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Emilia

Ich habe tagelang versucht mich vor diesem Moment zu drücken, doch ich wusste je mehr Zeit ich vergingen ließ, desto komplizierter würde es sein.
Ich redete mit Kookie, Jimin, selbst mit Eun Bi viel in den letzten Tagen.
Eun Bi und ich saßen gerade am Esstisch und sie rührte in ihrem Kaffee rum.
"Em, geht es dir gut?" Fragte sie.
Ich nickte, doch es ging mir garnicht gut. Wirklich nicht. Meine Hände zitterten vor Aufregung, mein Herz pochte.
"Geht es ihm gut?" Fragte ich, ohne Eun Bi in die Augen zu schauen.
"Sagen wir es so... Es ging ihm schonmal besser. Aber er spielt nicht mit Selbstmordgedanken." Scherzte sie.
Ich nickte. "Gut..."
-"Em..."
Ich stand auf und ließ sie nicht ausreden. Ich hielt es nicht aus noch zu warten. Ich musste zu Jin.
"Nein... Ich... Es tut mir leid, ich muss jetzt zu ihm."
-"Nein warte er..."
"Bi. Ich kann nicht mehr warten."
Ich stürmte aus der Küche, lief den langen Flur entlang und öffnete die Haustür, als ich gegen Jin's Brust knallte.

"Ouch..." Murmelte ich und rieb mir den Kopf.
Jin schaute auf mich herab und lächelte leicht.
"Jin!" Rief ich überrascht, doch schaute im nächsten Moment auf den Boden. Ich schämte mich.
"Was machst du hier?" Meine Stimme wurde nur noch zu einem Flüstern, ich knabberte nervös an meinem Nagel rum.
"Das gleiche was du machen wolltest." Antwortete er.
Ich nickte und wir gingen in den Garten, saßen uns auf die Schaukelbank.
Eine Weile blieb es still, wir hörten beide nur dem Zwitschern der Vögel zu und schwiegen.
"Emilia..."
-"Jin..."
Wir beide fingen gleichzeitig an zu reden, doch wurden beide wieder leise.
Jin lächelte ein wenig und schaute auf den Boden. "Ladies First."
-"Ich... Äh..."
Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. Es war so viel wofür ich mich entschuldigen müsste. So viel wofür ich mich schlecht fühlte.
"Es tut mir leid. Und das so sehr." Guter Anfang, Em.
"Ich habe Mist gebaut. Sogar großen Mist... Ich habe unsere Familien vor tausenden von Kameras beschämt und in eine unangenehme Situation gebracht. Ich habe dich stehen gelassen und verletzt."
Jetzt traute ich mich ihm in die Augen zu schauen. Er starrte mich bereits an.
Aus seinem Blick konnte ich keinerlei Emotionen erkennen.
"Es tut mir leid, das ich einfach weggerannt bin. Doch... Du musst wissen, es war an dem Tag nicht leicht für mich. Naja, an dem Tag ist eine Lüge... Ich hatte eine harte Zeit. Seoul hat mich wieder dran erinnert wer ich früher war und was ich früher fühlte..."
Ich griff nach seiner Hand.
"Jin, ich liebe dich wirklich sehr. Du bist mir in den 5 Jahren nie zur Last gefallen, warst da, hast mich geliebt. Doch meine Liebe für dich hätte niemals gereicht um dich zu heiraten. Oder stärker als Kookie's Liebe zu sein."

Mein Herz schmerzte, während ich diese Worte aussprach.
Ich war nächtelang am überlegen ob ich es wirklich sagen sollte, doch ich wollte ehrlich zu ihm sein. Und ehrlich zu mir selbst sein.
"Es tut mir ehrlich, wirklich leid. Ich sehe in dir einen tollen Menschen, den ich nicht verdient habe."
Jin seufzte.

Ich dachte er würde in jedem Moment aufstehen und gehen oder mich mit Argumenten konfrontieren.
Doch er nahm nur meine andere Hand in seine und schaute mir in die Augen.
"Emilia. Schau mir bitte in die Augen."
Ich tat es. Seine Augen sahen direkt in meine. Man könnte sagen sie schauten mir direkt in meine kleine, verdammte Seele.
"Ich wusste das du all dies sagen würdest."
Überrascht sah ich ihn an.
"Es tut mir..."
-"Hör auf dich zu entschuldigen, Emilia."
Er schüttelte leicht den Kopf.
"Ich habe dich wirklich geliebt, das muss ich zugeben. Doch es war hart zu glauben, das ich meine Liebe zu Eun Bi damit ersetzen konnte. Versteh mich nicht falsch, Emilia. Ich habe anfangs erst versucht ein Freund für dich zu sein. Doch ich denke wir waren beide einsam und brauchten einander.
All die Jahre hab ich dich wirklich lieben gelernt und ich meinte es auch ernst als ich dir einen Antrag gemacht habe."
Er berührte den Ring an seinem Finger und sah meinen an.
"Als du zurück nach Seoul geflogen bist, hatte ich bereits das Gefühl, du würdest wieder auf die anderen treffen. Dass du auf Jungkook wiedertreffen würdest.
Ich habe all die Jahre gewusst, was er trieb, wo er war, was er war. Ich freute mich für ihn, da er ebenfalls erfolgreich wurde. Doch ich dachte, mit dir über ihn zu reden, wäre schmerzhaft für dich gewesen."
Jin stand auf und zog mich mit sich.
Er lächelte ein wenig und strich meine Haare hinter das Ohr.
"Kim Emilia Byul... Es tut mir leid, das ich dich nicht so lieben konnte wie Jungkook. Das ich nicht in der Lage war, dich ihn vergessen zu lassen."
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, Jin, so ist es nicht..."
-"Aber dasselbe gilt für mich. Emilia, wir sitzen sozusagen im gleichen Boot."
Er schaute schräg an mir vorbei.
Ich folgte seinem Blick.

Man sah Eun Bi fragend an der Kaffeemaschine rumdrücken.
Ich begann zu grinsen und als würde Jin es sehen, obwohl seine Augen immer noch bei ihr waren, redete er weiter.
"Ich konnte Eun Bi über all die Jahre ebenfalls nicht vergessen. Ich wusste das sie mit Jungkook zusammen war, doch ich wusste auch das sie ihn nicht wirklich liebte."
-"Was? Das wussten doch nur.."
"Du und Jimin, ich weiß. Doch als Jungkook es ebenfalls rausfand, hatte Eun Bi vorher mit mir telefoniert. Sie hatte vergessen, aufzulegen, weshalb ich mitbekam wie sie sturzbetrunken wurde, zum Entertainment lief und dich anbrüllte."
Ich fasse es nicht. Kookie hatte bereits nebenbei erzählt, das Eun Bi davor mit jemanden telefonierte, doch es war Jin?

"Also liebst du sie immer noch?" Fragte ich.
Jin nickte. "Ich kam nach Seoul um dich zu sehen, das ist wahr. Doch ich wollte sie ebenfalls sehen."
-"Hast du?"
Er nickte wieder. "Wir haben uns zwei Mal getroffen und Nummern ausgetauscht. Ich war auch derjenige, der sie zu unserer Hochzeit eingeladen hatte."
Außer zu nicken, wusste ich nicht was ich sonst machen sollte.
"Emilia... Alles was du sagtest, gilt auch für mich. Ich muss mich ebenfalls bei dir entschuldigen, das ist nur fair. Das ich dir das alles verheimlicht habe."
Es blieb eine Weile ruhig zwischen uns. Er hielt immer noch meine Hände.
Ich trennte meine linke Hand von seiner.
"Also, ist alles gut?" Fragte ich.
Er nickte und schenkte mir ein Lächeln. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich legte meine Arme um seinen Nacken und umarmte ihn.
"Danke, Jin."
-"Ich habe zu Danken."
Ich ließ ihn los und fragte ihn ob wir noch Freunde waren.
Er nickte. "Du bist sogar meine beste Freundin."
-"Naaa... Da solltest du nochmal mit Jimin sprechen." Scherzte ich und streckte ihm die Zunge raus.

Er lachte, doch diese hielt nicht lange, als er sah wie ich den Ring abnahm.
"Hier." Ich legte ihm den Ring auf die Handfläche.
"Er ist nicht für mich bestimmt. Jemand ganz tolles hat jemanden wie dich verdient."
Er sah mich mit offenem Mund an.
"Na geh schon." Flüsterte ich und grinste.
"Geht das denn nicht zu schnell?" Fragte er als ich ihn fortschubste.
"Hey, wir werden auch nicht von Tag zu Tag jünger!" Rief ich und lachte.
Er nickte und blieb stehen.
Warum schaute er mich so grinsend an?

Ich drehte mich um und sah Kookie knien.
"Ich habe noch nicht so viel Geld um wie Jin dir einen Diamandring zu schenken, weil ich mein Geld erst in paar Wochen bekomme, doch..."
Ich lachte auf und hielt meine Hände vor das Gesicht.
Kookie kramte in seiner Jeansjackentasche und holte ein kleines durchsichtiges Glas heraus.
"Wir sind noch jung... ich weiß das. Und es mag kindisch und viel zu voreilig klingen, aber: Willst du meine Frau werden? Oder wenn dir das zu schnell ist, mir wenigstens ein Versprechen geben das du mein wirst?"
Er öffnete das Glas und ließ einen kleinen Spielzeugring auf seine Handfläche fallen.
Ich starrte ihn mit offenen Mund an.
"Na los, Em! Wir werden auch nicht von Tag zu Tag jünger!" Hörte ich Jin rufen.
Ich lachte und nickte.
"Ja, ich will und verspreche es dir."
-"Wohooooow!" Rief Jin und plötzlich kam Jimin dazu und machte ihm nach.
"Woher kommst du denn jetzt?!" Fragte ich ihn geschockt.
"Ich bin immer dort, wo meine Freunde sind."
Er lachte und hüpfte rum wie ein Känguru, schob Jin zu Eun Bi.

Ich grinste und wandte mich wieder Kookie zu, der mir den Spielzeugring an den Finger legte.
"Ein SpielzeugRing?" Fragte ich lachend.
Er nickte und zuckte die Schulter.
"Hey, verurteile mich nicht. Krissi wollte es so."
Ich lächelte und legte meine Arme um seinen Hals.
"Ich liebe dich."
-"Ich liebe dich mehr." Erwiderte er mit einem Kuss.

A MELODY RIGHT IN MY HEARTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt