Emilia
Wie immer übte ich täglich im Musiksaal Geige.
Mein Geigenlehrer zählte den Rhytmus ein, ich hasste Metronome und kam nicht mit ihnen zurecht.
Ich spielte ein Stück, das ich geschrieben hatte. Meine Finger hielten das glatte und perfekt für mich gemachte Eichenholzinstrument in der Hand.
Die Sonnenstrahlen schienen in den Saal und strahlen in das Gesicht von Mr. Jeon.
Er hatte die Augen geschlossen, nickte mit seinem Kopf und bewegte seine Hände zur Musik.
Als ich fertig war, machte er die Augen wieder auf. "Perfekt. Wie immer."
Ich schwieg, sah nicht zu ihm und legte meine Geige zur Seite und wischte mir meine Hände mit einem feuchten Lappen.
Mr. Jeon klatschte in die Hände, bemerkte anscheinend das ich nichts mehr sagen würde und lächelte.
"Es war sehr sehr gut, Emilia. Wie wär's wenn du bis zur nächsten Stunde das Stück von Bach nochmal durchgehst? Das wäre ein Treffer für die Musikschule im Ausland."
Ich nickte. "Ich meine du hast schon ein Stipendium von so vielen Leuten bekommen, du könntest eigentlich alles in deinem Leben machen. Überall hingehen wo du möchtest und..." Er unterbrach sich selbst und richtete seine Krawatte.
"Tut mir leid, Kleines." Ich schüttelte den Kopf.
"Ich bin es gewohnt, Mr. Jeon." Sagte ich trocken. Das war mein erster Satz heute. Ich strich meinen Rock zurecht, verschränkte meine Arme und trat ans Fenster.
Unser Garten wurde gerade renoviert, überall waren Angestellte, die Unkraut zupften, den Rasen mähten, Skulpturen aufstellten.
"Sind sie immer noch arbeiten?" Fragte ich Mr. Jeon. Warum fragte ich eigentlich noch, ich wusste die Antwort doch. Jeden Tag das gleiche.
Ich hörte sein Seufzen, also ja.
"Ja, Emilia. Sie sind momentan sehr beschäftigt mit der Arbeit." Antwortete er mir. Wie erwartet.
Ich schloss kurz meine Augen und drehte mich um, nahm meine Geige und schaute ihn an. "Wollen wir?" Fragte ich schon bereit zum weiterspielen.
"Emilia. Du weißt, sie haben keine Zeit, eine andere Wahl haben sie nicht."
-"Ich weiß."
Mr. Jeon seufzte wieder. "Sie wären wirklich gerne bei ihrer eigenen Tochter, glaub mir."
Es ließ mich immer noch kalt.
Ach wirklich, wären sie wirklich?
"Das Stück von Bach also." Fuhr ich ohne zu zögern fort und er nickte.
"1,2,3,4 und..." Ich spielte das Stück voller Energie. Es war ein hektisches und wütendes Stück mit ein paar Stellen, die Kritiker 'emotionslos und unauffällig' nannten.
Perfekt, für mich gemacht.Nach einer weiteren vollen Stunde, klingelte die Turmuhr auf dem Flur und ich packte meine Geige in meinen Geigenkoffer.
Es war ein Geschenk von Mr. Jeon. Ich schätzte es sehr. Er war dunkelrot und mein Name war in goldenen Buchstaben eingraviert.
"Mein Sohn hat es gemacht." Erzählte er oft. In seiner Stimme lag sehr viel Stolz und seine Augen leuchteten immer auf wenn er von seinem Sohn sprach.
"Richten Sie ihm nochmals dem größten Dank von mir aus." Sagte ich und widmete mich zu Mr. Jeon.
Er sah von seinen Notenblättern auf und lächelte. Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen unter seiner Runden Brille.
"Das tue ich natürlich, Miss."
-"Wir waren bei Emilia, oder?"
Er lachte und beugte sich runter.
"Wir waren auch dabei das du mich ganz normal Sungjop, nennen sollst oder?"
Meine Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben. Ich konnte ihn gut leiden.
Er war immer ruhig, geduldig und höflich.
Außerdem hielt er mich immer auf dem laufenden und verbrachte Zeit mit mir, im Gegensatz zu anderen Leuten in diesem Haus.
Plötzlich wurde draußen laut gerufen.
"Dad!" Schrie jemand. Mr. Jeon schlug sich gegen die Stirn.
"Dieser Trottel..." Sagte dieser und drehte sich wieder zu mir.
"Du warst wieder sehr gut, wie sonst immer Emilia. Entschuldige mich kurz."
Und so lief er aus dem Saal, ich folgte ihm.
Draußen hielt Nic, mein Bodyguard, einen Jungen in seinen breiten Armen gefangen.
"Dad? Du arbeitest hier! Könntest du Dumbo bitte sagen er soll mich loslassen?" Rief er.
Mr. Jeon schaute belustigt. "Das kann ich nicht, ich bin nicht dazu in der Lage, trottel."
Der Junge schaute Nic skeptisch an.
"Bock auf was süßes? Dann lass mich los." Und grinste frech.
Ich stand an der Treppe und beobachtete die Szene.
"Ich bin nicht erpressbar." Sagte Nic und hielt den Jungen noch härter.
"Ouch!"
-"Könnten Sie ihm bitte nicht zu Tode quetschen? Ich brauch ihn noch ein paar Jahre." Sagte mein Geigenlehrer.
"Dad!" Rief der Junge empört und Mr. Jeon lachte auf.
Ich ging die Treppe runter und stellte mich neben Mr. Jeon.
"Nic? Lass ihn frei."
-"Kennen Sie ihn, Miss?"
Ich widmete mich dem Jungen.
Er starrte mich praktisch an. Ich zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. "Nein? Doch er ist der Sohn von Mr. Yeon. Also? Nic. Sei vernünftig."
Nic sah sich skeptisch um und gab nach.
"Aber nur weil die Miss heute wieder unglaublich atemberaubend aussieht." Antworte er, verbeugte sich und ging wieder raus.
"So einer..." Sagte ich und strich mir meine Haare hinter das Ohr.
"Es tut mir leid für diese unangenehme Situation, Emilia." Sagte Mr. Jeon.
Ich schüttelte den Kopf. "Keine Sorge, Sie und ihr Sohn können nichts dafür."
Ich sah Mr. Jeon' Sohn an.
"Guten Tag, ich bin Kim Emilia Byul. Dein Vater gibt mir Geigenunterricht. Ich entschuldige mich für meinen Bodyguard."
Er sah mich immer noch komisch an.
Er musterte mich sogar.
Ich fuhr ohne Zögern fort. "Ich wollte mich noch einmal für den Koffer für meine Geige bedanken... Darf ich wissen wie man heißt?"
Mr. Jeon schlug seinem Sohn gegen die Brust. "Äh.. Ich heiße Jungkook..."
Mr. Jeon schlug ihn nochmal und lächelte mir zu. "Miss..." Beendete er den Satz.
Ich nickte.
"Gehen Sie doch wieder rein, Sie haben in genau 6 Minuten ihren Golfunterricht, Emilia."
-"Na dann. Lasse ich die Herren mal wieder alleine." Und verbeugte mich knapp und verließ die Eingangshalle.
DU LIEST GERADE
A MELODY RIGHT IN MY HEART
Fanfiction[COMPLETED] Jeon Jungkook trifft auf ein Mädchen, welches seit klein auf durch schwere Zeiten ging. Sie hat alles - Ruhm, Ansehen und Talent. Doch was sie nicht hat - sind die wirklichen Sachen die man zum glücklich sein braucht. Beide treffen sich...