Mommy! (Teil 41)

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Die Tränen hatten einfach nicht weniger werden wollen und so ist Linn aufgestanden und hat mich umarmt. Hat mir nette Dinge ins Ohr geflüstert und ist mit mir auf dem Arm aus dem Lokal gegangen. Meinen halbleeren oder halbvollen Kakao hatte ich komplett vergessen, aber das ist auch nicht so wichtig.


Als wir einige Zeit durch die Gegend gegangen sind, sind mir jedoch wieder meine Katzen und der Deal in den Kopf gekommen. Ich kann mir vorstellen, das Lena mir die Katzen mit Linn geschickt hat, weil sie weiß, dass ich jetzt zusammen mit ihnen in einem anderen Heim unterkommen kann. Ja, das hat sie mit Sicherheit gewusst, ansonsten hätte sie die Katzen bestimmt nicht Linn mitgegeben. Bestimmt nicht.

Irgendwo fühle ich mich jedoch trotzdem etwas schlecht.

Immerhin hatten wir eine Abmachung!

Aber ich komme ja jetzt auch wo anders hin. Hat sich damit unser Deal nicht sowieso schon erledigt? Hm, Lena kümmert sich bestimmt um ihre Schwester. Als ich an Ella denke, fällt mir ein, dass ich mich gar nicht von ihr verabschiedet hatte.


„Wollen wir nochmals auf den Spielplatz gehen?", Linn unterbricht meine Gedanken und verlangt nach meiner Aufmerksamkeit.

Ja, Spielplatz klingt gut.

Sofort nicke ich.

Wenig später kommt mir jedoch in den Sinn, dass ich noch immer keine Antwort auf meine vorherige Frage im Lokal bekommen habe.

Und so frage ich sie einfach nochmal, wer das denn vorhin am Telefon gewesen ist.

Man sagt ja, doppelt hält besser!

„Meinst du den ersten oder den zweiten Anruf?"

Da ich mir nicht sicher bin sage ich: „Beide."

Linn muss seufzen.

„Erster war mein Chef", lüftet sie das Geheimnis, „Der zweite Anruf war von der Leiterin des neuen Kinderheims."

Ich kann nicht verhindern, dass mir bei ihrem letzten Satz ein Lächeln über die Lippen huscht. Linn muss ebenfalls grinsen.


„Was wollte denn dein Chef?", will ich von ihr wissen, als wir wieder beim Spielplatz ankommen.

Sie atmet hörbar aus.

„Weißt du noch wer Melissa ist?", fragt sie dann und bekommt auf einmal eine ziemlich ernste Miene.

Melissa. Seths Mommy. Die ich so gar nicht leiden kann.

Langsam, starr nicke ich.

„Erinnerst du dich noch an den Ort von dem ich dir erzählt habe? Wo Seth, deine Oma und auch deine Eltern jetzt sind?"

Ich nicke.

Ja, an die Wolkenhäuser kann ich mich erinnern. Auch wenn Oma es war, die mir das erzählt hat. An Dinge die Oma mir erzählt hat, werde ich mich immer erinnern. Immer! Genauso an das was Mommy oder Daddy mir mal gesagt haben!

„Nun", spricht Linn weiter, „Melissa ist jetzt auch da."

Ich nicke abermals. Während ich gleichzeitig einfach nur hoffe, dass sie nicht gemeinsam mit Mommy, Daddy, Oma und Seth in einem Wolkenhaus lebt. Verschwommen erinnere ich mich an das, was mir Omi einmal erzählt hat, als Seth noch gelebt hat. Mommy würde jetzt da oben in einem Wolkenhaus im Himmel wohnen. Von da oben wachen sie über mich. Ja, die Sterne, die wir Menschen von der Erde aus oben am schwarzen Himmelszelt sehen, sind die Lichter der Wolkenhäuser in denen die Verstorbenen wohnen. So wissen wir, dass sie über uns wachen! Und scheint die Sonne, regnet es oder ist das Wetter sowieso anders, schlafen sie... deswegen können wir Menschen tagsüber auch keine Lichter oben am Himmel sehen.

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt