Neu.
Wieder einmal ist für mich alles neu.
Neue Umgebung.
Neue Gerüche.
Neue Aussicht aus dem Fenster.
Aber zum Glück kenne ich diesmal die Menschen um mich herum.
Naja, genaugenommen sind es drei Tiere und Lena. Lena, Mommys Freundin.
Aber für mich ist das okay. Ich bin ja nicht alleine.
Lena ist wirklich nett. Sie kümmert sich liebevoll um mich und erzählt mir sehr viele Geschichten. Besonders oft liest sie mir vor, was mir sehr gut gefällt. Allein bin ich so gut wie nie. Lena telefoniert manchmal zwar oft, aber das macht mir nichts. Denn ich streichle einstweilen so gut wie jedes Mal Kitty-Blue, die dann immer schnurrt. Sammy, Bianca und ihr gefällt es übrigens auch gut bei Lena. Mommys Freundin wohnt in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus. Ein bisschen erinnert mich die Wohnung an diese in der meine Oma gelebt hat. Der gemusterte Teppich im größeren Bereich wo ebenfalls ein viereckiger Tisch mit Stühlen steht erinnert mich besonders daran. Oma hatte auch so einen ähnlichen Teppich oder war es doch derselbe. So oft ich auch darüber nachdenke, wenn ich das Dekorationsstück betrachte, mir fällt es einfach nicht ein.
„Nein leider noch nicht", höre ich Lena sagen und die Enttäuschung in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Sie seufzt, legt den Hörer beiseite und stellt auf Freisprechfunktion, während sie die Teller stapelt und diese auf die naheliegende Küchenzeile stellt.
„Das bringt nichts", höre ich eine weibliche Stimme sagen, „Komm wieder nach Hause, Lena."
„Ich kann nicht", kontert sie, „Sie ist unsere Schwester."
Die Brünette seufzt, ehe sie mich ansieht. Ich soll zu den Katzen gehen und mit ihnen spielen, sagt sie. Eigentlich will ich lieber hier bleiben und zuhören, was die beiden miteinander zu bequatschen haben. Da ich aber brav sein und keinen Ärger machen will, komme ich Lenas Aufforderung nach.
***
Still blicke ich auf das Essen vor mir.
Nudeln.
Normalerweise esse ich sie gerne.
Heute jedoch nicht.
Still sitze ich am Tisch, während ich lustlos im Teller herumstochere.
Lena hat in letzter Zeit immer häufiger mit unterschiedlichen Leuten telefoniert und sich hin und wieder während ihrer Gespräche Notizen gemacht. So hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Zu viel Zeit zum Nachdenken! Und so haben sich wieder Mommy und Daddy in mein Gedächtnis geschlichen. Auch wenn sie jetzt im Himmel vereint sind und ich mir oft vorstelle, dass sie mit Seth und Oma da oben gemeinsam in einem Wolkenhaus leben... in letzter Zeit macht mich jeder einzelne Gedanke an sie immer sehr traurig.
Die Kiste, die ich gestern ausgepackt habe, hat mir auch nicht dabei geholfen, mich abzulenken. Im Gegenteil. Ich musste nur das blaue, halb angefangene Bild von Mommy anschauen und zack, war alles wieder da.
***
Am dritten Tag gegen Abend gehen wir einkaufen. Es ist zwar nur ein kleiner Laden den wir betreten, jedoch scheint er alles zu haben, was wir benötigen.
Im Supermarkt herrscht reger Betrieb. Wir bekommen alles was Lena zuvor auf die Liste geschrieben hat. Es wird auch Milch und Kakaopulver gekauft. Das macht mich besonders glücklich.
Als wir den kleinen Laden verlassen, bleibt Lena plötzlich wie angewurzelt stehen.
„Ella?", leise und eindeutig überrascht verlässt der Name ihren Mund.
Die Frau mit wirrem, braunem Haar vor uns dreht sich um.
Ihre grauen Augen wirken müde.
Ehe ich mich versehe, werden die Tüten geschwind auf dem Asphalt abgestellt und schon im nächsten Moment wird die für mich fremde Frau von Lena glücklich umarmt.
„Ich dachte, ich seh dich nie wieder", flüsterleise verlassen die Worte ihre Lippen. Sie schnieft. Lena hat bereits Tränen in den Augen.
Fortsetzung folgt...
DU LIEST GERADE
Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019
FanfictionDas Leben kann so schnell zu Ende sein. Das ist etwas, dass dem kleinen Elliot sehr schnell bewusst wird. Den tragischen Verlust seiner Mutter einigermaßen überwunden, muss er feststellen, dass das Leben weitere böse Überraschungen für ihn bereithäl...