Annäherungen

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Als die Tür wieder geöffnet wird und die beiden Riesen in mein Zimmer zurückkommen, bin ich heilfroh.

Sofort sitze ich kerzengerade im Bett. Kitty-Blue hebt den Kopf und schaut nur kurz zur Tür, ehe sie sich wieder hinlegt und weiterschläft. Die beiden netten Riesen kommen auf mich zu. Als sie vor mir stehen, beginnt die Frau zu sprechen.

„Wir müssen uns noch um einigen Papierkram kümmern, aber wenn du willst kannst du in einigen Tagen zu uns kommen."

Uns?

„Uns, das sind mein Mann", sie deutet auf den Blondhaarigen, „und ich. Was hältst du davon mit uns in einem Haus zu wohnen."

Was?

Ist das ihr Ernst?

„Deine Katzen kannst du natürlich auch mitnehmen", schalte sich der Mann lächelnd ein.

„Ihr, meine neue Familie?", frage ich, wobei meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern ist.

„Ja", die Frau lächelt warm, „Wir sind deine neue Familie."

„Natürlich nur wenn du das möchtest."

„Cary!", mahnt die Frau warm und blickt zu ihm, „Natürlich will er. Oder warum glaubst du ist er sonst hier?"

„Schon gut schon gut", abwehrend hebt der Mann die Hände, „nur ein kleiner Scherz."

„Darüber macht man keine Scherze...", meint sie und wendet sich dann wieder an mich, „und was sagst du dazu, Elliot?"

Sofort nicke ich.

Groß darüber nachdenken muss ich nicht.

„Grace wird dich demnächst täglich besuchen kommen, während ich den Papierkram erledige", sagt der große Mann. „Dem Heim hier ist es wichtig, dass du dich auch wirklich wohl bei uns fühlst und dass wir dich gut behandeln. Sie wollen sehen, wie sich das Verhältnis zwischen dir und uns entwickelt."

„Sie", spricht er weiter, und deutet auf die nette Frau mit den haselnussbraunen Augen, „kommt morgen wieder, okay?"

Ich nicke.

„Wann?", frage ich dann.

„Keine Sorge", erwidert er lachend, „wenn du aufwachst ist sie da, so gut kenne ich meine Frau."

Abermals nicke ich.

„Versprochen?", frage ich sicherheitshalber dennoch an sie gewandt und schaue sie aus meinen blauen Augen an. Die Frau lächelt. „Hoch und heilig", entgegnet sie mir schmunzelnd und streicht mir über die Schulter.


***


Schläfrig öffne ich die Augen. Als ich mich umdrehe und zur Seite blicke, entdecke ich doch tatsächlich sie: Die Frau mit den haselnussbraunen Augen und dem sandfarbenen Haar von gestern. Anders als letztes Mal trägt sie ihre Haare offen. Ich kann ihren beigen Mantel entdecken, der neben ihr über der Armlehne des Holzstuhls liegt auf dem sie sitzt.

In mir breitet sich Erleichterung aus.

Sie ist wirklich gekommen.

Ganz in Echt!

Oder träume ich noch?

Um mich zu vergewissern, setze ich mich auf und schaue sie abermals an.

„Guten Morgen", werde ich freundlich von ihr begrüßt.

Sie lächelt.

„Bist du real?", ich habe nicht wirklich vorgehabt sie das zu fragen, aber die Worte kommen einfach aus mir herausgesprudelt. Ich kann nichts dagegen unternehmen, geschweige denn sie zurückzuhalten.

Die Frau lächelt.

„Keine Sorge", lacht sie amüsiert, „Ich bin real."

In mir nichts als Erleichterung.

In mir nichts als Glück.

In mir... reine Geborgenheit...

... reine Sicherheit.

Puh, sie ist real...

... und sie ist hier, hier bei mir!


„Möchtest du etwas frühstücken?", werde ich dann gefragt.

Ich nicke, woraufhin die Frau sich erhebt und zu dem kleinen Tischchen geht. Mit einem Tablett voller Leckereien kehrt sie wieder an mein Bett zurück.

„Ich habe hier Semmeln, Butter, Marmelade, heißen Kakao, Toast, kleine Würstchen, Biscuits und Pancakes mit Ahornsirup."

Lächelnd setzt sie sich neben mich und platziert das Tablett mit den Köstlichkeiten zwischen uns.

Eigentlich dürfen wir in den Zimmern wo wir schlafen nichts essen. Denn das Essen gibt es nur unten im Speisesaal, hat mir einmal eine der Aufpasserinnen erklärt.

„Keine Sorge, dass ist abgesprochen. Heute darfst du das."

Oh.

Mein Blick muss ihr wohl verraten haben, worüber ich mir gerade eben den Kopf zerbrochen habe. Oder kann sie etwa Gedanken lesen? Wenn letzteres der Fall ist, ist sie schon etwas Besonderes! Denn das kann nicht jeder –

Gedankenlesen.

Ich nicke etwas verwundert und greife zögernd nach einer Gabel, die ebenfalls auf dem Tablett liegt. Nehme mir den Pfannkuchen und versuche mit Hilfe der Gabel etwas herunterzubrechen, jedoch will das einfach nicht klappen.

Hm, ist wohl doch schwieriger als gedacht.

Leider.

„Komm, ich helfe dir."

Bereitwillig nehme ich meine Hände weg und lasse die nette Frau machen.

Sie teilt den runden Pancake in mundgerechte Stückchen.

„Magst du auch Ahornsirup drauf", will sie dann von mir wissen.

„Nein."

„Okay", entgegnet sie, während sie das erste kleine Stück mit der Gabel aufspießt.

„Mund auf, das Helikopter-Pancakestück braucht einen Landeplatz."

Ich tu wie mir geheißen.

Öffne so weit ich kann und als der süßliche Teigklumpen meine Zunge erreicht hat, schlucke ich auch schon gierig hinunter.

Hmh, schmeckt das lecker!

Gierig öffne ich meinen Mund erneut.

Und dann kommt auch schon der nächste, süßliche Helikopter-Pfannkuchen angeflogen, der auf meiner Zunge landen will.

Die nette Frau lächelt und in mir... in mir ist nichts als Glück!

Ich fühle mich leicht... so leicht als könnte ich schweben.

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt