Mommy! (Teil 8)

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„Ist das dein Ernst?", das ist das erste, das Seths Lippen verlässt, als er vor seiner Mommy in der Küche steht. Diese blickt vom Geschirr in der Abwasch auf und dreht sich zu ihrem Sohn um... leider auch zu mir.

„Was meinst du, Schatz?"

„Hör auf mit dem Mist", faucht er sauer, „Mom, ich bin erwachsen. Achtzehn, verstehst du?"

Seine Mommy nickt.

„Alles klar, Seth", bestätigt sie mit ruhiger Stimme, „und was soll mein Ernst sein?"

„Dieser Junge hier", brummt er und zeigt dann auf mich.

Nun ist Seths Mutter völlig verwirrt.

„Seth, was meinst du?"

„Elliot hat gehört, wie du und Oma euch gestritten habt", beteuert Seth mit Nachdruck in der Stimme, „und das ist noch nicht alles. Er hat außerdem mitbekommen, dass DU ihn ins Heim stecken willst."

Auf Seths Worte hin lächelt seine Mutter nur leicht.

„Ach, Schatz", versucht sie ihren Jungen mit ruhiger Stimme zu beschwichtigen, „da hat Elliot sicherlich etwas falsch verstanden." Bei dem letzten Teil des Satzes wandern ihre Augen zu mir und schauen mich eindringlich an. Sie haben das gleiche Blau wie Mommys Augen, aber ihr Blick ist kalt und ihre Freundlichkeit aufgesetzt.

„Nicht war, kleiner Elliot?"

Ich schlucke und bin in diesem Moment so sprachlos, dass ich überhaupt nichts erwidern kann. In meinen Augen bilden sich nur wieder die Tränen.

Warum sagt sie das?

Will sie mich loswerden?

Bin ich ihr nicht wichtig?

Hat sie mich denn überhaupt nicht auf irgendeine Art und Weise lieb?

Will sie mich etwa nicht hier haben?

Durch meinen Kopf wirbeln abertausende von Gedanken. Und irgendwo kommt mir in den Sinn, dass meine Mommy nie von ihr gesprochen hat. Für mich gab es immer nur Mommy, Oma, manchmal Daddy und hin und wieder Seth, den ich aber auch nur dann zu Gesicht bekommen habe, wenn ich gemeinsam mit Mommy Oma besuchen war. Was wohl jetzt mit Omas Wohnung passiert?

„Hast du nicht noch Hausaufgaben zu erledigen?", abermals die Stimme seiner Mutter.

Seth nickt und wendet sich ab.

„Du hast aber noch immer nicht meine Frage beantwortet, Mom."

„Der kleine Elliot hat sehr viel durchgemacht...", antwortet sie sanft, und ich kann das einfach nicht wahrhaben, was sie dann sagt, „du solltest nicht alles glauben, was er dir erzählt."

Seth nickt nur, dann verlässt er die Küche. Ich bin froh, dass er mich wieder in sein Zimmer mitnimmt, auch wenn mir die Antwort seiner Mutter überhaupt nicht passt. Wie kann man nur so falsch und herzlos sein? Vielleicht war sie zu meiner Mommy auch so und sie hat mir deshalb nie von ihr erzählt. Das ist ein Grund, den ich mir zumindest sehr gut vorstellen kann.

Den Rest des Tages lässt Seth mich nicht aus den Augen und passt besonders gut auf mich auf. Ich bin so froh, dass er da ist und ich nicht alleine bin.

Am darauffolgenden Tag muss Seth am Vormittag in die Schule. Ich weiß nicht, was das ist, aber ich kann ihm ansehen, dass er nicht besonders gerne dort hin will. Klar, ich könnte Seths Mutter fragen, was genau Schule ist, aber da ich die bis dato noch nicht leiden kann und sie noch immer nicht gut auf mich zu sprechen ist, lasse ich diese Option lieber bleiben.

Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt