~ Karolina ~
„Hallo Mama, ich bin wieder da", rief ich durch die Wohnung, als ich dort angekommen war.
„Warum hast du denn nicht angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt", entgegnete sie, kam aber zu mir und umarmte mich.
„Den Stress musst du dir wegen mir nicht antun, das ist schlecht für's Baby." Eigentlich hatte ich nur keine Lust, mit ihr zu reden, denn ich hatte festgestellt, dass das Dauergrinsen in meinem Gesicht nicht verschwinden wollte. So sehr ich es auch versuchte, es klappte einfach nicht. Und so konnte ich jetzt schnell in mein Zimmer verschwinden.
„Und wie wars bei Max?", fragte meine Mutter nach. Mist! Klar, ich war achtzehn und konnte eigentlich machen, was ich wollte. Doch über das, was bei Max gelaufen ist, wollte ich nicht unbedingt mit ihr reden.
„Schön", sagte ich nur und versuchte, nicht rot zu werden.
„Habt ihr wenigstens verhütet?" Ich traute meinen Ohren kaum und schaute sie geschockt an. Abwartend sah sie mich an, woraufhin ich leicht nickte. Man konnte ihr einfach nichts vormachen.
„Gut, weil Oma will ich noch nicht werden, es reicht schon, dass ich selbst noch ein Kind bekomme. Du siehst glücklich aus, glücklicher als sonst. Ich seh's dir einfach an, dass da was war. Deine Augen strahlen noch mehr als sonst."
Ohne etwas Weiteres zu sagen, ging ich in mein Zimmer. Peinlicher hätte es aber eigentlich sowieso nicht werden können. Als ich auf mein Handy schaute, sah ich eine SMS von Hanna.
>Hast du heute noch Zeit? Wir müssen reden ;) Oder lass uns telefonieren, oder wann hast du Zeit?<
Schnell schrieb ich ihr zurück >Vielleicht morgen in der Schule? Erste Pause vor dem Haupteingang?<
>Gut, dann bis morgen :)<
Am nächsten Morgen wartete ich in der ersten Pause am Haupteingang auf Hanna.
„Buh!" sagte sie nah an meinem Ohr und ich zuckte fürchterlich zusammen. „Und?" Sie schaute mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht an. Ich konnte nicht anders und grinste mit ihr mit.
„Ah", quiekte sie. „Und wie war es? Hat's sehr weh getan?"
„Ja, na ja, ein bisschen, aber nicht schlimm... Es war wirklich schön. Er war so lieb, hat sich so viel Zeit genommen", fing ich an zu schwärmen und sofort war das Kribbeln in meinem Bauch wieder da.
„Aw, das ist so toll. Ich freu mich für dich, dass es jetzt gerade keinen Ärger mit Lara gibt und ihr so glücklich seid", sagte Hanna und umarmte mich.
Die restliche Schulzeit verging doch recht schnell. Wir bekamen unsere Noten und bald war schon die Abschlussfeier. Max hatte ich seit dem Wochenende auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wir hatten nur zweimal telefoniert. Und ob er heute Abend zur Abschlussfeier kommen würde, wusste er auch noch nicht genau.
Um achtzehn Uhr gingen wir los zur Halle, in der es stattfinden würde. Nervös zupfte ich an meinem dunkelblauen Kleid herum. Das hatten wir letzte Woche gekauft, genauso wie die schwarzen Schuhe. An der Halle angekommen, parkten wir und gingen hinein. Meine Eltern und mein Bruder setzten sich auf ihre Plätze, ich mich zu meiner Klasse. Ich setzte mich neben Maria, das Mädchen, das damals das Bild von Max und mir, das mit dem Brief kam, gesehen hatte.
„Kommt dein Freund eigentlich auch?", fragte sie nach einer Weile.
„Weiß nicht."
„Oh..."
„So, ihr lieben Gäste, wir werden an diesem Abend unsere diesjährigen Zehnerklassen verabschieden. Ich werde Sie heute durch den Abend führen und hoffe, es gefällt Ihnen allen", fing die Schulleiterin an und erzählte dann etwas über die Leistungen der drei Zehnerklassen und alles Mögliche.
Der Abend wurde dann doch ganz interessant und Max rückte in meinem Kopf immer weiter nach hinten. Lara hatte ich irgendwann auch gesehen, sie saß aber zum Glück etwas weiter weg von mir.
„Und nun kommen wir zur letzten Klasse, der 10c. Wir bitten die Schüler und ihren Klassenlehrer auf die Bühne."
Wir gingen nach oben und schon da schaute Lara mich böse an. Was war denn los? Max war nicht hier und ich hatte nichts gemacht, also sollte sie doch auch nicht so blöd schauen. Als wir oben schön in einer Reihe standen, ergriff unser Klassenlehrer das Wort.
„Ich habe euch ja schon, seit ihr neu auf diese Schule gekommen seid. Fünf Jahre ist das jetzt schon her. Eine lange Zeit, die ich aber nicht rückgängig machen möchte. Ihr wart eine tolle Klasse, wenn auch manchmal sehr unruhig, war ich eigentlich mit der Leistung jedes einzelnen von euch zufrieden. Auch die Gemeinschaft in der Klasse war meiner Meinung nach sehr gut. Ich möchte euch danken und finde es echt schade, dass wir ab jetzt wohl alle in andere Richtungen gehen werden. Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wiedersehen würden. Irgendwann."
Nach kurzem Applaus kam die Schulleiterin wieder auf die Bühne und unsere Zeugnisse wurden verteilt. Ich schaute mich immer wieder unauffällig um, ob Max nicht doch vielleicht noch gekommen war, doch entdecken konnte ich ihn nicht. Traurig schaute ich zu meinen Eltern und Tobi. Meine Mutter hatte meinen Blick wohl verstanden und zuckte nur ratlos mit den Schultern.
„Karolina Schlech", rief die Schulleiterin mich auf. Huch, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass einige andere schon ihre Zeugnisse hatten. Ich ging auf sie zu und sie gab mir mein Zeugnis, nachdem sie mir gratuliert hatte. Die anderen nahm ich auch gar nicht mehr wirklich wahr, ich versank wieder in meinen Gedanken. Warum konnte Max sich nicht für diesen einen Abend Zeit nehmen? Nur für ein paar Stunden. Ich verstand es einfach nicht. Natürlich liebte er die Musik und scheinbar opferte er seine Zeit auch lieber für diese als für seine Freundin, die musste dann eben mal zurückstecken. Auch wenn diese ihre Abschlussfeier hatte, etwas, das man nur einmal hat.
Als wir von der Bühne gingen, schaute ich nochmal kurz durch die Halle – und entdeckte ihn an der Tür stehen. Genau da, wo ich nicht nach ihm gesucht hatte, da ich ihn dort nicht erwartet hatte. Und er sah so unglaublich gut aus - in dem dunklen Hemd, das er in seine schwarze Hose gestopft hatte. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich versuchte, ihm unauffällig zu zuwinken.
„Lauf doch!", hörte ich eine Stimme hinter mir. Das war Lara. Doch bevor ich mich umdrehen und etwas zu ihr sagen konnte, spürte ich schon, wie mich jemand schubste, ich das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem Boden landete.
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Die erste große Liebe ... und andere Probleme
Fiksi RemajaFF von Falschirm alle Rechte trägt sie! (https://www.fanfiktion.de/u/Fallschirm) Cover von _Just_Smile_1! [Anreiz zu einem gemeinsamen Projekt was auf xxMilenka! Schaut vor bei folgt mir und Milenka! Meldet euch wenn ihr ein Cover!]