„Auf diesem Armband sind Schmauchspuren", verkündet der Junge und legt kurz darauf ein silbernes Schmuckstück auf die Tischplatte, „Es gehört Melissa Flowers, sie trug es am Tag der Beisetzung ihres Sohnes. Ich hab's am Friedhof gefunden."
Das ist der Satz mit dem alles beginnt, ehe der Junge seine Daten aufgibt. Name, Geburtsdatum und noch vieles mehr. Louis berichtet, erzählt alles. Berichtet von Seth und wie er und seine Freunde immer wieder zugeschlagen haben. Irgendwann sagt er Ryans Namen und kommt danach wieder auf Melissa zu sprechen.
Ich bekomme nur die Hälfte von dem mit was er sagt, da sich in meinem Kopf die Gedanken bereits überschlagen, während ich einfach nur still da sitze und lausche. Linn ist bereits an ihren Schreibtisch gegangen, greift nach dem Telefon, wählt eine Nummer und schickt einige Leute los, um Ryan und den anderen Jungen aufs Revier zu schaffen.
Irgendwann kommt Morgan herein, geht zu Linn und zeigt ihr einen Zettel. Ich habe keine Ahnung, was darauf steht.
„Übernimm du das mit einem SWAT-Team. Ich habe hier alle Hände voll zu tun."
Ihr Partner nickt verständnisvoll, ehe er mit langen Schritten den Raum verlässt. Er hat es ganz schön eilig. Warum, kann ich aber beim besten Willen nicht sagen.
Ich entschließe mich auf der Couch zu bleiben und abzuwarten. Geduldig sitze ich da, während Linn abermals einige Anrufe tätigt, ehe sie sich wieder dem Jungen zuwendet.
Gerede, Gerede und nochmals Gerede.
Nach einiger Zeit steht sie auf, deutet Louis an mit ihr mitzugehen. Bevor er ihr folgt, sieht der dunkelblonde Junge mich an. In seinen Augen entdecke ich so etwas wie Reue, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Mir bleibt nicht genug Zeit um genau hinzusehen, da der Junge geht und Linn folgt. Ob er mich stumm um Verzeihung gebeten hat?
Die Frage bleibt unbeantwortet und mir bleibt auch Verborgen, wohin Linn mit dem Jungen geht.
In Linns Büro bin jetzt nur noch ich.
Vorsichtig rutsche ich von der orangefarbenen Couch und gehe in Richtung Tür. Bei ihr angekommen luge ich um die Ecke. Spähe vorsichtig auf den langen Gang mit den Neonröhren an der Decke.
Plötzlich sind da Schritte, ich schaue nach rechts und kann Linn erhaschen, wie sie zwei Jungs, der eine ist Ryan, in einen Raum schiebt. Sie betritt als Letzte das Zimmer, ehe sie die Tür hinter sich schließt. Vermutlich stellt sie da drin den drei Jungs ihre Fragen.
Schnelle Schritte lassen mich aufhorchen.
Ich blicke nach links und entdecke viele Leute. Sie alle tragen eine Uniform und sind sichtlich dabei in schnellem Tempo das Gebäude zu verlassen.
„Telefonisch konnte ich keinen erreichen", höre ich Morgan sagen, „wir müssen uns beeilen."
Doch offensichtlich ist alles Beeilen umsonst, denn sie kommen zurück mit Dreitageregenmienen und kommen zurück ohne Melissa.
Linn ist noch immer nicht da. Vermutlich ist sie noch bei den drei Jungs. In der Zwischenzeit habe ich mich wieder zurück auf die orangefarbene Couch begeben. Das Bilderbuch habe ich bereits fertig angesehen, um mich abzulenken. Geholfen hat es zwar nicht wirklich, aber na ja.
„Silver", Morgan betritt den Raum und hält dann Inne, als er mich bemerkt.
„Hallo Kleiner", begrüßt er mich freundlich und kommt auf mich zu. Offensichtlich will er noch weiterreden, eine sich öffnende Tür und Geschrei von draußen, lässt ihn jedoch verstummen.
„Das ist völliger Unsinn!", höre ich jemanden aufgebracht schreien.
Vermutlich ist es einer der drei Jungs, die von der Polizei hierher zitiert wurden.
Ich spitze die Ohren. Lausche ganz genau.
Ich muss aufpassen!
„Morgan?"
Ich blicke an dem dunkelhäutigen Mann vorbei.
Im Türrahmen entdecke ich einen Mann, den ich noch nie hier gesehen habe. Er ist von großer Statur und wirkt recht schmal, hat schwarze Haare und stechende Augen.
Morgan dreht sich um.
Der für mich Fremde öffnet den Mund und beginnt zu reden. Morgan soll mit ihm mitkommen. Nein! Ich will nicht wieder alleine sein!
„Ich mit", kommt es mir schnell über die Lippen.
‚Auf gar keinen Fall bleibe ich nochmal allein!'
Der dunkelhäutige Mann mit dem netten Lächeln überlegt kurz, dann kommt er auf mich zu und hebt mich hoch. Geht mit mir auf dem Arm auf den mir unbekannten Mann zu und wir verlassen zu dritt Linns Arbeitszimmer.
Wie froh ich doch bin nicht hierbleiben zu müssen.
Ich darf mit. Ich darf mit! Ich bin nicht allein!
„Sie wissen, dass Sie hier die Wahrheit sagen müssen", das ist das Erste, was ich höre, als Morgan, der andere Mann und ich einen kleinen Raum mit einer riesigen Glasscheibe betreten.
Neugierig blicke ich mich erstmal um.
Es ist nicht viel hier. Eigentlich kann ich nur einige andere Menschen entdecken. Einer, besser gesagt, eine junge braunhaarige Frau mit Brille, macht gerade Notizen auf einem Block, ehe sie sich an denjenigen wendet, der Morgan hierher gebeten hat.
Ich schaue zu dem großen Fenster.
Hinter der rechteckigen, gigantischen Glasscheibe entdecke ich Linn.
Glücklich sie zu sehen, winke ich ihr zu.
Hm, komisch, sie scheint mich nicht zu bemerken.
Naja, eigentlich ist das kein Wunder.
Immerhin spricht sie gerade auf die drei Jungs ein, die vor ihr an der anderen Seite des viereckigen Tisches, sitzen.
„Ich höre!", Linn ist knallhart und lässt nicht locker. Auf mich wirkt sie wie ein Terrier, der sich an einem Hosenbein festgebissen hat und einfach nicht loslassen will.
Jegliche Freundlichkeit ist aus ihrer Stimme verschwunden.
„Also, wenn ich so etwas getan hätte", höre ich Ryan aufgebracht sagen, „ich hätte schon längst das Land verlassen!"
Augenblicklich ist es totenstill.
Linn ist zur Salzsäule erstarrt.
„Das ist es", flüsterleise verlassen die Worte ihre Lippen. Zügig erhebt sie sich und verlässt den Raum. Kurze Zeit später geht in unserem Zimmer die Tür auf und Linn kommt herein.
„Ms. Flowers Haus ist leer", Morgan ist der Erste, der etwas sagt.
Linn nickt, ehe sie verlautet, dass er zwei Suchtrupps losschicken soll.
Gesagt getan.
Es dauert nicht mal einige Sekunden, da sind Morgan und einige andere schon zur Tür heraus.
„Wir bilden zwei Teams", höre ich ihn nur noch mit lauter Stimme verkünden, „eines fährt zur Stadtgrenze, das andere mit mir zum Flughafen."
Fortsetzung folgt...
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Fifty Shades of Elliot (Band 1) #wingaward2019 #traumtaenzerawards2019
FanfictionDas Leben kann so schnell zu Ende sein. Das ist etwas, dass dem kleinen Elliot sehr schnell bewusst wird. Den tragischen Verlust seiner Mutter einigermaßen überwunden, muss er feststellen, dass das Leben weitere böse Überraschungen für ihn bereithäl...