer du dich um Pauline und Steffen, ich sag den anderen Bescheid", unterbrach er mich.

„Okay. Bis gleich."

Ich wählte als erstes die Nummer von Pauline. Es klingelte lange, wahrscheinlich schlief sie noch.

„Was gibt's?", fragte sie müde, als sie endlich abhob.

„Hey Pauly. Wir müssen ins Studio, sonst wird Tino sauer."

„Oh ne, muss das sein? Mir geht's so beschissen, echt", jammerte sie.

„Mir gings auch nicht besser. Kalte Dusche, Kaffee und eine Kopfschmerztablette, dann sieht die Welt schon um einiges besser aus."

„Ich versuch's. Bis gleich", sagte sie noch, hatte dann aber schon aufgelegt. So hatte ich sie selten erlebt, denn eigentlich war sie die Vernünftigste von uns. So wie Lars, der trank auch nicht so viel. Mich interessierte es, wie es ihm heute Morgen ging. Jetzt nur noch Steffen, unser Gitarrist.

„Max, was willst du so früh von mir?", brummte er in sein Handy.

„Früh? Du bist gut. Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist bald vierzehn Uhr!"

„Sag ich doch, früh. Was ist denn?"

„Komm einfach ins Studio, sonst wird Tino sauer. Und glaub mir, das möchtest du bestimmt nicht."

Plötzlich tutete es, er hatte aufgelegt. Gut, wenn er Ärger mit Tino haben wollte... Tino war echt total nett, wir verstanden uns alle gut mit ihm, aber er konnte auch mal sauer werden. Ich hatte den beiden gesagt, was war, also zog ich mich an und fuhr los zum Studio.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt