Und so vergehen einige Tage.
Aber das ist okay, denn die nette Frau, von der ich leider wieder den Namen vergessen habe, kommt mich jeden Tag besuchen.
Ich erzähle ihr viel von meinen Katzen, wir zeichnen gemeinsam Bilder, während wir draußen im grünen Gras auf einer Decke sitzen und wir gehen sogar gemeinsam Kaninchen streicheln.
Zeit verstreicht.
Immer weiter und weiter.
Ich genieße jeden einzelnen Tag, den ich zusammen mit der lieben Frau verbringen darf.
Doch eines Morgens ändert sich alles.
Denn an diesem Morgen sitzt keiner auf dem Stuhl, als ich aufwache.
Ich kann nicht verhindern, dass sich in mir ein komisches, schlechtes Gefühl breit macht. Wie gerne würde ich genau dieses Gefühl abschütteln, aber es will mir einfach nicht gelingen. Ganz egal, wie sehr ich mich auch bemühe.
Noch etwas schläfrig setze ich mich auf und rutsche vom Bett, gehe hinüber in den Waschraum, um mich erst einmal frisch zu machen. Wer weiß, vielleicht hat sie sich ja nur verspätet oder sie wartet unten im Speisesaal auf mich.
Kaum am Gang, treffe ich auch schon auf Fleur.
Sie hilft mir, mich fertig zu machen und sie ist es, mit der ich dann auch hinunter frühstücken gehe.
Unten im Raum mit der langen Tafel angekommen, werde ich jedoch bitter enttäuscht. Denn auch hier kann ich die nette Frau nicht entdecken.
Unbehagen beschleicht mich und ich ertappe mich dabei, wie ein Teil von mir zu zweifeln beginnt.
Ich lasse mich von Fleur an einen freien Stuhl führen. Still setze ich mich darauf und betrachte den leeren, bunten Teller, der bereits vor mir steht.
„Ich hol dir ein Brötchen, in Ordnung?"
Auf Fleurs Worte hin nicke ich nur.
Als sie verschwindet setzt sich jemand auf den freien Platz neben mich. Ich beobachte ihn nur aus dem Augenwinkel. Er ist auf jeden Fall älter als ich. Viel älter. Ob er zehn oder sogar schon elf Jahre alt ist, kann ich jedoch nicht sagen.
Er hat schwarze, verwuschelte Haare und trägt ein T-Shirt mit einem bedruckten, roten Auto darauf.
„Bei mir war das auch so", sagt er an mich gewandt.
Etwas verwirrt und verwundert zugleich wende ich mich an ihn.
„Was?", frage ich nach und schaue ihn an.
„Dass ich gewartet habe und niemand gekommen ist."
Wie?
Ungläubig blicke ich ihn aus meinen blauen Augen an.
„Du wartest doch auf jemanden, der schon einmal da war oder?", wird er präziser.
Wahrheitsgemäß nicke ich.
„Siehst du", erwidert er bestätigend, „und bei mir war das auch so. Ich habe gewartet, wirklich lange. Und wenn ich sage lange, dann meine ich lange."
Nein, das tut sie nicht!
„Sie hat es versprochen", wispernd kommen mir die Worte über die Lippen.
„Menschen versprechen viel", entgegnet er mir.
„Vor allem die Erwachsenen, fügt er dann noch sauer hinzu und schaut mich aus seinen eisblauen Augen an.
Ich will von meinem Stuhl rutschen, weglaufen so schnell und soweit ich nur kann, aber ich schaffe es nicht. Wie paralysiert sitze ich einfach nur da, während ich ihn fassungslos anschaue.
„Und dann haben sie mich ausgetauscht gegen einen anderen Burschen", spricht er weiter. Auch wenn ich ihm gar nicht mehr zuhören will... so bleiben seine Worte dennoch in meinem Gedächtnis hängen.
„Ausgetauscht, wie ein blödes Geburtstagsgeschenk", verrät er wütend.
„Carlo!", Fleurs energische Stimme.
„Hör dir das nicht an Elliot!", das ist alles, was sie zu mir sagt, ehe sie mich hochnimmt und das macht, was ich vorhin nicht geschafft hatte. Trägt mich weg, ganz weit weg von hier.
Hinauf in mein Zimmer zu meinen drei Katzen.
Und ich, ich bin ihr dankbar dafür.
Unendlich. ...
... auch wenn die Zweifel in mir bestehen bleiben.
DU LIEST GERADE
Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019
FanfictionDas Leben kann so schnell zu Ende sein. Das ist etwas, dass dem kleinen Elliot sehr schnell bewusst wird. Den tragischen Verlust seiner Mutter einigermaßen überwunden, muss er feststellen, dass das Leben weitere böse Überraschungen für ihn bereithäl...