Mommy! (Teil 4)

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Gemeinsam mit Oma sitze ich auf der Couch.
Oma hat sich liebevoll um mich gekümmert. Sie hat mich getröstet und mir eine heiße Schokolade zum Trinken gemacht.
Wir haben bereits schon zu Abend gegessen. Es gab leckere Pfannkuchen, die nur Oma so gut kochen kann.
Kitty-Blue liegt jetzt in meinem Schoß und schnurrt. Aber das wohlige Geräusch, das frühe immer dafür gesorgt hat, dass ich mich wohl fühle, hat seine Wirkung gänzlich verloren.
Denn meine Mommy ist fort... und sie wird nie wieder kommen. Nie wieder!
Oma hat mir erzählt, dass sie jetzt im Himmel ist. Ihr geht es dort gut und alleine ist sie auch nicht. Oh, sie vermisst mich bestimmt so schrecklich wie ich sie.
Ich schaue zu Oma, während ich Kitty-Blue in meinem Schoß zu streicheln beginne. Ihre Lippen bewegen sich noch immer.
Wie lange wir schon auf dem Sofa sitzen und Oma mir ihre Geschichten erzählt, weiß ich nicht. Aber ich kann mich überhaupt nicht darauf konzentrieren, auch wenn ich das will. Denn immerzu muss ich an meine liebe Mommy denken und mir wird immer wieder aufs Neue klar, dass ich sie nie mehr wieder sehen werde.
Ich muss mir unbedingt merken, wie sie aussieht.
Nicht, dass ich das vergesse! Ich habe solche Angst davor.
Was wenn die Erinnerung an Mommy mit jedem Tag immer blasser und blasser wird?
Oh nein, bitte, bitte nicht.
Ich darf sie doch nicht einfach so vergessen!
Traurig schlinge ich den beigen Schal um mich, den mir Mommy bei ihrem Abschied umgewickelt hat. Er riecht so schön nach ihrem Parfum. Und auch einfach nach ihr, nach meiner lieben, netten Mommy, die keiner Fliege was zuleide tun kann... oder konnte?
Oh nein, Mommy.
Wieder zieht sich in mir alles zusammen und augenblicklich fühle ich mich schlecht. So habe ich mich noch nie gefühlt. Nein, so noch nie! Noch nie in meinem ganzen Leben!
Aber ist das überhaupt mein Leben? Ein Leben ohne meine Mommy?
„Oma?", frage ich und sofort blickt die alte Dame, die ich so gut kenne und lieb habe, von ihrem Buch auf.
„Ich bin müde", flüsterleise verlassen die drei Worte meinen Mund und ich bin froh überhaupt etwas über die Lippen gebracht zu haben. Immerhin habe ich vorhin so viel geweint, dass ich gar nichts mehr sagen konnte.
„Okay, mein Kleiner", meint Oma liebevoll, klappt das dicke Märchenbuch zu und legt es neben sich auf die Couch, „ich bringe dich ins Zimmer. Aber davor wird noch Zähne geputzt."
Bereitwillig lasse ich mich von Oma hoch heben und ins Badezimmer bringen, wo sie mir hilft, die Zahnbürste in kreisförmigen Bewegungen über meine weißen Beißerchen zu fahren. Ich bin so froh, dass sie bei mir ist. Ich bin nicht allein!
Zähne geputzt und bettfertig bringt mich Oma in ihr Schlafzimmer, wo sie mich in ihr Bett legt. Da ich aber darauf bestehe, draußen auf der Couch bei den Katzen zu schlafen, trägt mich Oma kurze Zeit später hinüber ins gemütliche Wohnzimmer.

Während Oma an dem linken Ende des Sofas sitzt und noch etwas liest, liege ich mit allen drei Katzen gemeinsam auf der Rechten. Sammy, eingekuschelt zu meinem Kopf, Kitty-Blue rechts neben mir. Die weiße Katze, Bianca, hat es sich auf der Lehne des Sofas bequem gemacht und analysiert schnurrend ihr Umfeld.
Ich streichle Kitty-Blue, die laut schnurrend neben mir liegt und es sich ganz ohne Frage gut gehen lässt.
Mit meiner Mommy habe ich auch oft auf dieser Couch hier geschlafen, wenn wir beide bei Oma zu Besuch gewesen waren.
Ich lasse meinen Blick kurz durch den Raum schweifen, der in das schummrige Licht von Omas Lampe getaucht ist, das sie zum Lesen benötigt, ehe ich meinen Kopf Richtung Fenster drehe.
Traurig und müde schaue ich nach draußen.
An den hohen beleuchteten Wolkenkratzern vorbei nach oben in den rabenschwarzen, grenzenlosen Himmel. Hoch konzentriert versuche ich die Sterne in ihm zu entdecken.
Wenn Mommy jetzt wirklich ein Engel ist ... hoffentlich gefällt es ihr da oben...


Fortsetzung folgt...

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