37

154 14 1
                                    

Jungkook

Ich saß im Jogginganzug auf der Couch und hatte eine Decke über mich gedeckt und sah fern.
"Warte heute nicht auf mich, okay? Deine Mutter kommt mit ihren Freundinnen auch erst etwas später."
Ich nickte und löffelte meinen Eisbecher leer. "Du siehst grade aus wie eine alte Hobbylose Ahjumma."
Ich grinste. "Ich bin eine."
Er schüttelte lachend den Kopf und richtete seine Krawatte. Als Dad im Anzug, wie immer eigentlich, das Haus verließ, wartete ich bis er aus der Garage fuhr und warf die Decke runter und riss mir meinen Jogginganzug vom Leib.
Darunter trug ich eine schwarze Hose und ein weißes Hemd.
Wenn es schon ein Auftritt ist und Dad einen Anzug anhat, wollte ich nicht unangenehm auffallen.
Ihr könnt mir nichts verheimlichen. Ich Würde ebenfalls zu Em fahren und schauen was vor sich ging.

Ich rannte in die Garage und stieg auf mein Fahrrad. Mein Motorrad wäre viel zu auffällig.
Ich ließ das Licht und den Fernseher im Haus an, falls Dad zurück kommen sollte, um zu schauen ob ich auch zuhause bin.
Lustige Geschichte, das hat er mal gemacht als ich mich zu Eun Bi geschlichen habe.
Ich zog eine Lederjacke über mein Hemd und setzte den Helm auf.

Ich sah viele Autos vor Em's Haus parken und das ganze Haus war mit Lichtern beleuchtet. Von innen und außen.
Ich stellte mein Fahrrad hinten gegen das Gartentor und sprang über den Gartenzaun.
Ich Schlich mich über den Rasen und mischte mich unter die Leute.
Es waren meistens nur erwachsene Leute mit eleganter Warderobe da.
Sie hielten Gläser in der Hand und unterhielten sich, während klassische Musik im Hintergrund lief.
Ist das nur eine Party von Em's Eltern?
Nein, das geht garnicht. Dad hat behauptete dass arm nur vor ihren Eltern vorspielen würde. War also eine Lüge.
Ich strich mein Hemd glatt und lief die Treppe hoch, als ich beinahe meinem Vater entgegenlief. Er sollte nicht wissen, das ich hier bin, sonst würde er mich sofort heim schicken.
Ich machte mich auf die Suche nach Em und lief den großen Flur entlang.
"Willkommen, meine Damen und Herren..." Hörte ich laut aus einem Raum kommen.
Ich sah wie der Saal, dort wo ich mit getanzt hatte, geöffnet war und sich Leute bereits hinsaßen. Es kam von da.
Ich lief langsam auf die Tür zu und stand da, unsicher ob ich mich hinsetzten sollte oder nicht.
"... Wir begrüßen herzlich, meine Tochter: Kim Emilia Byul."
Em's Vater stand auf der tribüne und redete in ein Mikrophon rein und zeigte mit seinem Arm auf den roten Vorhang.
Er ging von der Bühne runter und der Vorhang wurde hochgezogen.
In diesem Moment wurde die Tür neben mir geschlossen und mein Dad stand da.
Ich versteckte mich hinter einem kleinen schwarzen Vorhang neben der Tür und hoffte er würde nicht hier her schauen.
Ich wendete meinen Blick wieder zur Bühne, während das Publikum applaudierte.
Em stand auf der Bühne.

Mein Herz stoppte für einen Moment und ich fing an zu lächeln.
Sie sah wunderschön aus. In dem weißen, Langem Kleid, die Haare lockig... Sie sah aus wie ein Engel.
Sie schaute ernst und verbeugte sich, danach griff sie nach ihrer Geige und ging auf Position.
Sie zählte den Rhytmus ein und fing leise an zu spielen.
Ihre Handbewegungen waren fließend und sie schloss ihre Augen ab und zu.
Ich lächelte. Das war das erste mal, wo ich sie spielen sehe.
Sie war sehr talentiert.

*Violinstück von Boys over Flowers*

Bei der Hälfte des Stückes, öffnete sie wieder ihre Augen und sah durch das Publikum, während ihre Hände immer noch diese wunderschöne Melodie spielten.
Obwohl ich hinter dem Vorhang stand, hatte ich das Gefühl sie sah mir in die Augen.
Ich grinste ihr zu und formte mit dem Mund ein "Hey".
Ich sah wie ihre Augenbrauen sich hoben und sie lächelte.
Doch im nächsten Moment verschwand dieses Lächeln sofort und ihre rechter Arm begann zu zittern.
Sie begann leiser zu werden. Die Melodie wurde unrythmisch. Em verspielte sich.
Sie ließ ihren Arm fallen Und schaute panisch hin und her. Mein Lächeln verschwand.
Emilia ließ vor Schreck ihre Geige fallen und stand schwer atmend davor.
Sie hielt ihren Arm fest, während jetzt ihr ganzer Körper zitterte.
Ich könnte schwören, ich sah wie Tränen hochschossen, als sie mich ansah.
"Em." Flüsterte ich.
Sie rannte von der Bühne.

Ich rannte ebenfalls raus und sah wie sie von der anderen Seite rauskam.
Emilia hielt sich an ihrem Kleid fest und sank auf den Boden.
"Em!" Rief ich ihr zu, doch sie rannte weg.
"Em!" Rief ich wieder, sie war aber längst weg.
Im Saal herrschte ein Chaos. Leute fragen wo sie ist, ob es weitergeht... Manche beschwerten sich.
Ich sah wie mein Vater die Masse beruhigen musste. Ich rannte in die Richtung wo Emilia hingerannt ist und sah wie ihr Vater sie am Handgelenk packte.
Ich stand hinter einer Pflanze und beobachtete die Szene.
"Wie kannst du es wagen... Mich vor diesen Leuten bloßzustellen?" Seine Stimme war leise, doch man hörte wie sehr er sich kontrollieren musste.
"Vater. Es tut mir leid. Mein Arm..."
-"Dein Arm? Was soll damit schon sein? Ein wahrer Künstler, Kann alles. Kann in jedem Moment professionell auftreten. Kann in jedem Moment den Schmerz unterdrücken."
Emilia liefen stumm die Tränen die Wange runter.
"Vater..."
-"Halt den Mund! Du bist ein undankbares Stück Dreck!"
Em schaute ihn fassungslos an.
"Du stellst mich, deine Mutter, unsere ganze Generation bloß! Weißt du was für Menschen da drin sitzen?!"
-"Ich stelle also dich und Mutter bloß?! Was ist mit mir?" Schrie Emilia.
Ihr Vater war jetzt derjenige, der sie fassungslos anschaute.
"Mein Arm war beinahe gebrochen! Ich wurde beim Tennis gefoult, und das einzige was dich interessiert war der Sieg der verdammten Zwillinge! Um mich hast du dich einen Steck gekümmert, Vater!"
-"Du..."
"Nein Vater. Hör mir zu. Mir war dieser Abend auch wichtig! Dieser Abend würde über die Zukunft voraussagen!"
Ihr Vater kam einen Schritt auf sie zu.
"Ganz Genau. Auf die Zukunft von mir und deiner Mutter."
Emilia atmete schnell und man sah wie sehr sie versuchte nicht zu weinen.
"Du verstehst garnichts Vater! Es geht um meine Zukunft!!! Weder um deine, noch um die von Mutter! Ich tue das alles für mich, nicht für euch!"
Ich hatte keine Ahnung was sie meinte. Allgemein, das Gespräch. Ich verstand nichts.
"Ich habe immer das getan was ihr von mir verlangt habt und ihr wart kein einziges Mal stolz auf mich! Ihr habt euch nie um mich gekümmert! Ihr kennt mich kein bisschen."
Ihre Stimme zitterte und Em wurde ruhiger.
"Ihr seid mir nahezu Fremde."
Im nächsten Moment hob ihr Vater die Hand und schlug ihr kräftig ins Gesicht.

Ich musste mich zurückhalten nicht auf ihn zuzurennen und ihm zusammenzufalten.
Emilia hielt ihre Hände an der Wange, dort wo ihr Vater sie geschlagen hatte.
"Du bist das schlimmste. Was mir und deiner Mutter je passiert ist. Verschwinde aus meinem Augen! Sofort!"
Emilia stand immer noch da.
Ihre Haare waren zerzaust, ihre Wange war rot und angeschwollen, ihre Augen waren voller Tränen. Sie sah hilfloser aus denn je.
"Verschwinde meinetwegen nach Thailand, USA, Europa! Da hast du ja genug Stipendien."
Stipendien? Wovon redete er?
"Vater. Du willst mich einfach wegschicken?!"
-"Deinen Auftritt heute kannst du in die Tonne schmeißen. Doch wichtige Leute wissen, das du trotzdem etwas kannst und können die Stipendium für Musikuni's nicht wegnehmen."
Ich verstand immer noch nichts. Musik... Uni's? USA, Thailand, Europa?
"Vater!"
-"Du wirst bald fortgehen. Denn du bist mir nur eine bittere Enttäuschung."
Er verließ sie und Emilia lehnte sich gegen die Wand.
Ich schaute auf den Boden, meine Fäuste ballten sich zusammen. Ich begriff es.
Ich ging langsam auf sie zu und versuchte mich zu beherrschen.
"Kookie!" Rief sie. Sie spielte die Freude.
"Kookie! Bin ich froh dich zu sehen!"
Sie wischte sich die Tränen weg und hielt eine Handfläche auf ihre Wange, dort wo ihr Vater sie geschlagen hat.
Ich schaute sie emotionslos an.
"Wann wolltest du mir davon erzählen?" Flüsterte ich.
"Was meinst du?"
Ich lachte auf und sah ihr in die Augen.
"Emilia!" Schrie ich und sah wie sie zusammenzuckte.
"Du gehst fort und hast nicht vor gehabt mir davon zu erzählen?!"
-"Kookie..."
Ich fuhr mir energisch durch die Haare.
"Deshalb hast du mir nichts von dem hier erzählt, oder?"
Sie schwieg.
"Ich kann es kaum glauben..."
-"Lass es mich erklären."
Ich schüttelte den Kopf.
"Du vertraust mir anscheinend nicht. Und ich dachte wir wären Freunde... Oder sogar mehr als das."
Emilia's Augen füllten sich wieder mit Tränen. Ihre zitternde Hand griff nach meiner.
"Nein, das ist nicht wahr... Ich..."
-"Weißt du, das freunde einander vertrauen und einen nicht anlügen?" Fragte ich.
Sie schwieg wieder und schaute mir verzweifelt in die Augen, während ihr die Tränen runterliefen.
Ich befreite mich schwerenherzens von ihrer Hand und drehte ihr den Rücken zu.
"Du hast heute nicht nur deinen Vater enttäuscht, Kim Emilia Byul."
Sagte ich Und ließ sie stehen.

A MELODY RIGHT IN MY HEARTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt