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~ Karolina ~

„Hallo Jette!", begrüßte ich die Kleine trotzdem so freundlich wie immer; wir kamen eigentlich gut miteinander aus.

„Du kennst Max!", sagte sie mit Schmollmund und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Verwirrt schaute ich sie an.

„Was ist denn lo-", schaltete sich meine Mutter ein, sah dann Jette aber auch. „Oh, ein kleiner Max-Fan!"

„Ja", sagte Jette trotzig. „Und du darfst mit ihm Zeit verbringen und ich nicht."

„Die Karo ist ja auch die Freundin vom Max", erklärte meine Mutter.

„Kannst du mir dann ein Autogramm von ihm besorgen?", fragte Jette mich und fixierte mich mit ihren großen braunen Kulleraugen.

„Ja, ich denk, das lässt sich einrichten", grinste ich und wurde sofort lachend von Jette umarmt.

„Du bist die Beste!"

Ich glaube, sie hat das Wort 'Freundin' nicht so verstanden, wie es eigentlich gemeint war. Was aber keinesfalls schlecht war, ich fand es eher gut so. Wie schnell ihre Stimmung doch wechseln konnte, war echt lustig. Aber zum Glück war sie nicht irgendwie böse auf mich oder so, denn wir hatten uns immer so gut verstanden.

Am Abend nach dem Essen bekam ich eine SMS von Max: >Und, schönen Tag gehabt? Ich war bei meinen Eltern, die wussten Bescheid, dass du da warst... Wollen dich auch kennenlernen. Wäre das okay irgendwann?<

>Klar. Du hast meine Mum ja auch schon kennengelernt. Und meinen Bruder ;) Bin gerade noch bei Samira. Hier ist auch ein kleiner Fan von dir anwesend ;)<, schrieb ich ihm gleich zurück und steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche. Aber nur für kurze Zeit, denn es vibrierte kurz darauf wieder.

>Meine Eltern sind total nett - sowie meine Oma :D Ein kleiner Fan? Wer denn?<

>Samira's kleine Cousine, Jette - die ist gerade einmal süße acht Jahre alt. Musste ihr Versprechen, ihr ein Autogramm zu besorgen.<

„Jetzt leg doch mal das Handy weg!", beschwerte sich mein Bruder.

„Halt die Klappe", entgegnete ich, ohne ihn dabei anzuschauen.

„Ich hab dich auch lieb! Max, oder?" Darauf antwortete ich nichts, sondern ignorierte meinen lieben Bruder nur. Nach einer halben Stunde kam dann ein kleines Video an.

>Das ist für die kleine Jette. Zeig ihr das - ich hoffe, sie freut sich! ;)<, stand da. Okay, ich war verwirrt, stand aber auf und ging zu Jette.

„Hey Kleine!", sagte ich lächelnd und kniete mich neben ihren Stuhl, damit ich mit ihr auf gleicher Augenhöhe war. „Ich hab da was für dich, willst du dir das anschauen?"

„Was ist es denn?"

„Eine Überraschung. Kommst du mit auf den Balkon, damit ich es dir zeigen kann?" Sie nickte, hüpfte vom Stuhl und kam mit mir mit. Draußen setzte ich mich auf einen Stuhl, nahm sie auf meinen Schoß und hielt das Handy so, dass wir beide es anschauen konnten. Dann spielte ich das Video ab.

„Das ist von Max", sagte ich noch, bevor es anfing. Die Kleine quiekte kurz auf, lauschte dann aber dem Video.

„Hallo Jette!", begrüßte Max sie in dem Video. „Ich hab von der lieben Karo gehört, dass du ein kleiner Fan von mir bist? Sobald ich mal wieder in Mannheim bin, bring ich dir ein Autogramm persönlich vorbei. Das wäre doch was, oder? Also ich freu mich, dich kennenzulernen. Bis bald!" Er winkte noch kurz, dann war das Video zu Ende. Ich schaute Jette von der Seite an, sie saß mit großen Augen auf meinem Schoß und bekam den Mund fast nicht mehr zu.

„Alles okay?", fragte ich lachend. Sie nickte nur, rutschte von meinem Schoß herunter und ging wieder nach drinnen. Tja, das war aber mal 'ne Überraschung. Wie sie sich freuen würde, wenn Max dann wirklich bei ihr vorbeikäme, das konnte ich mir schon in etwa vorstellen. Drinnen hörte man ihre aufgeregte Stimme.

„Max... treffen... toll...", mehr verstand ich jedoch nicht. Ich sah nur den verwirrten Gesichtsausdruck ihrer Mutter.

„Jetzt nochmal langsam. Was ist mit Max?", fragte sie nach und setzte Jette neben sich.

„Ich kann Max treffen... und bekomm ein Autogramm von ihm. Das ist so toll! Danke, Karo!", strahlte sie in meine Richtung.

„Kein Ding. Das macht er sicher gerne."

„Woher kennst du Max?", fragte ihre Mutter mich. Ich setzte mich neben sie.

„Mein Freund", nuschelte ich und grinste sie an.

„Wie? Du bist mit ihm zusammen? Seit wann denn das?"

„Seit etwa einem Monat jetzt."

„Süß. Ich kenn ihn ja nicht so gut, mein Mann war mit Jette damals beim Wasserturm, als Max gespielt hat."

„Da war ich auch dabei."

„Echt? Jette, da hast du ja gar nichts davon gesagt, hast du die Karo denn nicht gesehen am Wasserturm?"

„Doch, sie hat mit Max zusammen gespielt. Voll schön", grinste die Kleine.

„Kannst du mir das Video auch mal zeigen?", fragte mich Jettes Mum, woraufhin ich nickte und ihr das Video auf meinem Handy zeigte.

„Scheint ja echt 'n netter Junge zu sein", meinte sie nach dem Video, ich grinste nur.

Etwas später gingen wir dann aber auch schon wieder nach Hause. Morgen war wieder Schule. Ich hatte mir überlegt, ob ich nicht vielleicht doch nochmal mit Lara reden sollte, schmiss den Gedanken aber sofort wieder weg, denn was sollte es mir bringen? Sie würde bestimmt wieder versuchen, das zwischen Max und mir irgendwie zu stören oder kaputt zu machen.

Aber am nächsten Morgen war sie nicht da. Stattdessen lag ein Brief auf meinem Platz. ‚Karo' stand darauf.

„Den hab ich gestern im Briefkasten gehabt, mit der Aufforderung, dass ich ihn dir geben sollte. Von wem der ist, weiß ich nicht", sagte meine andere Tischnachbarin. „Das war der Zettel, der dran hing."

Sie gab mir den Zettel. 'Gib das bitte Karo. Wichtig' stand auf dem Zettel. Das war Laras Schrift, eindeutig. Wir kannten uns schon so lange, da erkannte ich ihre Schrift sofort. Ich öffnete den Brief, obwohl ich Angst hatte, was drin war. Als erstes entdeckte ich ein Bild - es zeigte Max und mich, wie wir küssend an seinem Auto standen. Das musste damals bei dem Radiosender gewesen sein.

Und dann ein Zettel, auf dem etwas stand.

'So sehen also Freunde aus, klar. Echt jetzt, Karo, ich geb den Max nicht so einfach auf, darauf kannst du dich verlassen. Ich tu alles dafür, dass er auf MICH aufmerksam wird, da wird er dich bestimmt ganz schnell fallen lassen.'

Werden wir ja sehen, meine liebe Lara - dachte ich. „Als ob er sich für Schnepfen wie dich interessieren würde", murmelte ich und zerriss den Brief und steckte ihn in meine Tasche, um ihn zu Hause wegzuwerfen. Was bildete sie sich eigentlich ein?

„Was?", fragte meine Tischnachbarin und sah mich verwirrt an.

„Nichts", winkte ich ab.

„Oh, was ist denn das?" Sie hatte das Bild entdeckt, was ich ausversehen offen auf den Tisch gelegt hatte.

„Ach, das ist nichts!"

Ich versuchte ihr das Bild aus der Hand zu nehmen, doch sie hielt es so, dass ich es einfach nicht zu fassen bekam.

„Ist das nicht..."

„Max Giesinger?", vervollständigte ich ihren Satz. Sie nickte. „Ja, das ist er."

„Und du bist mit dem zusammen?"

„Sieht ganz so aus", nuschelte ich und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Hoffentlich ließ Lara sich nie wieder blicken. Die konnte mir echt gestohlen bleiben. Ich glaubte auch nicht, dass sie noch nochmal hier im Unterricht auftauchen würde. Aber sie plante etwas. Und das machte mir irgendwie Angst.


Die erste große Liebe ... und andere ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt