Mommy! (Teil 12)

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Die Rädchen in meinem Gehirn rattern und rattern.

Und dann macht es plötzlich Klick.

Natürlich!

Ich habe die beiden damals im Garten von Omas Hochhaus gesehen. Zusammen mit dem braunhaarigen Jungen, Ryan. Anders als damals, tragen sie jetzt Regenjacken, aber immer noch Jeans und Turnschuhe. Seths Freunde, das hat mir damals Seth gesagt. Sie wissen bestimmt, wo er abgeblieben ist. Ich muss es Seths Mommy sagen. Unbedingt.

Wild entschlossen klopfe ich darum an die Scheibe zu meiner Linken.

Seths Mommy bemerkt mich nicht. Oder ignoriert mich, ich weiß nicht genau.

„Kennt ihr vielleicht Seth Flowers?", fragt sie, „wisst ihr wo er ist?"

„Kennen ja", sagt der eine schüchtern.

„Wo er ist, keine Ahnung", entgegnet der andere selbstbewusst, aber schulterzuckend. Seths Mutter nickt, bedankt sich für die Auskunft und steigt wieder in den Wagen. Die Türe fällt geräuschvoll ins Schloss und wenige Sekunden später setzt sich das Auto langsam in Bewegung. Oh nein, sie will losfahren! Nein!

Seths Mutter will gerade Gas geben, da deutet ihr einer der blonden Jungs auf einmal an, dass sie stehenbleiben soll.

Die schwarzhaarige Frau am Steuer tut dies, wenn auch etwas zögerlich.

Sie lässt die Scheibe herunter und fragt, was der Junge denn von ihr noch wolle.

„Ich kann Ihnen vielleicht doch weiterhelfen", meint er, während sich sein Freund oder Bruder, ich weiß es nicht, hinter ihm heimlich und leise aus dem Staub macht. Der Junge setzt sich in Bewegung und läuft mit flinken Schritten davon. Der andere bemerkt dies, dreht sich um und schreit ihm nach, er solle sofort zurückkommen. Der Bub reagiert nicht, dreht sich nicht einmal um, sondern rennt einfach nur weiter. Der Fremde am Fenster, wendet sich wieder an Melissa.

„Wie gesagt", redet er auf sie ein, „ich kann Ihnen helfen, was Seth angeht."

Melissa am Steuer nickt. Und in mir macht sich ein Gefühl von Wärme breit. Endlich eine heiße Spur, was Seth betrifft.

***

Der namenlose Junge hat Seths Mommy eine Adresse gegeben, hat ihr etwas auf einem Zettel aufgezeichnet und so ist diese jetzt drauf und dran das Auto in hohem Tempo durch die Straßen Detroits zu lenken. Der blonde Bub, der uns weitergeholfen hat, ist zurückgeblieben. Vermutlich ist er jetzt auf dem Weg nach Hause oder sucht seinen Freund oder Bruder, der zuvor ohne ein Wort zu sagen abgehauen ist.

Ich seufze und schaue aus dem Fenster.

Draußen erblicke ich Häuser und ab und zu auch einige Bäume.

Wir scheinen uns irgendwo am Stadtrand zu befinden. Wie lange wir denn nun schon so durch die Gegend fahren und wie lange wir noch unterwegs sind, bis wir Seth finden?

Plötzlich hält der Wagen und Seths Mutter reißt die Hände in die Luft.

„Das darf doch nicht wahr sein!", verzweifelt verlassen die Worte ihren Mund, „Kein Benzin. Warum muss das auch ausgerechnet dann passieren, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann!"

Seths Mommy versucht noch einige Male den Wagen wieder in Gang zu bekommen, jedoch ist alles umsonst. Das Auto bleibt stehen. Felsenfest und bewegt sich keinen Zentimeter.

Frustriert zieht Seths Mommy den Schlüssel aus der Zündung, steckt ihn in ihre Jackentasche und gleitet zügig ins Freie.

Draußen schüttet es noch immer wie aus Kübeln.

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt