Mommy! (Teil 1)

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Detroit, 1981



„Wieso hast du das getan?", die Stimme meiner Mommy ist flüsterleise, aber ich höre das Entsetzten und vor allem die Enttäuschung darin.

„Ich musste", vernehme ich eine tiefe, männliche Stimme, „Celine, du hast ein Menschenleben auf dem Gewissen."

Bei seinen Worten zuckt Mommy erschrocken zusammen.

„Was?", haucht sie ungläubig.

Der Mann sagt nichts, vielleicht nickt er bestätigend.

„Hör mal", wieder der Mann, „du kannst so nicht mehr weitermachen. Denk an den Jungen, Celine. Denke an dich selbst."

Mommy schaut kurz mich an, dann blickt sie wieder auf. Ich würde mich gerne umdrehen und sehen mit wem sie da spricht, aber Mommy hat mich fest an sich gedrückt und so ist mein Gesicht in ihre weiche Weste eingebettet.

Ich höre Mommys Herzschlag. Er rast regelrecht in ihrem zarten Körper.

„Soll das sein Leben werden?"

Mommy schaut wieder kurz mich an, dann blickt sie erneut zu ihrem Gegenüber.

„Egal, wie auch immer", spricht der Fremde einfach weiter, „Ich habe es auf jeden Fall gemeldet."

Mommys Herz macht einen Hüpfer.

„Du hast was getan?", haucht sie erschrocken.

Mir scheint es so, als wolle sie noch mehr sagen, aber es hat ihr eindeutig die Sprache verschlagen.

Ich beginne zu überlegen. Was hat unser Gegenüber getan, damit Mommy sich so aufregt? Ich überlege und überlege, komme aber einfach nicht darauf. Mit meinen zwei Jahren bin ich vermutlich noch sowieso zu klein um das zu verstehen.

„Du weißt, ich liebe dich", erlangt unser Gegenüber wieder meine Aufmerksamkeit, „DU weißt, ich liebe den Jungen... aber so kannst du einfach nicht mehr weitermachen. So können WIR nicht mehr weitermachen, Celine."

Mommy senkt den Blick, ihre Augen füllen sich mit Tränen.

‚Nicht weinen Mommy. Nicht weinen, ich bin doch hier.'

„Ich habe es nur getan, weil ich euch liebe, Schatz."

„Unsinn!", Mommy schluchzt, „du hast alles zerstört. Du hast mein Leben... Elliots Leben", Mommy macht eine kurze Pause, ehe sie weiterspricht, „Ist dir überhaupt bewusst, was du getan hast?"

„Es war das Richtige", faucht er. Nun hört sich seine tiefe, melodische Stimme nicht mehr so an wie zuvor, „irgendwann wirst du das verstehen."

„Und deswegen hast du die Polizei benachrichtigt, Richard", Mommy ist aufgebracht und es kullern ihr weitere Tränen über ihr schönes Gesicht.

Wein doch nicht!'

Und dann dreht sich meine Mommy um, und setzt sich in Bewegung.

„Denk dran!", schreit der Mann, der immer so nett mit mir geredet hat, ihr energisch hinterher, „es war das Richtige, Celine."

Ich reiße mich von Mommys Brust los, hebe meinen Kopf und schaue zurück. Der Mann in der schwarzen Lederjacke und in Jeans, wird im strömenden Regen immer kleiner und kleiner.

Die nassen, abertausend Tropfen benetzten auch seine pechschwarzen Haare. Er streicht sich den Pony aus dem Gesicht und blickt meiner Mommy und mir einfach nur nach.

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt