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Mommy! (Teil 42)

Lachende Kinderstimmen.

Warme Sonnenstrahlen, die mir auf den Rücken scheinen.

Vogelgezwitscher aus den Baumkronen.

Ich sitze draußen auf der Terrasse vor dem Gebäude. Einige Kinder laufen über den grünen Rasen vor mir. Sie spielen Fangen, toben herum und haben Spaß. Vielleicht spiele ich irgendwann mit ihnen mit...?

Fürs Erste bleibe ich aber lieber hier sitzen. Hier bei meinen drei Kätzchen. Ich will sie nicht alleine lassen. Das versteht zum Glück jeder hier. Nicht so wie in dem anderen Heim, wo Tiere ganz verboten sind.

Freunde habe ich hier zwar noch keine gefunden, aber Linn hat kurz bevor sie gegangen ist gemeint, dass das schon werden wird. Es braucht nur ein bisschen Zeit. Aber wie lange, das hat sie mir nicht verraten. Und ich habe ja auch nicht nachgefragt. Das hätte ich tun sollen. Aber jetzt kann ich das nicht mehr, denn Linn ist fort.

Ich blicke zu Kitty-Blue. Das Tier mit dem flauschig grauen Fell und den blauen Augen legt sich auf den Rücken und streckt spielerisch ihre vorderen Tatzen in die Luft. Bianca, die einstweilen noch immer etwas ängstlich in ihrer Box sitzt, schaut starr zu Sammy hinüber, der sich inzwischen auch schon getraut hat, die neue Gegend zu erkunden. Der orangerote, getigerte Kater schleicht gerade um einen Blumentopf. Er scheint sich hier bereits heimelig zu fühlen. Wie lange es wohl dauern wird bis das bei mir der Fall ist? Ich hoffe nicht all zu lange. Ja, das hoffe ich sehr.

***

Schon die ersten Tage vergehen wie im Flug.

Das Essen ist abwechslungsreich. Jeden Tag wird uns etwas Neues aufgetischt.

Das ist wirklich super! Und gut schmeckt das Essen hier auch!

Die Leute sind alle super lieb hier. Es gibt viele, wirklich viele Spielsachen. Und meine Katzen, meine Katzen tauen auch langsam auf und fühlen sich im neuen Heim von Minute zu Minute wohler.

***

Mit der Zeit werden aus Tagen jedoch Monate.

Aus Monaten letztlich sogar ein Jahr. Das entdecke ich jedoch erst, als ich einen Kuchen mit vier leuchtendhellen Kerzen von der lieben Heimleiterin bekomme und alle kräftig „Happy Birthday" singen.

Mommy hat mir mal gesagt, Zeit heilt alle Wunden. Aber ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob ich das noch glauben soll.

Trotzdem bleibe ich in meinem Herzen froh. Denn ich habe meine Katzen bei mir. Und so bin ich nicht ganz allein... auch wenn ich mich manchmal so fühle! Aber das ändert leider nichts an der Tatsache, dass die Zeit weiterhin verstreicht. Ich bleibe immer länger, länger und länger hier. Versuche jedoch nicht aufzugeben und mich trotz allem in Geduld zu üben.

Mein kleiner Holzlöwe ist immer bei mir und hilft mir mutig zu sein. Ich trage ihn immer in meiner Westentasche mit mir herum. Unweigerlich kommt mir in den Sinn, was Linn mir beim Abschied gesagt hat. ‚Immer lächeln und brav sein, dann hast du gute Chancen, dass dich eine Familie mitnimmt.' Genau das war es, was Linn mir vor ihrer Abreise gesagt hat.

Ich klammere mich daran fest.

Wie ein Ertrinkender am letzten Strohhalm.

Ich schaff das!

Komme was wolle!

Einfach nur mutig und nett sein und lächeln nicht vergessen.

Ja, ich schaff das! Muss es einfach schaffen!

Für Linn!

Für Lena!

Für meine Katzen!

Für Mommy, Daddy, Omi und Seth!

Für mich selbst!