Mommy! (Teil 38)

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Rauf, runter, rauf, runter.

Die rote Malkreide macht ihren Job gut... genauso wie meine Hand.

Rauf, runter, rauf, runter.

Mit einem Zeichenblock sitze ich am Tisch. Das rechteckige Möbelstück steht wiederum auf einer Holzterrasse. Von meinem Platz aus blicke ich auf einen Garten mit grüner, frisch gemähter Wiese und einigen Bäumen dahinter.

Rauf, runter, rauf, runter.

Raum, runter, rauf runter.

Ich male weiter, während ich die Kinder betrachte. Teils lachend, teils lächelnd flitzen sie durch die Gegend und haben Spaß.

Mein rotes X fertig gezeichnet betrachte ich es.

Ich finde, es ist mir gut gelungen.

Sehr gut sogar!

Stolz schnappe ich mir mein Bild und erhebe mich von meinem Platz. Rutsche vom Stuhl und laufe ins Innere des Gebäudes. Ich muss mein X unbedingt jemandem zeigen! Derjenige findet es bestimmt auch so toll wie ich! Am besten zeige ich es der netten Frau, die mir die Ausstattung zum Malen gegeben hat.


Im Inneren laufe ich einen Gang entlang. Kaum bin ich um die Ecke, erblicke ich eine Person am Schalter. Es ist eine Frau, vielleicht Mitte vierzig mit rotem, langem Haar. „Adoptionen sind eine Hilfe für verlassene Kinder", erklärt die Fremde gerade am Telefon, „Sie dürfen aber kein Grund zum Verlassen eines Kindes selbst sein."

Ich gehe weiter, an ihr vorbei und dann habe ich auch schon mein Ziel erreicht.

Es ist die nette Frau, mit den blonden kurzen Haaren, die mir die Malkreide und den Block zum Zeichnen gegeben hat. Ich muss ihr unbedingt zeigen, was ich fabriziert habe.


***


Am Abend nach dem Essen, es hat übrigens Karottenmus mit Brotstückchen gegeben, muss ich an Lena, ihre Schwester und an meine Katzen denken. Wie gerne hätte ich jetzt Kitty-Blue neben mir. Ihr Schnurren hätte mir bestimmt geholfen den Schlaf zu finden. Davon bin ich überzeugt.

Felsenfest!

Oder eine Gutenachtgeschichte von Lena.

Seufzend drehe ich mich um und blicke zum Fenster.

Da auf dem weißgestrichenem Fensterbrett steht er. Einsam, aber mutig wie kein anderer. Mein kleiner Holzlöwe, den ich natürlich mitgenommen habe. Meine drei Stubentiger hätte ich auch so gerne mit hierher gebracht. Aber Lena hat mir gesagt, dass das nicht geht. Wie froh ich doch bin, dass sie sich um sie kümmert. Lena wird ihnen zu Essen geben, sie streicheln. Vielleicht liest sie ihnen auch Geschichten vor, wer weiß. Aber vor allem geht es ihnen bei Lena gut. Sie passt auf sie auf, das hat sie mir versprochen, ganz fest. Und ihr vertraue ich!

Noch immer betrachte ich meinen kleinen Holzlöwen.

Ich muss nur tapfer sein.

Das schaff ich schon!

So mutig wie der kleine Löwe, der nachts immer auf dem Fensterbrett steht, damit er meinen Schlaf behüten und über meine Träume wachen kann. Tagsüber trage ich die kleine Skulptur, die mir Daddy geschenkt hat, immer bei mir in der Westentasche.

Ja, ich muss einfach mutig sein!

So wie er, wie der kleine Holzlöwe, der heute ganz sicher meinen Schlaf bewacht...



Fortsetzung folgt...

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt